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1956 - Das Haus der Nisaaru

Titel: 1956 - Das Haus der Nisaaru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht tun!"
    „Tuyula, ich bin immer dein Freund gewesen!" bettelte Garron. „Bei allem, trotz allem... Tu mir diesen winzigen Gefallen! Ich schwöre dir, ich werde nichts Böses tun! Aber ich muss hier raus, ich halte es nicht mehr aus. Ich bekomme Platzangst!"
    „Vincent, du hast mich von Anfang an belogen und benutzt", wehrte sich Tuyula aufgeregt. „Ich bin bei dir geblieben, weil uns ein starkes Band verbindet. Ich kann es auch nicht erklären. Mir liegt viel an dir, ich gebe es zu, obwohl die Vernunft dagegen spricht. Aber deswegen werde ich nicht wortbrüchig!"
    „Es muss sein!" beharrte der Mutant. „Dieser Ort ist... seltsam. Ich befürchte, dass Mhogena scheitern wird. Vielleicht geschieht sogar Schreckliches mit ihm, und das will ich verhindern! Er braucht mich!"
    „Wenn er deine Hilfe brauchte, würde er zu dir kommen. Er hat dir versprochen, dich nicht irgendwo auszusetzen, genügt das nicht? Wenn ich dich jetzt herauslasse, werden sie uns beide in die Verbannung schicken!"
    Tuyula lief auf ihren kurzen Beinen auf und ab. Der feine blaue Körperflaum, der von der Kombination nicht verdeckt wurde, hatte sich steil aufgerichtet. Vincent Garron gab nicht so einfach auf. „Wenn du den Anti-Esper-Schirm abschalten würdest, könntest du verstehen, weshalb ich hier raus muss", flehte er. „So kann ich es dir leider nicht erklären ... nicht mit unzureichenden Worten. Ich muss es dir übermitteln, dir zeigen."
    „Vincent, das kann ich nicht tun, und das weißt du genau."
    „Aber sehnst du dich denn nicht danach, es zu erfahren? Willst du für alle Zeiten eine normale Blue sein und deine Gabe ver1eugnen?"
    „Natürlich nicht, aber du ..."
    „Tuyula, du kannst dir nicht vor stellen, was ich. dir zeigen werde! .Willst du dich nicht umsehen? Bist du so beschränkt und engstirnig?" Tuyula schabte sich unruhig die Unterseite ihres Diskuskopfes. Natürlich war sie neugierig. Und sie begann tatsächlich, sich zu langweilen. Tuyula fühlte sich gut erholt und kräftig. Es gab nichts für sie zu tun. Ihr fehlte der mentale Kontakt zu Vincent, das stimmte. Außerdem musste sie ihre Gabe weiterhin schulen. Und irgendwie tat der Mutant ihr leid. Da sie als Kind selbst eingesperrt gewesen war, konnte sie sich in etwa vorstellen, was er durchmachte; zudem hatte er ihr ähnliche Erfahrungen „beschert", indem er sie in die Hyperraumsenken gesperrt hatte.
    An solche Situationen konnte man sich nicht mit der Zeit gewöhnen, sondern es wurde im Gegenteil immer schlimmer, bis es zum Äußersten kam.
    Vincent war sehr labil; wenn er durch psychologische Belastung nun ganz und gar durchdrehte, bestand die Gefahr, dass Mhogena sein Versprechen wieder zurücknahm. Tuyula Azyk konnte sehen, dass der Mutant schwitzte - nicht vor Hitze, sondern vor Verzweiflung. Für einen Moment war sie versucht, Darla Markus anzurufen. Aber die Medikerin hatte wirklich sehr erschöpft ausgesehen, sie durfte sie jetzt nicht wieder hochjagen.
    Was konnte denn schon passieren? Sie war nicht mehr das kleine Mädchen und Vincents Willkür hilflos ausgeliefert. Sie traute es sich zu, ihm standhalten zu können und ihn dazu zu bringen, sich zurückzuhalten. „Darla wird bald wiederkommen", begann sie zögernd. „Du könntest höchstens zwanzig oder dreißig Minuten heraus. Dann musst du aber wieder in den Tank." Garrons deformiertes Gesicht verzerrte sich zu dem makabren Abbild eines Lächelns. „Das genügt mir", sagte er glücklich. „Ich verspreche es dir, nichts zu unternehmen. Aber ich muss mich bewegen! Zögere nicht lange, tu es gleich, jede Minute ist kostbar."
    Tuyula ging zum Terminal. Sie wusste natürlich, wie man den Paratronschirm desaktivierte. „Den Anti-Esper-Schirm werde ich aber nicht abschalten", kündigte sie an. „Doch, bitte! Dann bin ich wie der Blitz wieder drin, falls plötzlich jemand kommen sollte. Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen, Tuyula." Das Mädchen zögerte. Vincent redete mit seiner schmeichelndsten Stimme auf sie ein, und ihr Widerstand bröckelte sichtlich. Er hatte gute Argumente. Außerdem wusste sie, dass er nicht mehr von der negativen Quotor-Persönlichkeit beherrscht wurde.
    Vincent redete und redete. Tuyula wurde immer verwirrter. Schließlich gab sie auf. Sie desaktivierte den Paratron - und den Anti-Esper-Schirm. Fünf Minuten später stand Vincent Garron neben ihr; körperlich nur noch entfernt menschenähnlich, aber seine Stimme war dieselbe. „Endlich", seufzte er. „Das war

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