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1946 - Der Fünfte Bote

Titel: 1946 - Der Fünfte Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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harmlose Treiben von Kindern, die eine natürliche Entwicklung vollziehen, sondern gegen Pilzwesen, die ihr bewusstes Leben mit der vollen Intelligenz eines Erwachsenen beginnen?"
    „Darum geht es nicht", sagte Eleysia. „Chearth verfügt über' genug unbewohnte Planeten, die ideale Lebensbedingungen für die Amaniten bieten. Warum habt ihr euch ausgerechnet einen ausgesucht, der sich in unserer Interessensphäre befindet?"
    „Weil unser Volk arm ist und es sich nicht leisten kann, den Kontakt mit einer weit entfernten Kolonie aufrechtzuerhalten." Die Hyphen des Amaniten bewegten sich wie bei einem hektischen Tanz, und das Pilzwesen drohte mehrmals das Gleichgewicht zu verlieren, konnte sich aber stets abfangen. „Und ohne die relative Nähe des Muttermyzeliums kann das neue sich nicht entwickeln."
    „In diesem Punkt lässt sich Abhilfe schaffen", griff Sagorda, der Meister des Sandes, in die Debatte ein. Er ließ den Blick durch den kreisrunden Großen Saal des Kongresses der Verständigung schweifen. Hunderte der unterschiedlichsten Völker hatten hier einen Sitz, und auch zu dieser Legislaturperiode hatte ein jedes eine Delegation gesandt. Der Frieden in Chearth ließ sich nur bewahren; wenn örtliche Konflikte ausgeräumt wurden, bevor sie sich zu Flächenbränden entwickelten.
    Der Meister des Sandes führte den Vorsitz. Eigentlich war diese Bezeichnung eine Abkürzung; in Wirklichkeit war er der Großmeister des Ordens des Sandes, der es sich seit Jahrzehntausenden zur Aufgabe gemacht hatte, einerseits den Frieden und die Kooperation aller Völker von Chearth zu sichern und andererseits die Erinnerung an Nisaaru nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Auch wenn nicht alle, ja nicht einmal die meisten der zahlreichen Spezies dieser Galaxis hinter dem religiösen Aspekt des Ordens standen, den weltlichen wussten sie durchaus zu schätzen, und die Gharrer, die den Großteil der Ordensmitglieder ausmachten, verstanden es sehr wohl, das eine vom anderen zu trennen.
    Sagorda sprach, und die anderen schenkten ihm Gehör. „Es ist für die Völker von Chearth nur ein geringes Opfer, den Amaniten moderne Raumschiffe zur Verfügung zu stellen, die den Kontakt zwischen der Kolonie und dem Muttermyzelium gewährleisten. Wir erklären uns bereit, den Erwerb und die Wartung dieser Schiffe zu finanzieren, und die Kraniopoden werden im Verlauf der nächsten Jahrzehnte beim Verkauf ihrer Erfindungen zwei Prozent Rabatt gewähren, bis die ursprünglichen Kosten abgedeckt sind."
    „Zwei Prozent!" rief Eleysia. „Das ..."
    Er verstummte, als ein Kongressbote durch die Reihen der Delegierten schritt, vor Sagorda stehenblieb und dem Gharrer etwas zuflüsterte. Mit einemmal herrschte Totenstille im Saal; dieser Verstoß gegen die guten Sitten konnte nur bedeuten, dass sich irgendwo in Chearth etwas von überragender Bedeutung zugetragen hatte. „Tauschen wir jetzt schon Geheimnisse aus?" machte Gregiles, der Abgeordnete der Wlatschiden, den Meister des Sandes auf die Unhöflichkeit aufmerksam. „Fördern wir durch Tuscheleien die Paranoia der Ungefestigten?"
    Sagorda erhob sich. In seinem unförmigen Schutzanzug maß der Gharrer fast an die zweieinhalb Meter; eine imposante Gestalt, die nun jedoch plötzlich zögerlich und unsicher wirkte. Er trug einen Schutzanzug, weil die Mehrheit der Delegierten Sauerstoffatmer waren und er als Gharrer ihnen den Vorteil ließ - auch wenn er der Vorsitzende war. „Nein, das tun wir nicht", wandte er sich an die Kongressmitglieder. „Man hat mir soeben mitgeteilt, dass sich Fremde im Orbit der Kongresswelt befinden. Sie behaupten, aus einer anderen Galaxis zu stammen, und man hat solche wie sie in Chearth tatsächlich noch nie gesehen. Die drei Schiffe ihres Konvois scheinen den unseren Modellen mindestens gleichwertig, wahrscheinlich aber weit überlegen zu sein, und die zurückberechneten Kursvektoren bestätigen ihre Angaben. Sie behaupten, uns vor einer Gefahr von kosmischer Bedeutung warnen zu wollen. Sollen wir sie empfangen?" Die Delegierten schwiegen, sahen sich an.
    Der Meister des Sandes konnte sich genau vorstellen, was jetzt durch ihre Köpfe ging. In Chearth war alles ruhig. Seit Jahrtausenden herrschte Einheit und Frieden in der Galaxis. Was also bezweckten die Fremden mit ihrem ominösen Gerede? Ihm, dem Eingeweihten, dem Obersten des ausgewählten Kreises, stellte sich jedoch eine ganz andere Frage: War etwa der Zeitpunkt der Prüfung gekommen?
     
    *
     
    Die Fremden

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