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1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Scheibe des Raumhelms war verspiegelt, so dass er das Gesicht darunter nicht erkennen konnte. „Hara, hilf mir!" klang es krächzend aus seinen Helmlautsprechern. Der Gestalter wusste nicht, was er tun musste, um diese Bitte zu erfüllen. Eröffnete die Sichtscheibe am Helm des anderen und blickte in ein blasses Gesicht mit stark hervorquellenden Augen. Der Mund war wie zu einem lautlosen Schrei weit geöffnet.
     
    5.
     
    Das Verlangen nach mehr lässt zwei niemals satt werden: wer Wissen und wer Reichtum sucht - denn wer in einem silbernen Bett schläft, hat goldene Träume. Dabei läuft dem Armen die Armut nach, dem Reichen der Reichtum. Doch manche haben nichts von ihrem Vermögen als die Furcht, es zu verlieren. Solas Garn, Weiser von Phar In ferner Vergangenheit: Aba Ossaq spürte gleich, dass Gabrel Gurh aufmerksam geworden war und zu ihm vorzudringen versuchte. Er öffnete sich ihm. Was willst du? Wo bist du gewesen? Wo sollte ich gewesen sein? Hast du vergessen, dass Jorim Azao es für richtig hält, mich zu bestrafen, obwohl ich euch allen das Leben gerettet habe? Sein Ziehvater schwieg eine Weile. Er schien unsicher zu sein. Aba Ossaq wartete gelassen ab. Er war Herr der Situation.
    Gabrel Gurh hatte Verdacht geschöpft, wusste jedoch nicht, was geschehen war. Sein Ziehvater konnte höchstens vermuten, dass er die ihm auf erlegte Isolation durchbrochen hatte. Einen Beweis dafür hatte er nicht.
    Wage es ja nicht, dich gegen die Strafe aufzulehnen! ermahnte sein Ziehvater ihn. Jorim Azao könnte dich noch härter strafen. Aba Ossaq blieb unbeeindruckt. Er hielt die Worte Gabrel Gurhs für eine leere Drohung. Hast du die Familie für eine gewisse Zeit verlassen, um in Körper und Geist eines anderen zu schlüpfen? fragte der Alte mit seinen psionischen Sinnen. Nein! log Aba Ossaq. Nicht eine Sekunde lang!
    Er spürte, dass Gabrel Gurhs Unsicherheit wuchs, doch er nutzte die Situation nicht aus. Es war zu früh dafür und hätte den heftigsten Widerstand nicht nur seines Ziehvaters, sondern möglicherweise der ganzen Familie hervorgerufen. Aba Ossaq war geduldig, und es lag in seiner Natur, dass er sehr langfristig denken und planen konnte. Die Familie driftete aus dem Sonnensystem heraus, in dem sie ausreichend kosmische Energien in sich aufgenommen hatte, und sprang mit einer Teleportation zum nächsten Sonnensystem. Es war nur 18,6 Lichtjahre entfernt, war also schnell zu erreichen.
    Mit dem Sprung führte Jorim Azao die Familie bis auf wenige Lichtminuten an das System heran, dessen Mittelpunkt von einer kleinen gelben Sonne gebildet wurde und das über acht Planeten verfügte. Der agile und oft übereifrige Rassa Shabass ermittelte sehr schnell, dass der dritte Planet von intelligenten Wesen bewohnt wurde. Er war neugierig und wäre am liebsten sofort zu einem Ausflug aufgebrochen, doch Jorim Azao Sprach sich dagegen aus, Er erinnerte daran, dass Karakhoum als besonders kriegerisch galt, und er wollte erst in Ruhe beobachten, bevor er den Weg freigab.
    In dieser Situation, in der nahezu alle Familienmitglieder durch die neuen Eindrücke abgelenkt waren, streckte Aba Ossaq seine Fühler nach Gabrel Gurh aus. Dabei war er so behutsam dass dieser es nicht bemerkte. Der junge Gestalter verankerte die psionische Verbindung und kapselte sie zugleich ab, so dass Gabrel Gurh sie nicht so ohne weiteres aufspüren konnte. Auf diese Weise infizierte er sein Opfer mit einem psionischen Samenkorn, das nun in Ruhe wachsen und gedeihen konnte.
    Aba Ossaq zog sich vorübergehend zurück. Als sich aber aller Aufmerksamkeit mehr noch als zuvor auf den dritten Planeten richtete, begann er damit, sein geistiges Gift einzuträufeln und Gabrel Gurh zu beeinflussen. Charakterlich verändern konnte er eine Persönlichkeit wie ihn nicht. Was in mehr als zehntausend Jahren gereift war, ließ sich nicht mehr verrücken und umformen.
    Der junge Gestalter vermochte jedoch, seinem Opfer Gedanken einzupflanzen, die dieses für seine eigenen hielt. Um keinen Verdacht zu erregen, schlug er dabei weite Umwege ein ebenso wie er es getan hatte, als er nicht Jorim Azao für seinen Plan ausgesucht hatte, sondern seinen Ziehvater. Er sagte Gabrel Gurh nicht: Jorim Azao darf Aba Ossaq nicht länger bestrafen. Sorge dafür, dass er ihn begnadigt. Vielmehr begann er mit: Es ist schön, dass wir noch leben. Wenig später folgte: Der Sturz in das Schwarze Loch hätte ein schreckliches Ende für uns alle bedeutet.
    Zugleich ließ er nicht zu,

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