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1945 - Krisenfall Robinson

Titel: 1945 - Krisenfall Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbst wenn um Alashan eine Schlacht ausgebrochen war.
    Dazu durfte es jedoch nicht kommen. Unter keinen Umständen. Ein offener Kampf bedeutete das Ende für alles, was sie aufgebaut hatten. Navajo wich nicht von Gia de Moleons Seite. Seine Ernennung zum Bürgermeister hatte ihr nie behagt, und er konnte sich denken, dass sie gerade jetzt ihre Entscheidungen lieber allein treffen wollte. Die ungleichen Partner erreichten den Saal als erste. Danach trafen in kurzem Abstand TLD-Agenten ein: Spezialisten für Undercover-Kriegsführung und für Logistik, Techniker und Experten für Xeno-Psychologie. Die TLD-Syntronik diente als zentrale Schalteinheit. Dutzende von Hologrammen wurden vor die Wände projiziert.
    Stendal Navajo nahm sich in der Saalmitte einen Sessel. „Alles hinsetzen!"kommandierte er. „Ich will hier keine Unruhe haben." Von einer Sekunde zur anderen herrschte völlige Stille. Die Leute im Konferenz-Zentrum, es waren etwa ein Dutzend, starrten ihn an. „Als Bürgermeister der Nation Alashan übernehme ich hiermit das Oberkommando." Er blickte sich um. „Wir nehmen zuerst mit den Dscherro Verhandlungen auf. Vielleicht können wir sie davon überzeugen, dass sie sich das falsche Opfer ausgesucht haben." Die TLD-Spezialisten schwiegen immer noch.
    Dann erklärte Gia de Moleon sachlich: „Stendal ... Du verfügst nicht über Erfahrungen im Kommandobereich. Du weißt nicht, wie man einen Verband von Raumfahrzeugen führt. Du kannst das Oberkommando nicht übernehmen."
    „Ich muss es sogar. Ich bin gewählt."
    „Nein, Stendal", beharrte De Moleon. „Ich werde das nicht zulassen. Du führst das Oberkommando nicht. Ich werde diese Aufgabe selbst übernehmen." Navajo starrte die TLD-Chefin an: eine unauffällige, scheinbar völlig gefühlskalte ältere Frau, der offenbar jedes Gefühl für Demokratie abhanden gekommen war. „Gia, willst du es hier auf eine Machtprobe ankommen lassen?" fragte er fassungslos. „Ja." Navajo kam aus dem Sessel hoch, und einen Augenblick lang standen sie sich unversöhnlich gegenüber. Er blickte in die Gesichter der TLD-Spezialisten, die sich um die beiden Führer von Alashan gruppiert hatten. Als wären die Dscherro plötzlich egal geworden. Was für eine perverse Situation! „Ihr werdet diese Frau arrestieren", ordnete er an. „Führt sie hinaus!" Aber keiner der Spezialisten rührte sich. Stendal Navajo war jetzt klar, dass sie ihm nicht helfen würden. Dies war der Tower des Liga-Dienstes, de Moleons Zentrum der Macht. Er rückte den Zylinder auf seinem Kopf zurecht, dann presste er die Lippen zusammen und stürmte hinaus.
    Der Schacht trug ihn nach oben, in die erste Etage, zu den Gleiterstellplätzen. Seine Privatmaschine stand bereit. Durch das Chaos raste Stendal Navajo ins Freie, über die Brachländer hinweg, in Richtung Innenstadt. Die ursprüngliche Wohnanlage Alashan war kreisförmig angelegt und durchmaß dreizehn Kilometer. Mittlerweile war eine deutliche Anbindung zur umgebenden Stadt Zortengaam entstanden. In seinen Augen hatte sich Alashan in eine wunderschöne, orientalisch anmutende Perle verwandelt. Navajo wollte nicht, dass all das vernichtet. wurde. Er durfte nicht gestatten, dass eine Hardlinerin wie Gia de Moleon den Dscherro Paroli zu bieten versuchte. Dann würde alles in einer Katastrophe enden.
    De Moleon war alt. Für sie hielt der Tod möglicherweise keinen Schrecken mehr bereit. Sie besaß nicht den Funken von Diplomatie, und wie es mit ihrem Menschenverstand aussah, wagte Navajo in diesem Augenblick nicht zu beurteilen. Ein Strom von Gleitern kam ihm entgegen. Die zur Verfügung stehenden Plätze waren von Personen belegt, nicht mit Reichtümern, die irgendwer in Sicherheit brachte. Ein Teil der Menschen näherte sich zu Fuß, ein anderer über die energetischen Förderspuren. Manche nahmen die Luftbusse und Taxischweber.
    Navajo steuerte sein Fahrzeug Richtung Zentrum. In hohem Tempo passierte er die Octavian-Anlage - acht nahe beieinander stehende Wohntürme, die 20.000 Menschen Wohnraum boten. Die Anlage lag wie ausgestorben vor ihm, ein gespenstischer Anblick. Kurz dahinter ragte ein siloartiges Gebäude auf. Er landete auf dem Dach des Regionalzentrums. Ein Antigravschacht brachte ihn nach unten, in die Etagen der Verwaltung. Die Regierungsmitglieder hatten sich bereits versammelt. Es sah aus, als hätten sie bereits auf ihn gewartet. Navajo hatte selten einen Haufen von Leuten gesehen, die einen so ratlosen Eindruck erweckten. Sie

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