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1946 - Der Fünfte Bote

Titel: 1946 - Der Fünfte Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beginnen wolltest, aber dem ist nicht so. Dein Leben ist völlig leer. Es besteht nur noch aus den ätzenden Eiskristallen."
    Grstrain antwortete nicht. Sie schaute ins Leere, nahm ihn gar nicht zur Kenntnis. Irgendwann würde der Einfluss der Kristalle nachlassen, und sie würde wieder zu sich kommen. Aber nur, um sich zu überlegen, wie sie sich Nachschub verschaffen konnte. Neue Kristalle, neue, leere Ekstase. So sehr der Gedanke ihn entsetzte, Ograkk bezweifelte nicht, dass sie stehlen, ja sogar morden würde, um sich das glutheiße Eis zu verschaffen. „Warum ausgerechnet du, Grstrain?" fragte er. Bei den Gharrern war die Gier nach diesen Kristallen kaum ausgeprägt; nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung war von ihr ergriffen.
    Die anderen Völker von Chearth waren viel stärker in Mitleidenschaft gezogen. Auf manchen Welten war die Hälfte aller Bewohner betroffen. Auf zahlreichen Planeten war die Wirtschaft zusammengebrochen; das Volk bestellte keine Felder mehr, arbeitete nicht mehr, verkaufte, was es besaß, um neue Kristalle zu erstehen, und wenn die Leute nichts mehr besaßen, betrogen, stahlen und töteten sie, um sich mit dem Eis verätzen zu können, und sie verhungerten lieber, als dass sie auf das Eis verzichteten. Die Gharrer mochten verhältnismäßig gut davongekommen sein, weil die Konsistenz des Eises, das in Wasserstoffatmern Ekstase auslöste, völlig anders war! als die, die bei Sauerstoffatmern Glückseligkeit hervorrief. Es war schwieriger herzustellen, und die Erzeuger erzielten mit dem Stoff für die Sauerstoffatmer aufgrund der niedrigeren Produktionskosten wesentlich höhere Gewinne. „Hörst du mich, Grstrain?" fragte er. Keine Antwort. Nur ein verzückter Blick ins Nichts. Ograkk betrachtete einige wenige Eisflocken, die noch an Grstrains dünnen, hornartigen Lippen klebten. „Wie Sand", flüsterte er. „Sie sehen aus wie völlig harmloser Sand." Wie der Sand eines namenlosen Planeten, auf dem er als dotterjunger Mann im Auftrag der Logiker ein Attentat auf den Verhandlungsführer der Freidenker hatte verüben sollen.
    Plötzlich musste er an eine Waffe an seinen Händen denken, an einen Hang, von dem sich ein paar Sandkörner lösten, die vor seinem inneren Auge zu einer Galaxis geworden waren, in der eine Vielzahl von Sonnen sich zu Novae entwickelt hatten.
    Du hast nicht geschossen, sagte die Stimme in seinem Kopf. Logiker und Freidenker leben nun friedlich miteinander, und du bist zu einem Flottenadmiral geworden, der ob seiner Loyalität und Zuverlässigkeit von beiden Fraktionen gleichermaßen geschätzt wird. „Ich leide also nicht am Wahnsinn", sagte Ograkk. „Es gibt dich tatsächlich." Die Logik in dir ist noch so stark, dass du dein Leben lang daran zweifeln wirst, flüsterte die Stimme. Und das ist auch gut so, denn manchmal bezweifle ich selbst, ob es mich gibt. Vielleicht bin ich wirklich nur Ausdruck jenes Wahns, der vor fast fünfzehntausend Jahren den Kommandanten befiel, als er die Wlatschiden verschonte. „Was willst du von mir? Warum lässt du mich nicht in Ruhe?" Er sah zu Grstrain. „Habe ich nicht schon genug Probleme?" .Eins darfst du nie vergessen, Ograkk. Die Glut der Ekstase ist tödlich wenn sie nicht durch die ewige Asche des Einerleis erhöht wird. Wer der Glückseligkeit verfallen ist, weiß das nicht mehr. Dementsprechend musst du handeln. Was gebietet die Logik dir, die stets in dir geblieben ist? Ograkk zögerte. „An mir liegt es, die zu finden, die das tödliche Eis vertreiben, und ihnen Einhalt zu gebieten", sagte er dann. „Aber es gibt keinen Hinweis darauf, woher das Eis der Glückseligkeit stammt. Und es war mir trotz all der Schiffe, die ich befehlige, nicht möglich, es herauszufinden." Dir allein nicht, Ograkk.
    Verbünde dich mit den Völkern von Chearth. Toleriert euch nicht nur gegenseitig, sondern bildet einen Bruderbund, der die gesamte Galaxis überdeckt wie Sand einen Felsen in der Wüste! Sucht diejenigen, die euch die Glückseligkeit verkaufen, und setzt ihrem Treiben ein Ende, sonst werdet ihr alle untergehen!
    Abend Der Oberste Kriegsherr Ograkk hätte sich ohne die unterstützenden Funktionen seines Kampfanzugs nicht mehr aufrecht halten können, doch sein Blick war noch völlig klar. Und so kalt wie Eis. Der Cartagener wand sich unter diesem Blick wie eine Ammoniakamöbe, auf die sich der Stiefel eines Gharrers senkte. „Unsere Bauern sind arm", sagte er. „Würden sie keine Eiskristalle züchten, wären sie schon

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