1956 - Das Haus der Nisaaru
fiel die Barriere plötzlich in sich zusammen. Unvorbereitet, schutzlos wurde sie mit Vincents Geist konfrontiert.
Tuyula Azyk stieß einen lauten Schrei aus und fasste sich mit den Händen an den Diskuskopf, als sie plötzlich wie von Geisterhand zurückgeschleudert wurde und zu Boden fiel. „Tuyula!" Die Ärztin war mit einem Satz bei der Blue und half ihr auf die Beine. „Bist du verletzt?" Sie vernahm nur wie von Ferne ein sehr hohes Pfeifen. In ihrer Verwirrung antwortete Tuyula wohl im gewohnten Ultraschallbereich der Blues. „Nein ... nein, es geht schon", stieß die junge Blue schließlich verständlich hervor. Das Schillern ihrer Katzenaugen war für einen Moment fast erloschen. „Was hat dich da zurückgeworfen? Als ob du einen heftigen Schlag erhalten hättest ...". „So empfand ich es auch. Ich kann es nicht erklären. Es war nur ... ich habe noch nie so etwas gesehen."
„Was ist mit Vincent? Ist er ..."
„Wahnsinnig? Nein, das ist es nicht. Was ich sehen konnte, war ... ein Chaos, aber nicht von ihm selbst hervorgerufen. Ein Wirbel aus Grau und Schwarz, mit farbigen Lichtblitzen, und mir war, als hörte ich Stimmen ... aber das ist gar nicht möglich, wir sind doch außerhalb des Bereichs der Hyperschauer ..." Dada machte ein ernstes Gesicht. „Kannst du dir vorstellen, was das zu bedeuten hat?"
Tuyula ahmte eine menschliche Geste nach: Sie nickte. Viele Blues, die mehr oder minder regelmäßigen Kontakt zu den Terranern pflegten, hatten sich das angewöhnt. „Ich befürchte, dass irgendwann ein parapsychischer Ausbruch stattfindet", flüsterte sie. „Aber der Anti-Esper-Schirm „."
„Vincent hat sich verändert. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Ich weiß nicht, ob der Schirm ihn zurückhalten wird. Wenn ja, bringt er sich mit diesem Ausbruch vielleicht selbst um. Jedenfalls ist er jetzt nicht mehr freiwillig in diesem Zustand, sondern er steht unter Zwang." Die Medikerin strich sich einige schwarzgefärbte Strähnen aus der Stirn. Ansonsten war ihre kunstvoll hochgesteckte Frisur noch perfekt. „Tuyula, kannst du das irgendwie verhindern?" Ihre Frage klang skeptisch. Die Blue senkte leicht den Kopf. „Ich bedaure, nein.
Ich kann nicht zu ihm durchdringen. Er hört mich nicht. Andererseits ist er auch nicht in der Lage, mich dazu zu bringen, ihn zu unterstützen. Aber vielleicht braucht er das nicht mehr."
„Das sind ja beruhigende Aussichten." Dada ging zum Terminal, rief die Zentrale an und stellte eine Konferenzschaltung zu Mhogenas Quartier her.
In kurzen Worten berichtete sie von der neuen Entwicklung. Die Arkoniden zeigten sich verständlicherweise sofort um die Sicherheit besorgt. „Wir hatten gehofft, dass sich sein Zustand stabilisieren würde, wenn er erst aus dem Einfluss des Sonnentresors wäre", musste der Gharrer seine Fehleinschätzung zugeben. „Vielleicht kann ich jetzt etwas mit meinen Psireflektorischen Fähigkeiten ausrichten."
„Das glaube ich nicht", äußerte sich Darla Markus pessimistisch. „Tuyula Azyk findet keinen Zugang zu Garron."
„Ist damit zu rechnen, dass Vincent Garron in den nächsten Stunden ausbrechen wird?" wollte Hermon von Ariga wissen. „Nein, er kann den Überlebenstank nicht aus eigener körperlicher Kraft verlassen", antwortete die Medikerin. „Der Anti-Esper-Schirm wird ihn an einer Teleportation hindern - ebenso der Paratronschirm, der nach wie vor aktiv ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Garron dies alles überwinden kann. Zur Vorsicht aber - wenn es dich beruhigt - können ein oder zwei TARAS hier Stellung beziehen und im Notfall schießen. Sie können durch Garrons Psi-Kräfte weder beeinflusst noch zum Explodieren gebracht werden."
„Das werde ich sofort veranlassen. Wir dürfen weder das Schiff noch diese Mission gefährden."
Trotz aller Befürchtungen änderte sich an Vincent Garrons Zustand zunächst nichts. Die Mentalaktivitäten steigerten sich, flauten ab, wurden wieder heftiger. Es war ein ständiges Hin und Her. Tuyula Azyk bemühte sich regelmäßig, Vincent Garron aus seiner Zurückgezogenheit zu holen. Dem Bluesmädchen gelang kein einziger Versuch. Darla Markus beobachtete die Kontrollen und zeichnete alles auf. Ihr wissenschaftlicher Eifer überwog die Furcht und das Unwohlsein in der Nähe des gefährlichen Mannes. Die Arkoniden erkundigten sich regelmäßig nach dem neuesten Stand.
Immerhin - eine positive Meldung gab es: Die körperliche Veränderung war gestoppt. Der
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