1947 - Finale in Mirkandol
sich noch erweisen müssen", sagte Bré Tsinga nachdenklich. Sie dachte an den bevorstehenden Auftritt von Mhogena vor dem galaktischen Forum. Viel wenn nicht alles hing davon ab ...
5.
Tuyula Azyk gab ein piepsendes Geräusch der Erleichterung von sich, als sie die Hyperraumsenke endlich verlassen durfte. Es gefiel ihr darin nicht, ganz und gar nicht, und nicht nur einmal begann sie Vincent Garron dafür zu hassen, dass er sie in dem düsteren „Raum"verschwinden ließ. „Willkommen auf Arkon I", sagte Vincent Garron freundlich. „Du hast es hinter dir, Tuyula. Wir sind am Ziel." Tuyula Azyk konnte spüren, dass Vincent Garron hyperphysikalisch aktiv war, während er mit ihr redete. Und sie war damit sehr zufrieden. Es konnte keinen Zweifel mehr geben: Ihre eigenen Fähigkeiten hatten das Potential ihres großen Freundes erweitert und erheblich verstärkt. Der Gedanke erfüllte die junge Blue mit Freude.
Das Bluesmädchen blickte sich um. Garron hatte sich in einem Bungalow einquartiert, der bisher nicht benutzt worden, aber komplett eingerichtet und ausgestattet war. Es fehlte an nichts, was den Komfort betraf.
Tuyula Azyk durchwanderte die einzelnen Räume und suchte nach einem geeigneten Raum für sich selbst. Dort wollte sie sich aufhalten, wenn Garron sie nicht brauchte. Es kam häufiger vor, dass Garron sie bei seinen Geschäften nicht brauchen konnte, und nicht selten hatte er Tuyula dann in eine Hyperraumsenke gesperrt. Spätestens nachdem sie in einer solchen Senke den getöteten Agenten Flake gefunden hatte, jagten ihr diese „Gebilde" starke Angst ein. Tuyula fand einen Raum, der ihr behagte. Er war zwar ein wenig niedrig geraten für eine junge Blue, aber Tuyula Azyk steckte noch in der Wachstumsphase; obendrein war sie von Natur aus ein bisschen kleinwüchsig. Wenn nur diese Stimmungsschwankungen nicht gewesen wären...
Tuyula Azyk hatte begriffen, dass sie mitten in der Pubertät steckte und dass mit ihrem Körper seltsame Dinge geschahen. Dass zu den körperlichen Veränderungen auch seelische Umstellungen gehörten, das hatte sie gehört, gelesen und ebenfalls begriffen. Aber diese Umstellung gedanklich zu erfassen und in der Realität zu durchleben waren zweierlei Dinge. In ihrer Gefühlswelt traten Abweichungen und Schwankungen auf, die sie ratlos und unsicher machten. Mal gruselte es ihr davor, von Garron in einer Hyperraumsenke eingeschlossen zu werden, mal erschien es ihr eine willkommene Zuflucht im allgemeinen Durcheinander zu sein, eine durchaus angenehme Möglichkeit, von allem nichts mitzubekommen. Mal bewunderte und verehrte sie Garron als einen großen Menschen und Mutanten, dann wiederum beschlichen sie Zweifel, und sie machte sich Sorgen, ob der Multimutant eigentlich noch zurechnungsfähig sein konnte.
Das Schlimmste war, dass diese Ansichten so häufig wechselten. Wenn sie Garron hasste, dann aus tiefster Seele, und es schien kein Zweifel möglich, dass dies die einzige angemessene Reaktion auf sein Verhalten war. Aber wenn der Hass verschwand, waren ihre Gefühle von Bewunderung und Anerkennung ähnlich stark und auch ebenso unbezweifelbar. Und am schlimmsten war es in der Übergangsphase... Rein intellektuell war Tuyula Azyk soweit, dass sie begreifen konnte, was mit ihr geschah. Aber in der Prozedur des seelischen Wachstums selbst half ihr diese Einsicht einfach nicht weiter. Langsam kehrte sie zu Garron zurück.
Der Mutant hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht, die Augen waren geschlossen. Sein Gesicht wirkte angespannt. Tuyula Azyk schaltete sich in den Vorgang ein und bekam mit, wie Garron eine ganze Reihe von Angestellten in Mirkandol mit Suggestivimpulsen bearbeitete. Früher, also noch vor Wochen, hatte der Mutant jeweils einen konzentrierten Blickkontakt gebraucht, bevor er jemanden beeinflussen konnte. Das war nach wie vor nötig; deshalb hatte sich Garron auch tagelang per Telep0l1ation durch Mirkandol bewegt, um mit möglichst viel Wachleuten und Angehörigen des Service-Personals in Kontakt zu kommen. Jetzt war es nur noch nötig, diese Suggestionen aufzufrischen. Er musste die Beeinflussten dazu nicht mehr anschauen; es reichte, wenn ihm Tuyula durch ihre Anwesenheit genügend psionische Energie zuführte.
Die Potentialsteigerung war wirklich bemerkenswert. Garron konnte nunmehr gleichzeitig seine Marionetten beeinflussen und steuern, sich aber ebenso gedanklich mit den Solmothen befassen - und das tat er gerade, wie seine veränderte Mimik
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