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1956 - Das Haus der Nisaaru

Titel: 1956 - Das Haus der Nisaaru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Masse zu glühen begann. „Hermon", äußerte sich Rhoa auf einmal beunruhigt. „Ich habe da ein Problem." Der Kommandant wandte den Blick nicht von der Wolke ab. „Was ist denn?" fragte er unwirsch. „Die Ortung funktioniert, und auch die Masse- und Energietaster. Aber trotzdem kann ich es nicht anmessen. Da draußen befindet sich buchstäblich - nichts."
    „Was?" rief Hermon. „Das ist unmöglich! Wir alle sehen die Wolke da draußen doch! Du musst dich irren!"
    „Ich irre mich nicht", beharrte Rhoa. „Sieh es dir doch selbst an, wenn du mir nicht glaubst."
    Das tat der Kommandant. Er wusste schließlich bestens, dass Rhoa keine Anfängerin war. Die Arkonidin war eine Expertin - und an ihrer Beobachtung gab es nichts zu rütteln: Für die Anzeigen war die Nebelwolke nicht vorhanden. „Das kann nicht sein", knurrte Hermon. Sein Blick irrte zu der Wolke und blieb erneut wie gebannt hängen. Noch nie hatte er etwas so Schönes, Faszinierendes gesehen. Es für ein Trugbild zu halten... nein, unmöglich. Und doch - er kniff die rötlichen Augen zusammen. „Weshalb können wir die Rotation so deutlich bemerken?" sagte er halblaut. „Das dürfte doch gar nicht sein ..."
    „Hermon, jetzt passiert etwas", sagte Suren. „Siehst du es?"
    „Ja", antwortete der Kommandant.
    Dann sagte er gar nichts mehr. Die Geburt von Sternen dauerte normalerweise Hunderte von Jahrmillionen. Doch in Chearth schienen andere Gesetze zu herrschen. Der hell strahlende Nebel rotierte immer schneller, bis er einen deutlichen Wirbel, ähnlich einer Spiralgalaxis, bildete und sich immer mehr verdichtete. Je höher die Dichte wurde, desto heller begann er zu strahlen. Ebenso erglühten plötzlich die einst dunklen Globulen zu gleißenden Protosternen in den rötlich funkelnden Nebelschleiern.
    Rhoas Finger glitten automatisch über die Kontrollen, während sie, gebannt wie alle anderen, auf das unglaubliche Schauspiel starrte. „Es sind keine Messungen möglich", sagte der Syntron zum wiederholten Mal. Niemand achtete darauf. Sie wussten, dass sie es sahen, es war kein Trugbild. Nach dem namenlosen Schrecken des eisigen Dunkels war es wie eine Erlösung, ein Wunder. Der Wirbel wurde schneller und größer. Obwohl die ANUBIS keine Fahrt aufnahm, schien sie sich der Nebelwolke zu nähern, geradezu eingesaugt zu werden.
    Hermon spürte, wie ihn ein Schwindel erfasste. Er konnte seinen Blick von der kreisenden Wolke nicht mehr abwenden, er wurde hypnotisch davon angezogen. Der Kommandant dachte an nichts, er schaute nur. Das Licht wurde immer heller, die Rotation schneller. Die ANUBIS wurde fortgerissen, in den Strudel hinein. Dann wurde sie in den Schlund hinabgesogen, auf ein gleißendes Licht zu, das jedoch nicht blendete. Die gesamte Zentrale war bald so stark davon ausgeleuchtet, dass die Personen darin nur noch als dünne Schemen zu erkennen waren. Plötzlich schoss ein Blitz aus dem Zentrum des Lichts hervor. Geblendet schloss Hermon die Augen.
    Als er die Augen wieder öffnete, schien alles normal zu sein. Die Nebelwolke war verschwunden, ebenso das strahlende Licht. Ein hell funkelnder, dichter Sternenhimmel zeigte sich über ihnen, während am unteren Rand des Holoramas wallender Nebel herrschte. „Wo ... wo sind wir?" fragte Suren langsam. Der Gharrer verließ seinen Sitz. Mit andächtiger Stimme sagte er: „Wir sind angekommen."
    „Sehr schön." Hermons Euphorie hatte der gewohnten nüchternen Sachlichkeit Platz gemacht. „Rhoa, kannst du feststellen, wo wir angekommen sind?"
    „Negativ, Kommandant." Die hochgewachsene, schlanke Arkonidin fuhr sich durch die langen weißen Haare. „Wir sind nirgendwo. Zumindest zeigen das die Taster. Um uns ist nichts.
    Die ANUBIS hat ihre Position nie verlassen."
    „Sonde starten!" befahl Hermon. Kurz darauf kamen die ersten Aufnahmen von draußen herein.
    Der Vesta-Kreuzer stand auf der Oberfläche einer großen, düsteren Welt, die nur von dem Licht der neugeborenen Sterne erhellt wurde. Nebelschwaden waberten umher, und die Sicht reichte gerade für ein paar Meter - an jeder Stelle der Welt, wie die Sonde bei ihrem Rundflug aufzeigte.
    Sonst gab es nichts keinen Baum, keinen Strauch, keine Berge. Weder Wasser noch organisches Leben. Nichts - nur den Boden und eine Atmosphäre.
    Analysiert werden konnte diese Atmosphäre allerdings nicht; die Arkoniden vermuteten jedoch, dass es eine Wasserstoff-Methan-Atmosphäre sein dürfte. „Es ist aber so", behauptete der Gharrer. „Das ist

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