1962 - Das Virtuelle Schiff
dass Zweifel an diesem Ende aufkamen und dass Gabrel Gurh das Schwarze Loch als einen Durchgang in ein anderes Universum oder als eine Art Transmitter ansah, der die Familie womöglich um Millionen von Lichtjahren in einen anderen Bereich des Universums versetzt und gleichzeitig ihr Überleben gesichert hätte. Als Gabrel Gurh stutzte, zog er sich augenblicklich zurück und ließ ihn für eine Weile mit seinen Gedanken allein, ohne dabei die psionische Verbindung zu kappen. Er beobachtete seinen Ziehvater, und als sich dessen Gedanken anderen Dingen zuwandten, schob er sich vorsichtig erneut in dessen Geist, um sein Werk fortzusetzen.
Gabrel Gurh hatte längst verloren! Den ungewöhnlichen Kräften und Fähigkeiten Aba Ossaqs hatte er in diesem Stadium nichts mehr entgegenzusetzen. Selbst wenn er gemerkt hatte, was gespielt wurde, hätte er keine Chance mehr gehabt. Vorsichtig war der junge Gestalter nur, damit sein Opfer nicht die ganze Familie alarmierte. Das war etwas, das er zu diesem Zeitpunkt nicht hätte verhindern können. Bald aber war Gabrel Gurh auch um diese Möglichkeit gebracht, und nun erhöhte Aba Ossaq den Druck Schritt für Schritt. Er engte seinen Ziehvater ein und legte ihm eine geistige Klammer an, die dieser nicht mehr durchbrechen konnte. Damit machte er ihn buchstäblich zu seinem Sklaven.
Bald darauf feuerte er den ersten Pfeil in Richtung Jorim Azao ab. Ich habe lange über Aba Ossaq nach gedacht, wandte sich Gabrel Gurh schließlich an das Familienoberhaupt. Ist es langfristig betrachtet wirklich gut, wenn wir ihn in dieser Weise bestrafen? Wir sollten nicht vergessen, dass er unter den ungewöhnlichsten Umständen aufgewachsen ist, ganz anders als jeder von uns - allein in der Leere zwischen den Galaxien und ohne Verbindung zu anderen Wesen, von denen er hätte lernen können.
Die Worte bewirkten keine Aufhebung des Urteils, aber sie erreichten, dass sich ein Gedanke bei dem Familienoberhaupt einnistete, der sich mit dem Problem befasste. Das musste zunächst genügen. Mehr zu tun hätte kritische Reaktionen hervorrufen können. Aba Ossaq war vorerst zufrieden.
Wieder einmal hatte er seine Macht bewiesen. Und es war erst der Anfang gewesen. Früher oder später würde er seine ganze Kraft entfalten. Noch war es zu früh dafür, noch hatte er zuwenig gelernt, um sich behaupten zu können. Bald aber würde er das nötige Grundwissen haben, um entscheidende Schritte unternehmen zu können. Und dann ... Jorim Azao sollte sich vorsehen!
Die Familie lebte in dem Glauben, dass Gabrel Gurh ihn überwachte, doch darin irrte sie. Aba Ossaq hatte ein Stück Freiheit gewonnen, indem er den Umweg über Emor Gharehn wählte, dessen schlichtes Gemüt zu keinem ernsthaften Widerstand fähig war. Lange bevor ein anderer Gestalter zum dritten Planeten vordrang, nahm er Kontakt mit dem Geist eines der dort lebenden Wesen auf und wechselte zu ihm über. Tief unter ihm wand sich ein silbern schimmernder Fluss durch eine braun verbrannte Hügellandschaft. Weit hinten am Horizont erhoben sich mehrere von der Erosion abgerundete Berge, an deren Hängen zahlreiche burgähnliche Bauten errichtet worden waren. Über ihnen und über dem vorgelagerten, mit Hilfe von Wassergräben bewässerten Land spannten sich riesige Netze, die aus einem metallisch schimmernden Material bestanden und enge Maschen hatten.
Durch die Augen eines Wesens, das sich Oujain nannte, blickte er auf das Land hinab. Es dauerte eine kurze Zeit, bis er begriff, dass Oujain ein Sharbane und somit ein fliegendes Wesen war, das sich mit ausgebreiteten Schwingen in etwa fünf Kilometern Höhe vom Wind tragen ließ. Er blickte zur Seite, und er sah, dass aus dem grauen und grünen Gefieder seines Rumpfkörpers Hautflügel hervorragten, die zusammen eine Spannweite von etwa fünf Metern hatten und an ihren Enden mit scharfen Dornen versehen waren.
Es war eine besondere Kunst, sich ohne Flügelschlag in der Luft zu halten und von den aufsteigenden Winden tragen zu lassen - und er beherrschte sie nicht. Aba Ossaq erschrak, bewegte die Flügel, geriet aus dem Gleichgewicht und stürzte wie ein Stein in die Tiefe, wobei er instinktiv die Flügel anzog und an den Körper presste. In dieser kritischen Situation dachte er an alles Mögliche, nur nicht daran, den Geist von Oujain konsequent zu kontrollieren. So drängte sich der Sharbane nach vorn, erkannte, dass er nicht mehr allein war, und geriet in Panik. Dabei breitete er immerhin die Flügel aus
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