1966 - Der Schattenbruder
Pilzdom eingetroffen", meldete Merlins syntronische Stimme. „Und er bringt wichtige Neuigkeiten aus der Milchstraße mit."
Die Worte des Scoctoren Vil an Desch - laut Ronald Tekener: Ihr alle kennt mich. Ich bin Vil an Desch, gottgleich, Inkarnation des Nachto, seit mehreren hundert Jahren Scoctore, euer Gottpriester und Oberbefehlshaber. Ich bin euch immer ein guter Anführer gewesen. Ganz Algion singt noch heute von meinen großen Taten. Meinen Posten habe ich von Nan er Orvan übernommen, dem ältesten und weisesten! - Tazolen, der je gelebt hat und der erst während des Fluges in diese Galaxis verstorben ist.
In seiner unermesslichen Klugheit hat er mich ausgewählt, euch zu führen und zu leiten in dunklen wie in hellen Zeiten. Und dunkle Zeiten sind hereingebrochen. Denn wir folgten einer falschen Lehre - und das hat dazu geführt, dass Ketzer an die Macht gelangten. Diese Ketzer erdreisten sich, an meinen neuen, weisen Worten zu zweifeln. Sie führen einen überflüssigen Krieg.
Unsere Flotten erleiden eine Niederlage nach der anderen. wir müssen hohe Verluste hinnehmen. Erkennt ihr denn nicht, dass die Götter sich von uns abgewandt haben? Denkt zurück an die Zeit, als euch unter meiner Führung eine glorreiche Zukunft erwartete! Denkt zurück an die Visionen, die Gesichter, die ich so oft hatte wie kein anderer Scoctore! Ich habe euch stets in den Genuss meiner Erkenntnisse kommen lassen, und mein Rat hat sich stets als richtig und vorteilhaft für euch erwiesen.
Ich habe euch zwar befohlen, zum Sonnentresor vorzustoßen - aber wer wahre Größe zeigt, kann auch Fehler eingestehen. Ich gestehe freimütig einen Fehler ein, der mir unterlaufen ist. Denn ich habe wieder eine Vision gehabt. Wenn ihr nicht umkehrt in eurem Tun, wird Icchto sich von euch abwenden, und der wilde Jankin wird seine Peitsche nicht mehr gegen ungehorsame Frauen schwingen, sondern gegen euch, die Abtrünnigen! Vaari wird Jagd auf euch machen, und Kalcham wird die Meere aufpeitschen, bis sie euch verschlingen. Wendet die Verdammnis ab, indem ihr die falschen Herrscher ohne Raumanzüge in Xions Reich schickt oder sie zumindest so lange festsetzt, bis ihr meine Macht wieder anerkennt und sie mir übergebt.
Wendet euch ab von den Verführern, den gottlosen Zweiflern, den...
8.
Mhogena
1193 NGZ: Meister
„Was ist Frieden?" sagte ein Meister des Sandes, der Mhogena persönlich nicht bekannt war. Er war anders gekleidet, als es bei den Gharrern Üblich war, trug eine weite, braune Kutte, die seinen großgewachsenen, kräftigen Körper vom Kopfansatz bis zu den Füßen verhüllte. Allerdings wirkte er ein wenig gebeugt, wie er nun vor dem Kandidaten stand, seltsam verkrümmt, als plage ihn ein körperliches Gebrechen, das er durch die ungewöhnliche Kleidung verhüllen wolle. „Nur die Abwesenheit von Krieg? Oder ein innerer Zustand, die Bereitschaft, auf Gewalt zu verzichten und eine Einigung mit einem Widersacher zu finden? Ordnung nach innen und nach außen?"
Mhogena ließ den Blick der vier Augen langsam durch das Philosophikum schweifen. Obwohl eins davon seit fünfzehn Jahren starr war, konnte er alle Anwesenden gleichzeitig betrachten. Der Kreis war hochkarätig besetzt. Außer seinem Mentor Phisagon hatten sich zu seiner Initiierung sieben weitere Meister des Sandes eingefunden, von denen Mhogena allerdings nur drei kannte. Sie bildeten ein weites Rund, in dessen Mitte er saß.
Traditionsgemäß war der Boden der großen Halle mit ihrem gewaltigen Kuppeldach mit Sand von sämtlichen von den Gharrern besiedelten Planeten bedeckt. Es war ihm unangenehm, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, doch er war sich der Bedeutung des Anlasses bewusst. Von den Antworten, die er gab, hing ab, ob man ihn tatsächlich zu einem Meister des Ordens des Sandes ernennen würde. „Das ist eine Frage der Definition", antwortete er. „Dann will ich mich klarer ausdrücken. Einige rein hypothetische Beispiele ... Was ist ein Frieden wert, der nur geschaffen wurde, weil Angehörige einer im Weltraum lebenden Spezies, die über die Fähigkeit verfügen, ihren Geist in die Körper anderer Wesen zu versetzen und sie zu übernehmen, nach ihrem Gutdünken ihre Vorstellung dieses Zustandes verwirklichen? Oder ein galaxisweiter Frieden, der von der technisch höchststehenden Zivilisation dieser Sterneninsel mit Gewalt durchgesetzt wird? Zumal die Angehörigen dieser Zivilisation ihre eigenen Aggressionen auch noch regelmäßig auf
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