1956 - Das Haus der Nisaaru
flehe euch an ... so muss es sein ..." Der Mutant seufzte auf und erschlaffte. „Hat er das Bewusstsein verloren?" erkundigte sich Mhogena. Dada Markus schüttelte den Kopf. „Nein." Sie blickte auf einige Monitoren. „Sein Gehirn arbeitet wie im Wachzustand. Es ist eher ein katatonischer Zustand. Er hat sich einfach zurückgezogen, weil es ihn zu sehr aufregt."
„Wir können es nicht ändern", sagte Mhogena zu Tuyula. „Ob mit oder ohne sein Einverständnis - wir werden Vincent Garron mitnehmen. Damit ist die MERLIN nicht mehr gefährdet und das Risiko möglichst gering gehalten."
„Hoffentlich haben wir die Zeit, einen guten Platz für ihn zu finden", sirrte die Blue leise. „Ich will ihn nicht im ungewissen zurücklassen, das könnte ich mir nie verzeihen."
„Ich hoffe nicht, dass du daran denkst, sein künftiges Exil mit ihm zu teilen", mischte sich Darla Markus plötzlich ein. Das Mädchen drehte sich nicht zu ihr um, sondern richtete das hintere Augenpaar auf sie. „Nein, soweit würde ich nicht gehen. Ich möchte nicht für immer von meinem Volk und meiner Heimat getrennt sein."
Atlan ließ die MERLIN zur RICO fliegen, damit diese ihren Verteidigungssektor nicht verlassen musste. Danach wurde der Vesta-Kreuzer ANUBIS startklar gemacht. Hermon von Ariga übernahm das Kommando; er stellte sich eine Mannschaft aus zwanzig Freiwilligen zusammen, natürlich alles Arkoniden. Mhogena hatte zu Recht auf einer Mindestbesatzung für den Kreuzer bestanden, trotz aller Gefahren. Für den Methanatmer war eine großräumige Überlebenszelle eingerichtet worden. Vincent Garron, der sich nach wie vor katatonisch zeigte, wurde in einem Überlebenstank mit medizinischer High-Tech-Versorgung an Bord gebracht, wie bisher von einem Paratron- und einem Anti-Esper-Schirm eingehüllt.
Die Instrumente zeigten weiterhin eine starke Gehirntätigkeit mit heftigen Schwankungen an. In Vincent Garrons von der Umwelt abgekapselten Eigenwelt musste sich ein furchtbares Chaos abspielen. Überraschenderweise hatte Darla Markus gebeten, ebenfalls mitfliegen zu dürfen. „Garron benötigt medizinische Betreuung, aber nicht allein von Medorobotern", begründete die Medikerin ihre Bitte. „Ich habe mich nun so lange mit ihm befasst; ich will wissen, wie seine Entwicklung weitergeht und dafür sorgen, dass er an einem geeigneten Ort unterkommt."
Dass gerade sie, die noch vor wenigen Stunden vor Hass gegen den Todesmutanten gesprüht hatte, ihrem Forscherdrang nachgeben wollte, musste selbst Julio Mangana erstaunen. Aber er äußerte sich nicht dazu, sondern erteilte ihr nach kurzer Rücksprache mit Atlan die Erlaubnis, an Bord zu gehen. Die ANUBIS war ein hundert Meter durchmessender MERZ-Kreuzer, ausgestattet mit Metagrav-, Impuls- und Antigrav-Triebwerken. Das wichtigste Merkmal der Vesta-Kreuzer war die knapp unter dem äquatorialen Aggregateband befindliche MERZ-Bucht mit einer Breite von 40 Metern. Hier konnten für jeden Einsatz spezifische Module aufgenommen oder sperriges Material mittels Traktorstrahlen transportiert werden.
Dank ihrer hervorragenden Offensiv-Bewaffnung mit 22 Transformkanonen sowie 18 Desintegratoren und dem Paratronschirm als Defensiv-Waffe war die ANUBIS für riskante Missionen bestens geeignet. Tuyula Azyk und Mhogena gingen unmittelbar nach Vincent Garron an Bord, um dort den geeigneten Augenblick für den Start abzuwarten. Die 13 GILGAMESCH-Module waren weiterhin mit der Verteidigung von Thagarum gegen die Algiotischen Wanderer beschäftigt. Der direkte Ansturm der fremden Schiffe hatte nach schweren Verlusten inzwischen vorerst nachgelassen, aber die Eindringlinge gaben sich noch lange nicht geschlagen. Sie wollten unbedingt ihren wichtigen Stützpunkt zurückerobern.
Daher griffen sie immer wieder in Wellen an. Dabei konzentrierten sie sich beispielsweise auf einen Sektor, beschossen ihn aus allen Rohren und zogen sich dann eilends wieder zurück, während eine weitere Angriffsformation einen anderen Sektor attackierte. Die Verteidigung hielt bisher ohne Schwierigkeiten, denn die algiotische Technik war der terranischen weit unterlegen. Dennoch war es natürlich fraglich, wieviel Geduld die Algiotischen Wanderer hatten. Es war schließlich nicht absehbar, ob dem entkommenen Scoctoren Vil an Desch eine Möglichkeit einfiel, den Sonnentresor doch noch zu öffnen.
Als gerade wieder eine Angriffswelle abebbte, bereitete die ANUBIS den Start vor. Unter dem Geleitschutz der RICO und der MERLIN ging sie
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