1965 - Mission des Boten
sah vor sich aus einer Schleusenkammer zwei Terraner erscheinen. einen Mann und eine Frau, eine Art Identifikationskommando, doch er schenkte ihnen keine Beachtung, schloß noch einmal die Augen und formulierte lautlos: Passantum. Wie kann das sein?
Ce Rhioton berichtete von ähnlichen Phänomenen. Brückenzeit muß nicht universelle Zeit sein. Glaubt man Rhioton, dann muß es vor etwa achttausend Jahren einen Fall von mehr als zehn Jahren Verlust gegeben haben.
Gibt es so etwas wie eine wissenschaftliche Erklärung?
Keine. Ce Rhioton glaubte, es handle sich möglicherweise um eine Art Angriff. Er war der Meinung, die Verluste kamen durch Zugriffe von außen zustande. Oder durch Manipulationen, die von einem Ort jenseits der fernen Tore vorgenommen werden.
Perry Rhodan hielt plötzlich inne. Er verspürte ein aufwühlendes Dejavu-Gefühl, als habe er zu einem längst vergessenen Zeitpunkt schon einmal einen Ausdruck gehört, der ebenso klang wie „die fernen Tore".
Von was für einem Ort sprichst du da? fragte er hastig.
Es muß dich nicht interessieren. Die fernen Tore haben keinen Einfluß auf Thoregon. Und dann setzte das Passantum beinahe nachdenklich hinzu: Jedenfalls hoffte das einer meiner früheren Besitzer, der vor einer Ewigkeit dorthin zu gehen versuchte.
Was geschah mit ihm?
Ich weiß es nicht. Er kehrte nicht zu mir zurück. Aber es gibt andere Passanti in den Thoregon-Galaxien.
Rhodan gab keine Antwort mehr. Der Gedanke, daß die Brücke in die Unendlichkeit einem Angriff ausgesetzt war, ließ ihn nicht los.
Kaum anzunehmen, dachte er, daß MATERIA dafür verantwortlich war. Nach allem, was man wußte, war die Kosmische Fabrik noch nicht lange genug in der Milchstraße aktiv.
Er mußte wieder an den Leichnam denken, an das Skelett mit den gebrochenen Unterarmen.
Das ist doch Unsinn, Perry Rhodan, behauptete das Passantum schwach.
4.
13 Januar 1291 NGZ: Die Ankunft des Sechsten Boten von Thoregon im Arkonsystem wird vorbereitet
„Hübsch", konstatierte Julian Tifflor nicht ohne einen gewissen Spott in der Stimme. „Wirklich sehr hübsch."
Sein Blick ruhte auf dem schäbigsten Bauwerk von allen, das hinterste in einer unregelmäßigen langen Reihe, das als einziges ein Stück weit in die Wüstenlandschaft der Koukar hineinreichte.
Ein Grüppchen heftig diskutierender Humanoider schob sich an der schäbigen Eingangsfront vorbei. Zwei Akonen-Gesandte redeten auf zwei Gestalten ein. die auf die Entfernung nach Antis aussahen.
Tifflor schüttelte den Kopf „Wir werden diese Gesandtschaft zuallererst an einen anderen Standort verlegen", verkündete er.
„Aber Julian! Das ist nicht möglich!"
„Weshalb nicht?" wunderte er sich.
„Weil es nicht geht."
Die Botschafterin von Camelot, Gret Zafkahar, eine etwas langsam wirkende Blondine, unternahm den immerhin tapferen Versuch, Julian Tifflors forschendem Blick standzuhalten. Am Ende senkte sie den Kopf, wandte sich ab und eilte mit steif wirkenden Schritten Richtung Camelot-Botschaft.
„Wir haben's doch versucht, Julian", hörte er sie klagen, „unser Antrag liegt dem Galaktikum seit Mitte Juni letzten Jahres vor." Gret Zafkahar schob mit einer resignierenden Geste ihr dünnes blondes Haar aus der Stirn.
„Warum wird nicht auf euren Antrag reagiert?"
„Weil die Arkoniden das Galaktikum verwalten. Sie mißbrauchen ihre Stellung. Sie sind nicht camelotfreundlich, und das lassen sie uns spüren."
Das Gebäude wurde nicht dadurch schöner, daß man es von nahem ansah. In einer Umgebung aus Pomp und Luxus war seine Existenz schwer zu erklären.
Durch ein häßliches Portal traten sie ins Innere. Drinnen herrschte eine nüchternsachliche Bauform vor.
„Ist hier alles auf Wanzen geprüft?" erkundigte sich Tifflor Er sah Gret Zafkahar zusammenzucken.
„Selbstverständlich!" empörte sie sich. „Ein häßliches Büro bedeutet noch lange nicht, daß wir schlampig arbeiten."
„Ich habe das nicht behauptet. Ich möchte in den zweiten Stock geführt werden."
„Mmh."
In der Camelot-Botschaft arbeiteten zwei Terraner und zwei Unither. Gemessen am Personalbestand der übrigen Botschaften war das ein Witz. doch Camelot hatte alles mögliche zu verschenken, ganz sicher aber kein Personal.
Zafkahar geleitete ihn in den Raum, der als Tifflors zukünftiges Büro vorgesehen war: eine Art Abstellkammer mit einer Nische am Fenster, in der er einen Schreibtischstuhl aufstellen konnte.
„Hübsch", lästerte er noch einmal.
Sein
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