1950 - Thoregon Sechs
Geräten.
Lautlos schob sie sich in den Zwischenraum zwischen zwei Aggregateblöcken.
An dieser Stelle war sie gegen Blicke aus drei Richtungen geschützt.
Richtung Nummer vier war der Schwachpunkt. Und genau von dort näherte sich eines der Geschöpfe.
Mondra sah den humanoid wirkenden Oberkörper auftauchen. Die Augen bewegten sich in den Schießschartenöffnungen hin und her.
Der Korrago mußte sie sehen.
Sie konnte nicht mehr aufspringen und fortlaufen; bevor sie aus dem engen Zwischenraum heraus war, hatte das Robotgeschöpf Zeit für ein Dutzend Schüsse.
Mit ohnmächtiger Wut dachte sie an ihren Strahler. Monkey, du Mistkerl. Der Oxtorner hatte ihr das Magazin absichtlich gegeben.
Sie wußte, daß sie ungerecht war, doch sie zog sich an dem Gedanken hoch, jemand anders sei schuld an ihrem Unglück.
Sie hatte sein unbewegtes Gesicht vor Augen. Den starren Linsenblick im Augenblick der Übergabe.
Das Gefühl, von ihm herablassend behandelt zu werden. Neurotische Närrin. 85 Prozent Ladekapazität, reicht für hundert Jahre.
Und dann fiel ihr ein, was sie mit dem alten Magazin angestellt hatte. Mondra Diamond zuckte heftig zusammen. Ihr Mund wurde trocken.
Das alte Magazin... Sie besaß; es noch. Es war in ihrer Brusttasche. Sie hatte es achtlos weggesteckt, als vermeintlich unbrauchbaren Ausrüstungsgegenstand.
Mit der linken Hand schlug sie auf den Griff des Thermostrahlers. Sie ließ Monkeys Magazin aus ihrer Waffe gleiten, faßte es mit spitzen Fingern, wollte es in eine Seitentasche schieben.
Sie traf die Tasche nicht. Ein zweites Mal der Versuch, die Tasche blieb verschlossen. Mondra hätte schreien mögen. Am liebsten hätte sie das Magazin weggeworfen, doch der Roboter hätte es gehört.
Es war ohnehin zu spät. Der Korrago sah sie.
Jetzt.
Das Geschöpf kam näher. Ein dumpfes Geräusch drang aus seiner Brust, das sie sich nicht erklären konnte. War der Korrago nicht einsatzfähig? Auf Mondra wirkten seine Schritte nicht sicher, sondern irgendwie schwankend, auch wenn das eigentlich unmöglich war.
Mondra ließ das Magazin fallen.
Sie riß mit fliegenden Fingern die Brusttasche auf, förderte das Originalmagazin zutage, schob es in den Magazinschlitz und fixierte es mit einem Schlag von unten.
Der Korrago hob seine Arme. Die Gelenke mündeten nicht in Händen, sondern in Strahlwaffen.
Ein fürchterlicher Blitz ließ sie für eine Sekunde blind werden, bis der Helm automatisch auf Filterwirkung schaltete.
Die Anzeige ihres Paratrons schnellte auf doppelte Überlast.
Mondra hob den Strahler, zu 85 Prozent geladen, und richtete den Lauf auf den schwankenden Korrago.
Sie preßte den Knopf für Dauerfeuer.
Es dauerte nur zwei Sekunden, dann flogen schwarze Gewebefetzen und Einzelteile in alle Richtungen.
Mondra Diamond hörte sich schreien. Sie stoppte erst wieder, als der Korrago Asche war.
Mit Gewalt löste sie ihren Zeigefinger vom Feuerknopf. Gegner Nummer eins war zerstört.
Doch da waren immer noch zwei; genug für eine einzelne TLD-Agentin.
Sie zwängte sich aus dem Zwischenraum auf den Gang hinaus.
Da kam bereits der zweite Korrago heran. Sie gab einen Schuß ab, ohne jedoch zu treffen.
Die Salve des Korrago war besser gezielt. Mondra fühlte sich von einer unwiderstehlichen Gewalt zwischen zwei Maschinen gewirbelt.
Kriechend brachte sie sich in Sicherheit. Sie hatte nur noch eine Möglichkeit, weg von der rückwärtigen Hallenwand, in Richtung Korridor.
Einer der zwei verbliebenen Korrago rannte ihr direkt vor den Strahler. Mondra löste ihren Thermostrahler aus, und sie konnte beobachten, wie einer der schwarzen Waffenarme vom Körper des Korrago abgerissen wurde.
Das Robotwesen wurde herumgewirbelt. Es rutschte über den Boden und kam in einer fließenden Bewegung wieder hoch.
Der andere Waffenarm ruckte nach oben.
Mondra schoß noch einmal, und diesmal riß ihre Garbe den zweiten Waffenarm zur Seite.
Sie hielt auf die Körpermitte, auf den Kopf mit den Schießschartenaugen. Der Korrago explodierte.
Mondra Diamond machte sich klar, daß sie ihre zwei Erfolge nur den Maschinen verdankte. Die Kampfkorrago nahmen Rücksicht auf die Fabrik; sie aber scherte sich nicht um das, was sie nebenher zerstörte.
Einer ist noch übrig.
Mondra schlich in Richtung Korridor. Alle Winkel der Halle im Auge zu behalten war ihr nicht möglich.
Und dann passierte der Fehler doch noch.
Sie konnte plötzlich nichts mehr sehen. Ihr Paratron leuchtete in einem optischen Gewitter,
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