Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1963 - Die Gestalter

Titel: 1963 - Die Gestalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
rauschend von Absatz zu Absatz, um sich irgendwo unten am Grund zu gurgelnden Bächen zusammenzufinden. Torr Samaho braucht jemanden, der gegen die Koalition Thoregon arbeitet, fuhr der Roboter fort. Er trat einige Schritte näher, blickte zu dem Gestalter hoch, wozu er den Kopf in den Nacken legen musste, und er hob die Arme ein wenig an, als wollte er seine Worte beschwörend unterstreichen. Die Koalition Thoregon ist auf einem Irrweg. Man kann und darf nicht überall Frieden stiften.
    Kämpferische Auseinandersetzungen sind naturgewollt. Sie dienen der Klärung und der inneren Bestimmung. Sie sind wie ein reinigendes Gewitter.
    Sicherlich hast auch du bei deinen Streifzügen schon oft eine drückende Schwüle erlebt, die alles Leben zu ersticken drohte, bis sie dann von einem Gewitter vertrieben wurde. Erinnerst du dich an die klare, saubere Luft danach, die dich frei atmen ließ? Überall, wo es Kriege gegeben hat, sind später blühende Kulturen entstanden. Deshalb glauben wir nicht an die lauteren Absichten von Thoregon. Torr Samaho möchte herausfinden, welche Absichten die Koalition nur vorgibt und welche sie tatsächlich verfolgt. Und dazu hat er dich ausgewählt. Du sollst sein Agent sein.
    Sha Bassa blickte durch seine Facettenaugen auf den Roboter hinab und ließ diese Gedanken auf sich wirken. Torr Samaho wird dich reichlich dafür belohnen. Er bietet dir die Möglichkeit der grenzenlosen Freiheit. Wenn du in seine Dienste trittst, wirst du vollkommen ungebunden vom Asteroidenschwarm deiner Familie sein. Und darüber hinaus wird Torr Samaho dir die Unsterblichkeit verleihen.
    Davon war Sha Bassa keineswegs beeindruckt. Schon jetzt hatte er sich durch eigene Kraft weitgehend unabhängig von der Familie gemacht, und seine Lebenserwartung betrug etwa 15.000 Jahre. Vielleicht etwas weniger, möglicherweise etwas mehr. Angesichts eines, solch langen Lebens hatte er das Empfinden, ohnehin unsterblich zu sein, und so ließ ihn das Angebot Cairols kalt. Ihm war zudem klar, dass er die letzte Verbindung zur Familie durchtrennen würde, wenn er das Angebot annahm. Damit würde er sich alle Gestalter zu Feinden machen. Und nicht nur das: Zurzeit befand er sich in einer gewissen Abhängigkeit von der Familie. In ihren Schutz konnte er sich jederzeit zurückziehen, und solange sie nicht wusste, wie sehr er gegen Moral und Gesetz verstoßen hatte, stellte sie keine Gefahr für ihn da. Sollte er die Abhängigkeit von der Familie gegen eine von Torr Samaho eintauschen?
    Nein! erwiderte er. Du lehnst ab? Das Angebot interessiert mich nicht! bestätigte Sha Bassa. Plötzlich schlug etwas zu ihm über, und er konnte sich nicht mehr bewegen. Zugleich schien ihm der Rückweg zur Familie versperrt zu sein. Der Gestalter lehnte sich gegen die Kräfte auf, die auf ihn einwirkten, und es gelang ihm, sein Gewicht zu verlagern. Dadurch geriet er ins Rutschen. Sha Bassa glitt auf dem Dach des Pilzes entlang zu seinem Rand hin, stürzte in die Tiefe, überschlug sich mehrmals und prallte gegen Cairol. Im gleichen Moment versuchte Sha Bassa, auf den Roboter überzuwechseln und Besitz von ihm zu ergreifen. Das Material des Roboters schien eine organische Komponente zu enthalten. Mit aller Kraft warf er sich ihr entgegen, um sie psionisch an sich zu reißen.
    Cairol wehrte sich, und er schleuderte dem Gesta1ter Kräfte entgegen, die ihn ,erschreckten. Zwei Mächte prallten gegeneinander, die ihre Stärken und ihre Schwächen hatten, und beide waren bemüht, die Schwachpunkte des Gegners zu nutzen und den Stärken auszuweichen, während sie die eigenen Vorteile energisch in die Waagschale warfen. Angesichts der auf ihn eindringenden Gewalten konnte Cairol sich nicht mehr auf den Beinen halten; er stürzte zusammen mit dem insektoiden Sammler zu Boden. Sha Bassa umklammerte ihn mit acht Chitinarmen, aber der Roboter wehrte sich nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf seine mentalen Kräfte.
    Der Regen rauschte über die Dächer hinweg und bildete lärmende Kaskaden, während Cairol und Sha Bassa lautlos miteinander kämpften, alle Reserven mobilisierten und kleinste Lücken in der Verteidigung des anderen nutzten, um sofort vorzustoßen. Eine Zeitlang schien es, als sei Sha Bassa seinem rätselhaften Gegner gewachsen, doch dann brach der Gestalter ganz plötzlich zusammen, als sei ein Damm gebrochen, so dass sich die Wassermassen mit einem gewaltigen Schwall über die Bruchstelle hinweg ins Tal schieben konnten. Cairol unterwarf sich

Weitere Kostenlose Bücher