1947 - Finale in Mirkandol
Kraft, die Garron äußerst nervös machte. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was diese Kraft war, wie sie wirkte und ihn beeinflusste, aber er spürte ihre Anwesenheit deutlich.
Und diese Ausstrahlung, die auf ihn so völlig fremd und bedrohlich wirkte, ging allem Anschein nach von Mhogena aus. Der kleinen Maahk-Kolonie auf Mirkandol war Garron bisher sehr säuberlich aus dem Weg gegangen, aber irgendwie war Mhogena immerzu zur Stelle und beeinflusste seine Parakräfte - und zwar auf eine ebenso unerklärliche wie wirkungsvolle Art und Weise. Der Todesmutant musste mitunter einen geraumen Teil seiner seelischen Kräfte allein darauf verwenden, sich dieser Beeinflussung zu entziehen - etwas, das ihn störte, ihn irritierte und überaus nervös machte.
Vincent Garron machte auf Tuyula Azyks harmlose Frage eine unwillige Gebärde. „Willst du nicht darüber sprechen, Vincent?" fragte das junge Bluesmädchen weiter. „Nein, jetzt nicht!" fauchte Garron gereizt. Er kam an Mhogena nicht heran, auch nicht richtig an die Solmothen. Allerdings hatten sich Garrons para physikalische Bemühungen darauf beschränkt, seelischen Kontakt zu den Solmothen herzustellen, auf mehr hatte er verzichtet. Wenn er sich erst richtig auf die Solmothen konzentrierte, mit aller Kraft auf sie einwirkte - dann war es um die Wasserbewohner geschehen, das stand für Vincent Garron fest. Vor allem, wenn seine Fähigkeiten und Begabungen auch weiterhin durch Tuyula Azyk unterstützt und gefördert wurden. Langsam kehrte wieder Ruhe in seine Gedanken ein.
Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, nicht die geringsten. Gut, es würde einen gewissen Widerstand zu überwinden geben, aber was zählte das schon. Schließlich war er Vincent Garron, den man den Todesmutanten nannte. Was für ein alberner Name ... „Vincent?" Garron öffnete die Augen und starrte Tuyula Azyk an. „Was gibt es?" fragte er barsch. „Ich meine, du solltest die Solmothen kontaktieren", schlug Tuyula Azyk ahnungslos vor. „Es könnte für dich von Vorteil sein." Garron machte eine abwehrende Handbewegung. „Alles zu seiner Zeit", stieß er unwirsch hervor. „Nicht jetzt, nicht heute. Ich werde es dir sagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.." Seine Stimme wurde scharf. „Und Jetzt gib Ruhe, oder ...!"
Er ließ den Satz unvollendet, aber was er hatte sagen wollen, war auch so klar und deutlich. Halt den Mund, oder ich stecke dich wieder in eine Hyperraumsenke! Tuyula Azyk schluckte betroffen und schwieg dann vorsichtshalber. Vincent Garron stand auf und begann langsam im Raum auf und ab zu gehen. Seine Bewegungen drückten Anspannung aus. Er musste noch warten, das verlangte die Vernunft. Aber es fiel ihm so unerhört schwer, ruhig zu bleiben. Ob er wollte oder nicht, immerzu hatte er das irritierende Farbbild der Solmothen vor Augen. Es ließ ihm einfach keine Ruhe. „Wartet!" murmelte Vincent Garron mit zusammengebissenen Zähnen. „Wartet nur!"
6.
Cistolo Khan ließ sich in seinen Sessel fallen und streckte die Beine von sich. Dabei stieß er einen langen Seufzer aus. Bré Tsinga, die den Platz neben ihm belegt hatte, lächelte den LFT-Kommissar freundlich an. „Erleichtert, dass es jetzt endlich los geht?" erkundigte sie sich. Cistolo Khan runzelte die Brauen, zögerte kurz - und nickte dann. „In gewisser Weise schon", sagte er leise. „Heute Abend werden wir vielleicht wissen, wie das Galaktikum sich entscheiden wird."
„Du glaubst, dass es so schnell gehen wird?" fragte Bré Tsinga erstaunt. „Ich hatte gedacht, man würde tagelang darüber debattieren."
Cistolo Khan machte eine wegwerfende Gebärde. „Natürlich wird man darüber debattieren, tagelang, wochenlang, vielleicht monatelang. Aber die ersten Diskussionsbeiträge werden bereits klarstellen, wie die letztliche Entscheidung ausfallen wird. Die Hilfe, die Mhogena braucht, muss ziemlich schnell auf den Weg gebracht werden, nicht erst nach einem halben Jahr voller Debatten, Diskussionen, Tagungen von Fachleuten und diplomatischem Notenwechsel. Wenn Arkon beispielsweise heute erklären lässt, dass man die Sache eingehend prüfen will, heißt das im Klartext erst einmal nein. Kann sein, dass Arkon seine Meinung später ändern wird, aber bis dahin wird Zeit vergehen, Zeit, die Mhogena nicht hat."
„Und für wie gut hältst du Mhogenas Standpunkt?" Cistolo Khan zuckte mit den Achseln. „Mich hat er überzeugt", gab er dann zu. „Weitgehend. Ich habe zwar Bedenken, aber
Weitere Kostenlose Bücher