1946 - Der Fünfte Bote
wenn Gefühle ihm angeblich fremd waren.
In Garrons Begleitung befand sich das ebenfalls psibegabte Bluesmädchen Tuyula Azyk. Es galt als Psi-Konverterin und schien die Fähigkeiten des Todesmutanten noch zu verstärken. Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung bezweifelte Residor, dass Garron die Blue als Geisel ansah. Nach seiner Flucht hatte sich die Zahl der Toten die Garrons verwirrtem Geist zum Opfer gefallen waren, auf fast 900 erhöht. Mindestens. Über die Dunkelziffer ließ sich nur spekulieren. „Das ist seltsam, nicht wahr?" sagte Thorssen Grunnwall „Brant hat es doch selbst gesagt: Was interessieren uns Ungeheuer, die in fünfzehn Millionen Lichtjahren ihr Unwesen treiben? Da wäre ein verrückter Massenmörder, der hier und heute die Bevölkerung der Erde bedroht, doch ein viel geeigneteres Wahlkampfthema. Schließlich ist er nur dank der Unfähigkeit der verantwortlichen Regierungsbehörden auf freiem Fuß." Residor nickte. „Ja", sagte er. „Warum kommt Solder Brant nicht mehr auf das Thema Vincent Garron zu sprechen?"
Als Vincent Garron am vereinbarten Treffpunkt materialisierte, wartete Solder Brant bereits auf ihn. Das hatte Garron erwartet. Seine suggestiven Kräfte waren nicht unbegrenzt, Früher hielt die Beeinflussung seiner Opfer maximal zwanzig Stunden an; seit Tuyula zu ihm gefunden hatte, immerhin sechzig. Aber spätestens alle zweieinhalb Tage war eine Auffrischung erforderlich, sonst befreiten die Betroffenen sich allmählich von seinem Bann. Der Todesmutant schaute sich um und stellte fest, dass sie, ganz nach Vereinbarung, allein in dem Büroraum der kleinen Firma waren, den Joskar Jankinnen ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Das Unternehmen gehörte dem Milliardär, allerdings über so viele Ecken, dass sich im negativsten Fall aller Fälle - der Entdeckung der beiden Besucher - die Besitzverhältnisse nicht bis zum Ende der Fahnenstange zurückverfolgen ließen. „Hallo, Solder", sagte Garron. „Freust du dich, mich zu sehen?"
„Nein", bekannte der Kandidat der Liberalen Einheit. Dem Todesmutanten gegenüber antwortete jeder Beeinflusste auf eine direkte Frage stets wahrheitsgemäß. Garron lachte. „Wie schade für dich. Aber glaub mir, ich könnte mir auch etwas Schöneres vorstellen. Zum Beispiel, Farben zu sehen. Und auszumerzen. Was würdest du denn gern Schöneres sehen, Solder?
Unseren gemeinsamen Freund und Gönner Joskar Jankinnen? Mit seinem protzigen Perlamarin in der Nase? Perlamarin, dass ich nicht lache!
Sündhaft teuer, und dann noch der Aufwand, die Edelsteine von ihrer natürlichen Radioaktivität zu befreien bevor man sie sich um den Hals hängen kann! Oder in die Nase stecken. Und das alles nur, weil man so eitel ist!" Er trat an Brant heran und ging langsam um ihn herum. „O ja, ich kenne mich aus. Ich weiß mittlerweile alles über die Solmothen und ihre Liebesbeweise. Aber sag mir, wen würdest du jetzt lieber sehen als mich?"
Solder Brant schwieg. Die Frage war zu ungenau gestellt. Zu offensichtlich rhetorisch. „Wäre dir unsere süße, neue, hübsche Miss Galaxy lieber, Solder? Die kleine Jeena Jamieson? Soll ich sie dir besorgen? Würdest du gern mal mit ihr schlafen, du Held der Liberalen Einheit?"
„Ja", sagte Solder Brant. „Daraus wird leider nichts. Du hast Wichtiges zu tun. Du musst weiterhin in unserem Sinne tätig sein, Solder. Dazu bist du doch bereit, oder? Du möchtest doch gern Erster Terraner werden." Es dauerte ziemlich lange, bis Brant antwortete. „Nein", sagte er dann. „Nicht mehr."
Vincent Garron riss die Arme hoch. „Wie undankbar! Wir machen dich zum mächtigsten Mann in der Galaxis, und du weißt es nicht zu schätzen.
Aber du hast leider keine Wahl, nicht wahr?"
„Nein", antwortete der Beeinflusste. „Ich habe keine Wahl." Garron wandte sich ab und verzog angewidert das Gesicht. Die Suggestion war ein zweischneidiges Schwert. Willenlose Marionetten waren bei weitem nicht so effizient wie freiwillige Mitarbeiter. Aber es hatte sich leider nicht vermeiden lassen, den Willen des Kandidaten der Liberalen Einheit zu brechen. Solder hatte dumm erweise ein Gespräch belauscht, bei dem Jankinnen nicht nur enthüllt hatte, die treibende Kraft hinter Brants Wahlkampf zu sein, um durch ihn - oder mit ihm als ahnungslosem Helferlein - die Macht in der LFT zu übernehmen, sondern auch, für Vincent Garrons Befreiung aus dem Para-Bunker auf Mimas gesorgt zu haben.
Woraufhin Solder Brant, der ehrliche, anständige
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