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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer Koalition namens Thoregon. Sie sind das vierte Volk, das diese Gemeinschaft unterstützt, und stellen den Vierten Boten. Und dieser Vierte Bote hat einen unserer Vorgänger, den Meister des Sandes Magredu, zum Fünften Boten von Thoregon ernannt, dem ersten der Gharrer. Seitdem hat sich aus den Reihen der Meister jeder neue Fünfte Bote rekrutiert."
    „Und Thoregon ist der Grund, warum Nisaaru sich schützen oder verbergen muss?"
    „Es gibt viele Gründe, wieso auch eine Superintelligenz sich schützen muss", wich Phisagon der Frage aus. „Andere Wesen ihrer kosmischen Entwicklungsstufe laufen Gefahr, sich in Materiesenken zu verwandeln, und wollen dieses Schicksal vielleicht vermeiden, indem sie sich Teile der Mächtigkeitsballung ähnlicher Geschöpfe einverleiben ... oder ..." Er verstummte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Wie dem auch sei", fuhr er dann fort. „Thoregon hat eine Agenda. Thoregon schützt Leben und Kultur seiner Mitglieder. Der einzelne ist soviel wert wie das Kollektiv. Das Wohl des einzelnen soll nicht für übergeordnete Ziele geopfert werden. Thoregon streitet für Frieden."
    „Deshalb. also hast du mir vor fünf Jahren, als ich zum Meister des Sandes ernannt wurde, Fragen nach der Natur des Friedens gestellt", sagte Mhogena. „Die Meister betreuen Nisaaru, und .Nisaaru hat etwas mit Thoregon zu tun." Phisagon lachte. „Wäre es doch nur so einfach! Die wahren Zusammenhänge werden sich dir nur allmählich erschließen. Für den Augenblick musst du dich mit der Tatsache begnügen, dass man nur auf eine ganz bestimmte Weise Kontakt mit Nisaaru aufnehmen kann und die Entität Grund hat, Vorkehrungen für ihren Schutz zu treffen. Aber in einer Hinsicht hast du Recht. Ich will Nisaaru aufsuchen, um mit ihr eine Angelegenheit zu besprechen, die Thoregon betrifft." Die VYSILA fiel in den Normalraum zurück, und die hektische Aktivität, die sich in der Zentrale des Schiffes entwickelte, beendete ihr Gespräch.
    Gebannt schaute Mhogena auf den Bildschirm. Im Leerraum vor der VYSILA rotierte eine rötlich und violett funkelnde Wolke aus Protomaterie, ein unregelmäßig geformtes, glutheißes Gebilde von fast unbeschreiblicher Schönheit. Es kam ihm vor wie ein ungeschliffenes, immaterielles Schmuckstuck auf einer Unterlage aus schwarzem Samt, die die Unendlichkeit des Alls bildete. Der Gharrer wusste, es würde noch Jahrmillionen dauern, bis der Nebel sich so weit stellenweise zusammengezogen und verdichtet hatte, dass sich Protosterne aus dem Gas der Wolke zusammenballen konnten, die dann durch die bloße Schwerkraft der kontrahierten Masse weiter schrumpfen und irgendwann Sonnen bilden würden. Deren Schwerkraft würde schließlich dafür sorgen, dass die Materie sich erneut punktuell verdichtete und Planeten entstanden.
    Er wurde Zeuge der ersten Phase der Entstehung eines Sonnensystems. Und gleichzeitig eines ganz anderen, unvorstellbaren Vorgangs. Denn kein Ortungsgerät, kein Masse- und Energietaster der VYSILA war imstande, die Wolke zu erfassen. Den Instrumenten zufolge schien sie einfach nicht vorhanden zu sein. Und sie rotierte auch viel schneller, als es einem natürlichen Gebilde möglich gewesen wäre. In ihrem Inneren spielten sich Vorgänge ab, für die Mhogena nicht die geringste Erklärung hatte.
    Die Protomaterie verdichtete sich zwar, bildete jedoch keine Sonnen oder Planeten, sondern eine gesamte Galaxis. Nach wenigen Sekunden konnte der Gharrer schon das Glitzern Hunderttausender von Fixsternen ausmachen. Es waren viel zu viele, als dass er sie selbst mit vier Augen auseinanderhalten konnte, und doch glaubte er, jeden einzelnen gleichzeitig und separat ausmachen zu können. Die Sterneninsel zog sich weiterhin zusammen und nahm eine deutlich erkennbare Spiralform an. Mhogena hatte genug Trividaufnahmen seiner weiteren Heimat gesehen, um zu wissen, dass es sich um Chearth handelte.
    Zumindest um eine Abbildung, eine Darstellung davon. Dann leuchtete die Projektion einer Spiralgalaxis hell auf und verwandelte sich. Sie bildete ein Haus. Ein unvorstellbar filigranes Gebäude, mehrfach in sich verschachtelt und zu zahlreichen Flügeln aufgespalten, mit meterhohen, aber nur Zentimeter durchmessenden Säulen, die trotzdem Böden und Dächer von mehreren hundert Metern Länge und Breite trugen. Mit schmalen, anscheinend unendlich hohen Türmchen, die allen Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen schienen und sich kilometerweit in den leuchtend blauen Himmel erhoben.

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