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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufgesprungen, um ihn zu umarmen, doch sie war sich der Bedeutung der feierlichen Stunde bewusst und beherrschte sich. Ihr Blick schien allerdings auszudrücken: Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich auf dich bin, Mhogena! Gleichzeitig nahm er mit den mittleren Augen das Rund des Stadions von Peltuwpar in sich auf. Über einhunderttausend Gharrer hatten sich hier versammelt, doch er wusste, dass Bilder des Ereignisses auf dem gesamten Planeten übertragen wurden. Praktisch jeder Gharrer auf Pauthor verfolgte die Zeremonie, die den Höhepunkt des planetenweiten Feiertags einleitete.
    Wie aus weiter Ferne vernahm er die Worte Phisagons, der Mhogenas Ernennung noch einmal formell bekanntgab und begründete. Eine seltsame Ruhe erfüllte ihn; er musste den Beweis, dass er tatsächlich würdig war, zwar noch antreten, bezweifelte aber nicht, dass ihm dies gelingen würde. Er wusste, er hatte seine Berufung und Erfüllung endgültig gefunden. Während Phisagon sprach, versuchte Mhogena, die letzten zehn Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen, doch es gelang ihm nicht. Er konnte nur einzelne Erinnerungen heraufbeschwören, Schlaglichter auf eine Entwicklung, deren Rasanz er noch immer nicht ganz fassen konnte.
    Als der Meister des Sandes ihm vor zehn Jahren angeboten hatte, jene Eliteakademie zu besuchen, von der der geheimnisvolle Besucher gesprochen hatte, hatte er zu seiner eigenen Überraschung sofort zugestimmt. Die Aussicht, von seinen Eltern und Geschwistern getrennt zu werden, kam ihm mit einemmal gar nicht mehr so schrecklich vor wie noch kurz zuvor am Wildgehege. Ihn lockte nicht die Erwartung einer Karriere, die ihm eine Ausbildung hier auf Pauthor nicht öffnen würde, aber das wurde ihm erst viel später klar. Ein ganz anderer, eigentlich völlig abstruser Gedanke trieb ihn dazu, Phisagon zu begleiten. Wenn er ihm folgte, würde er vielleicht dem rätselhaften Besucher wieder begegnen, den er für den Zwilling hielt!
    Natürlich wurde seine Hoffnung nicht erfüllt. Er sah ihn nie wieder. Und welchen seiner Ausbilder er fragte, keiner ließ sich dazu hinreißen, die Existenz des Zwillings auch nur einzugestehen. Allen offiziellen Verlautbarungen zufolge war der geheimnisvolle Gharrer genau das, als was Mhogenas Schwestern ihn am Wildgehege bezeichnet hatten: eine Legende. Schnell stellte sich heraus, dass die Kraft der Psi-Reflexion in Mhogena tatsächlich besonders stark ausgeprägt war. Der Zwischenfall mit Pratmoka war nur ein Beispiel dafür. Weniger psibegabte Gharrer hätten die Emotionen des Entwurzelten erst einmal analysiert und dann langsam umgeformt. Ihm war es jedoch gelungen, sie praktisch ohne Zeitverlust auf Pratmoka zurückzuwerfen. Damit hatte er Pratmoka die eigenen Gefühle so heftig spüren lassen, als hätte Mhogena bereits körperlich darunter gelitten.
    Seine Ausbildung konzentrierte sich darauf, ihm den idealen Umgang mit seiner Begabung zu vermitteln, ihm sozusagen den letzten Feinschliff zu geben. Die Ergebnisse verblüfften sogar seine Ausbilder. Phisagon selbst bekam er nur selten zu sehen, bei wichtigen Prüfungen zum Beispiel oder besonders bedeutenden Unterrichtseinheiten. Doch er vermutete, dass der Meister des Sandes aus der Ferne seine Entwicklung verfolgte und genau beobachtete.
    Schon bald zeigte sich, dass Mhogena über ein zweites großes Talent verfügte, das nicht zuletzt von seiner starken Psi-Reflexion und Persönlichkeit profitierte. Nachdem er mehrmals bei kleinen Zwistigkeiten zwischen Studenten untereinander und dann bei solchen zwischen Schülern und Ausbildern vermittelt und stets auch praktisch durchführbare Lösungsvorschläge gemacht hatte, schlug man ihm vor, seine Ausbildung auf den diplomatischen Dienst zu konzentrieren. Er akzeptierte sofort. Nun bekam er Phisagon wieder öfter zu sehen. Die theoretischen Studien wechselten sich mit praktischen Ausbildungseinheiten in ganz Chearth ab, und er lernte aus erster Hand, wie der erfahrene Meister des Sandes Konflikte entschärfte, bevor sie sich ausweiten konnten, indem er Gemeinsamkeiten suchte und fand und Baustein für Baustein an dem Konzept arbeitete, das da lautete: Trotz aller Unterschiede sind die Völker von Chearth brüderlich miteinander verbunden und können nur in ihrer Gemeinsamkeit Frieden und Erfüllung finden.
    Auf allen Welten, die er mit Phisagon oder anderen Ausbildern und später Vorgesetzten besuchte, hörte er sich nach Legenden über den Zwilling um, den geheimnisvollen

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