1950 - Thoregon Sechs
Schlachtschiff stemmte sich mit unregelmäßigen Schubwerten himmelwärts.
Nicht ganz einen halben Kilometer entfernt hob ein zweites Raumschiff vom Boden ab - beide Schiffe offenbarten dieselben Probleme: Entweder waren ihre Triebwerke beschädigt, oder die Steuerelemente funktionierten fehlerhaft.
Rhodan sah die Schiffe in der Luft zusammenstoßen.
Das erste zerbrach in zwei Teile. Aus seinem Rumpf wurde die Glut durchgehender Reaktoren geschleudert.
Dann platzte der Rumpf von Nummer zwei.
Die beiden Schlachtschiffe stürzten in einer nur scheinbar langsamen Parabelbewegung auf den Boden zurück.
Ein Gebiet, halb so groß wie eine irdische Stadt, wurde von atomarer Glut und einer nachfolgenden Welle aus Kompression und Dekompression in Staub verwandelt.
Rhodan war viel zu nahe dran. Er versuchte, seinen Anzug mit Triebwerk und Paratron in der Luft zu halten.
Mit dem Strom wirbelte er in Richtung Süden, und als es aufhörte, war er mehr als hundert Kilometer von seinem Ziel entfernt.
*
Mondra Diamond brauchte ein paar Sekunden, bis sie den Anblick verdaut hatte.
Der dunkle Schatten aus dem Korridor, der Kampfkorrago, die automatischen Energiekanonen - das alles war innerhalb einer Sekunde aufeinandergetroffen.
Und nun war der Korrago Asche, die Geschützbatterien waren vernichtet. Die Gestalt aus dem Korridor hatte sich als Monkey erwiesen.
Ausgerechnet.
Mondra schüttelte ohne Verständnis den Kopf. Sie wußte nicht, wie der Oxtorner hierherkam und weshalb er in einen Kampf eingegriffen hatte, der bereits zu ihren Gunsten entschieden gewesen war.
Es stank nach verbranntem Fleisch.
Mondra hoffte verzweifelt, der Geruch möge ausschließlich von den Überresten des Korrago stammen.
Monkey lag regungslos in einem Trümmerfeld. Einen menschlichen Körper hätte man nur noch mit robotischer Hilfe identifiziert; der Oxtorner dagegen existierte noch in einem Stück.
Sein Schutzanzug war verbrannt. Monkeys Körper war von einer undefinierbaren Schicht überzogen, die Mondra für verkohlte Haut hielt, die aber ebensogut Dreck sein konnte.
Mit einem Kloß in der Kehle beugte sie sich zu ihm hinab.
„Monkey..."
Keine Anwort, natürlich nicht.
Der Oxtorner lag seltsam verkrümmt auf der Seite. Sie strich mit den Fingerspitzen über seine Stirn, und sie stellte fest, daß an ihren Handschuhen eine dicke Schicht Staub hängenblieb. Darunter kam ein Stück samtbraune Haut zum Vorschein.
Mondra säuberte den Schädel notdürftig. Seine leeren Augenhöhlen, in denen die künstlichen Sehorgane fehlten, boten einen häßlichen Anblick. Ansonsten war das Gesicht nicht beschädigt.
Es war nicht zu begreifen, aber Mondra entdeckte keine Wunde an dem Mann.
Sie zog einen Handschuh aus. Mit der bloßen Hand tastete sie über seine Schläfen. Ihr Mund wurde plötzlich trocken, als sie eine Reaktion spürte.
Etwas an ihm hatte gezuckt. Sie erinnerte sich daran, daß oxtornische Herzen extrem selten schlugen.
Eine halbe Ewigkeit lang wartete sie, ob es noch einmal passierte: Danach war sie sicher, daß Monkey tatsächlich Pulsschlag hatte.
Es konnte nicht sein. Er mußte tot sein, aber er war es nicht.
Mondra stellte sich neben ihn und versuchte, ihn auf den Rücken zu wälzen. Der Oxtorner bewegte sich keinen Millimeter.
Sie machte sich klar, daß Monkey bereits unter einem Gravo eine Tonne wog. Bei 3,8 Gravos war es logischerweise 3,8mal soviel.
Mondra war sicher, daß die Schwerkraft ihm nicht zu schaffen machte. Auf Oxtorne mußte er weit höhere Werte ertragen. Die Luft war für ihn atembar.
Fragte sich nur, wie sie ihn aus dem Korridor ins Freie transportieren sollte.
Und wenn es ihr gelang, was dann? Woher sollte man medizinische Hilfe für einen Oxtorner bekommen? Jedes Skalpell wäre an seiner Haut zerbrochen. Man konnte keine Sonden in sein Gewebe einführen, und man konnte ihn ohne Spezialwerkzeug, das in eine Stahlfabrik gehörte, nicht operieren.
Mit einem SERUN hätte Mondra es leichter gehabt.
Der Standard-Schutzanzug besaß jedoch keine Kraftmultiplikation und keine Hydraulik.
Mondra dachte darüber nach, ob sie das Feld ihres Antigravs auf zwei Personen ausdehnen konnte.
Sie mußte dazu das Gehäuse öffnen - und sie besaß kein Werkzeug, um es wieder zu schließen.
Was, wenn sie ihren Antigrav Monkey gab?
Dann war der Oxtorner schwerelos. Sie mußte nur noch seine hohe Masse in Schwung bringen.
Der Nachteil war, daß sie selbst nicht lange ohne Antigrav auskam.
Mondra
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