1950 - Thoregon Sechs
immer auch eine Geschichte großer Schlachten. Im distanzierten Rückblick fällt die Beschreibung häufig verklärend aus. Oft werden nur die Führer der verschiedenen Parteien genannt.
In den Annalen heißt es, Perry Rhodan habe den Krieg gegen die Meister der Insel gewonnen.
Rhodan hat seine Flotte zum Sieg gegen die gelben Götzen geführt. Rhodan besiegte die Insektenkönigin der Ploohns.
In Wahrheit birgt jede Schlacht unzählige Augenblicke, unzählige Fährnisse, an denen das Gelingen scheitern kann.
Ohne einen Reginald Bull hätte es keine Menschheitsgeschichte nach dem Atomzeitalter gegeben.
Ohne Alaska Saedelaere wäre Goedda niemals besiegt worden. Der Kampf um Alashan hätte kein erfolgreiches Ende genommen, wären nicht unzählige Menschen ohne einen bekannten Namen für das Überleben ihrer Stadt aufgestanden.
Perry Rhodan ist sich dieser Tatsache bewußt.
(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Appendix V, Psychosozialer Analyseansatz - über einen zeitlosen Helden.) Rhodan öffnete die Augen. Es fiel ihm sehr schwer, und er konnte anfangs nur Schemen erkennen.
Er wunderte sich, daß er noch am Leben war. In seiner Schulter pochte der Zellaktivator.
Wahrscheinlich verdankte er es dem Chip, daß er unter 3,8 Gravos Schwerkraft noch einmal zu Bewußtsein kam.
Etwas schmeckte nach Blut. Er mußte sich auf die Zunge gebissen haben. Die Zunge war allerdings nicht abgerissen, sondern nur leicht verletzt.
Allmählich klärte sich sein Blick.
Er starrte direkt in das befremdlich wirkende Gesicht eines Korrago. Die Augen, die sich in den bekannten Schießschartenelementen bewegten, waren direkt auf Rhodan gerichtet. Die beiden Waffenhände zielten auf seinen Kopf.
Und dennoch wirkte der Korrago unbelebt.
Rhodan machte sich klar, daß irgend etwas das Geschöpf mitten in der Bewegung eingefroren hatte.
Der Terminierungsbefehl, überlegte er.
Der Algorithmus mußte den Korrago voll erwischt haben, und zwar in dem Augenblick, da er den bewußtlosen Terraner hatte erschießen wollen.
Rhodan tastete nach dem Regler für den Antigrav. Es fiel ihm sehr schwer, weil sein Arm ohne technische Unterstützung bei 3,8 Gravos zwanzig Kilo wog.
Er schob den Regler bis zum Anschlag hoch. Das Gefühl, von einem Tonnengewicht zerquetscht zu werden, machte plötzlich einer unnatürlichen Leichtigkeit Platz.
Mit ein bißchen Glück war das gesamte Schlachtschiff lahmgelegt, auf dem er gestrandet war.
Rhodan blieb dennoch bewegungslos liegen.
Seine Anzugsysteme waren nicht beschädigt. Der verabredete Sturm auf die SOL begann in weniger als einer halben Stunde.
Rhodan trank einige Schluck Wasser. Er zerkaute einen Konzentratwürfel und hoffte, daß sein Körper die Nährstoffe schon wieder in Energie umsetzen konnte.
Kurz bevor er sich aufsetzen wollte, lief eine deutlich fühlbare Vibration durch den Untergrund.
Rhodan vergaß die Vorsicht. Er kam auf die Beine, fühlte sich eine Sekunde lang schwindlig, dann aktivierte er seinen Paratron.
Das Schlachtschiff war knapp einen Kilometer hoch. Man hatte von hier aus einen unbegrenzten Blick auf eine brennende Landschaft.
Century I war dem Untergang geweiht. Der Terminierungsbefehl zeitigte verheerende Wirkung, bevor der Atombrand noch eingetroffen war.
Nur die SOL konnte Rhodan nicht erkennen. Ein aufsteigender, vielfach sich verästelnder Explosionspilz versperrte ihm die Sicht.
Die Vibration verwandelte sich in ein scharfes Rütteln.
Und dann sah er, wie die Landschaft um eine Winzigkeit zur Seite kippte.
Das Schlachtschiff! Es startete!
Mit bemitleidenswert geringen Werten hob es vom Boden ab. Rhodan fühlte sich einem infernalischen Lärmorkan ausgesetzt, der die dicke Luft von Century I zum Schwingen brachte. Ein heftiger Ruck warf ihn von den Beinen.
Er rutschte von der Polkuppe abwärts, anfangs langsam, dann mit steigender Geschwindigkeit.
Rhodan aktivierte sein Flugaggregat.
Doch der gewaltige, birnenförmige Körper tat einen Satz vom Boden weg, und er fühlte sich wie ein trockenes Blatt Laub in seinen Sog gezogen.
Rhodan prallte mit hoher mechanischer Wucht gegen die Wandung. Der Ruck blieb kurz unterhalb 20 Gravos und wurde vom Andruckabsorber aufgefangen.
Endlich brachte er den Anzug unter Kontrolle.
Mit maximalem Schub entfernte er sich seitwärts. Der Sog konnte ihn nicht mehr halten. In wenigen Sekunden brachte er mehrere hundert Meter Distanz zwischen sich und das startende Raumfahrzeug.
Das
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