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1948 - An den Grenzen der Macht

Titel: 1948 - An den Grenzen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Augen kullerten Tränen.
    „Es ist alles sein Werk", schluchzte er. „Er treibt mich in den Wahnsinn."
    „Joskar Jankinnen?" fragte Tuyula, obwohl sie es besser wußte.
    Vincent hob den Kopf und lachte. Gleichzeitig wischte er sich die narbigen Wangen trocken.
    „Mhogena. Der Gharrer hat mich herausgefordert. Nun gut, ich nehme die Herausforderung an."
     
    *
     
    Vincent schleppte Tuyula durch die Korridore des Schiffes in jene Richtung, in der sie den Gharrer vermutete. Der Mutant schien es kaum erwarten zu können, endlich das Gefängnis dieses Wesens zu erreichen. Auf das Bluesmädchen nahm er dabei keine Rücksicht.
    „Du tust mir weh", jammerte Tuyula. „Wenn du weiter drückst, brichst du mir die Hand."
    Vincent achtete nicht auf ihren Protest. Vermutlich war es ihm egal, wenn sie ihre Hand hinterher nicht mehr benutzen konnte. Oder er war geistig abwesend und hörte ihr gar nicht zu.
    Tuyula Azyk ergab sich stumm in ihr Schicksal, das sie anscheinend unwiderruflich an den Olymp-Geborenen band. Das auflodernde Feuer inneren Widerstands schmolz übergangslos zu einem winzigen Glutpünktchen. Wenn sie Vincent verlor, würde sie niemals wieder ein Wesen finden, das ihr wenigstens teilweise Beachtung schenkte. Ohne den Mutanten wäre sie längst in die Bedeutungslosigkeit versunken, irgendwo auf Terra gestrandet, ohne Ziel und ohne. Geld.
    „Warum willst du nicht einsehen, daß ich längst kein kleines Mädchen mehr bin?" fragte sie unvermittelt. „Vincent, ich könnte soviel für dich tun. Du müßtest nicht länger als vielfacher Mörder auf der Flucht sein. Du könntest deine Kräfte in den Dienst der guten Sache stellen." ,Sein Kopf fuhr herum. Er musterte sie höhnisch.
    „Ach ja? Ich brauchte mich nicht mehr für die vielen Toten zu rechtfertigen? Ich kenne nur einen einzigen Ort im Universum, an dem dies möglich ist. Quotors Reich."
    „Der Hyperraum?"
    Er nickte und ging ein wenig langsamer.
    „Eine Hyperraumsenke, so groß wie ein Sonnensystem oder eine ganze Galaxis.
    Angefüllt mit allem, was ich mir schon immer erträumte."
    Er war verrückt, völlig verrückt, aber Tuyula vermied es, ihm das ins Gesicht zu sagen.
    Vincent schritt noch verhaltener als bisher aus, und schließlich hielt er an.
    „Wenn du schon nicht weitergehst, dann laß mich wenigstens los. Du tust mir noch immer weh."
    Tuyula wunderte sich über die Selbstsicherheit, mit der sie sich ihm gegenüber verhielt.
    Er schien es nicht zu merken. Übergangslos gab er ihre Hand frei.
    „Er blendet mich!" stieß er hervor. „Der Gharrer reflektiert meine Fähigkeiten. Ihm habe ich es zu verdanken, daß mir die Marionetten auf Arkon entglitten."
    Garron ballte die Hände zu Fäusten und streckte sie Tuyula entgegen.
    „Tu etwas dagegen!" schrie er sie an. „Wozu bist du Psi-Konverterin? Es muß dir doch möglich sein, seine Versuche ins Gegenteil zu verkehren. Los, vorwärts mit dir!"
    Er schubste sie davon, trieb sie Vor sich her und malträtierte ihren Rücken mit hektischen Faustschlägen. „ Tuyula begann wieder zu rennen. Vincent machte keine Anstalten, ihr zu folgen. Er sank dort zu Boden, wo er gestanden war. Er barg das Gesicht in den Händen und schluchzte.
    „Er hat verhindert, daß ich alle drei Solmothen töten konnte. Quotor wird mir zürnen."
    „Quotor ist ein Phantom, Vincent!" rief sie. „Er existiert nur in deiner Phantasie."
    Garron ließ die Hände sinken.
    „Du sprichst schon wie Jankinnen", sagte er vorwurfsvoll. „Sag so etwas nie wieder, kleine Tuyula!"
    „In diesem einen Punkt hat er aber recht." Tuyula kehrte zu Vincent zurück, achtete aber darauf, daß sie nicht in die Reichweite seiner Hände kam. „Sieh es doch mal von der anderen Seite. Vielleicht hat dir das Schicksal Mhogena geschickt, damit er dir die Grenzen der Macht aufzeigt. Du bist nicht allmächtig, Vince."
    „Er ist glitschig wie ein Fisch. Jedesmal, wenn ich ihn angreifen will, entgleitet er mir."
    „Akzeptiere es einfach! Du hast grundlos gemordet. Vielleicht zieht er dich zur Verantwortung."
    Vincent Garron lehnte sich gegen die Wand, schloß die Augen. Er verschränkte die Hände ineinander und rührte sich nicht mehr. Tuyula vermochte nicht zu sagen, wie lange er so auf dem Boden saß. Gerade, als sie beschloß, ihn allein zu lassen und sich ein Versteck zu suchen, öffnete der Mutant die Augen. Ein durchdringender Blick traf sie.
    „Was hast du gesagt?" fragte er gefährlich leise.
    „Daß du es akzeptieren sollst.

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