1951 - Das Reich der Puppen
19h11 Standardzeit
Dümmliche Gerüchte gab es überall auf der Welt, nicht nur unter den TLD-Agenten Alashans. In diesem Fall betrafen sie Monkey, aber er machte sich nichts daraus. Sie existierten nicht erst, seit der Stadtteil von Terrania nach Thorrim versetzt worden war.
Einerseits wollten die Erzähler solcher Gerüchte ihre Zuhörer glauben machen. daß es sich bei dem Oxtorner um ein gefühlloses, eiskaltes Wesen handelte. Andererseits besagten sie, daß ein Mann wie er nicht in einen Geheimdienst paßte, weil er zu unberechenbar sei.
Das war alles Unsinn, und niemand wußte das besser als Monkey selbst. Als er zur Abteilung Null gehört hatte, war er nie eingesetzt worden. Seine Vorgesetzten hatten ihn zwar zum Mörder ausgebildet, aber nie eingesetzt. Seither galt er aber als menschliche Kampfmaschine.
Die metallenen Augen starr auf die Wärmespur gerichtet, eilte er den Schacht entlang.
Die Wahrheit bestand darin, daß er sich seit jenem schweren Unfall verändert hatte. Es lag nicht einmal an den künstlichen Augen, sondern an dem, was die Veränderung des Sehvermögens in seinem Innern ausgelöst hatte.
Flüchtig tauchte ein lange verdrängtes Bild vor seinem inneren Auge auf. Sie hatten ihn aus der Klinik entlassen, und er war mit seinen neuen Augen nach Hause zurückgekehrt.
Sein erster Weg führte in das etliche Hektar große Gehege zu Shaker. Daß et was nicht stimmte, merkte Monkey daran, daß der Okrill sich nicht blicken ließ. Er machte sich auf die Suche nach seinem Liebling, doch Shaker ging ihm aus dem Weg. Als er ihn endlich entdeckte und an den Fuß einer Felswand trieb, wo er nicht entweichen konnte, verweigerte das Tier den Kontakt.
Der Okrill erkannte ihn nicht mehr als seinen Herrn an.
Monkey war klug genug zu wissen, daß ihm nur eine Möglichkeit blieb. Er lockte Shaker zu einem der Tore und entließ ihn in die Wildnis des Planeten.
Anschließend suchte er die syntronische Bibliothek von Shyderhook auf und forschte nach vergleichbaren Fällen. Der Syntron bedauerte, ihn enttäuschen zu müssen. Ein vergleichbarer Fall war in der Geschichte des oxtornischen Volkes bisher nicht vorgekommen.
Das Erlebnis mit Shaker zeigte Monkey, daß die künstlichen Augen und das variable Sehvermögen sowie der Einbau der metallenen Hülsen etwas an seiner Körperaura verändert hatten. Von da an wurde aus dem ohnehin schon wortkargen Oxtorner ein notorischer Schweiger.
Auch jetzt beschränkte er sich auf die lautlose Aufnahme von Informationen. Anfragen von SENECA ignorierte er. Für Monkey gehörte es zu den Selbstverständlichkeiten seines Lebens, daß er sich auf seine Aufgabe konzentrierte und sich von niemandem und nichts ablenken ließ.
Seine künstlichen Augen zoomten das hintere Ende des Schachtes in fünfzigfacher Vergrößerung heran. Die Bildschärfe in seinem Bewußtsein verursachte ihm beinahe Schmerzen, aber er korrigierte sie durch ein leichtes Zusammenziehen der Augenwinkel Die Motorik der Implantate reagierte darauf und nahm die Schärfe ein wenig zurück.
Jedes Staubkorn war zu sehen. Es mußte ziemlich lange her sein. daß hier der letzte Reinigungsroboter seine Arbeit verrichtet hatte. Deutlich zeigten sich in der Vergrößerung jene Stellen, an denen Füße den Staub zermahlen und zur Seite gedrückt ha' ten. Die Abdrücke lagen teilweise übereinander. Monkey schätzte die Anzahl der Wesen auf vier oder fünf, vorausgesetzt, daß es sich um Zweibeiner handelte.
Die Spuren führten zum Ausstieg des Schachtes. Der Oxtorner verstärkte die Leistungsfähigkeit der Infrarotsensoren. Im senkrecht verlaufenden Korridor verteilte sich die Wärme gleichmäßig, und es existierten keine Abdrücke an der Wandung. Auf den ersten zehn Metern abwärts lag die Temperatur jedoch um dreihundertstel Grad höher als darüber und darunter.
Der TLD-Agent schob sich in den Korridor Stück für Stück untersuchte er das Metall, entdeckte dabei zwei winzige Wärmeabdrücke. Sie waren zu klein, als daß sie von Kinderfingern stammen konnten. Vermutlich gehörten sie zu einem Kodegeber, der zur Auslösung des Signals auf die Wand gesetzt wurde.
Entschlossen zog Monkey den Strahler, stellte ihn auf maximale Leistung und zielte auf die Wand. Ein greller Energiestrahl fraß sich in das Metall. Im Eiltempo schnitt der Oxtorner ein knapp drei Meter durchmessendes Stück heraus und drückte es nach hinten.
Es fiel scheppernd zu Boden.
Der Agent kletterte durch die Öffnung und leuchtete in
Weitere Kostenlose Bücher