1967 - Die List des Scoctoren
wisperte eine wohlvertraute Stimme tief in seinem Kopf, „höchstens den ersten Teil. Der ungleich schwierigere wartet noch darauf, bewältigt zu werden." Er befand sich mit der THOREGON FÜNF noch immer in einem sechsdimensionalen Tunnel, in dem alle zurückgefahrenen Ortungsinstrumente des Schiffes versagten, vielleicht sogar sämtliche technischen Anlagen, die Waffen, die Triebwerke...
Sie haben reagiert, dachte Mhogena. Als er in das Zentrum der roten Flammen gezogen worden war und Gegenschub gegeben hatte, waren die Triebwerke angesprungen. Vielleicht hatten sie das Schiff ja vorangetragen - oder zurück oder zur Seite. Aber wie sollten Triebwerke, die auf drei Dimensionen ausgerichtet waren und zur schnellen Fortbewegung bestenfalls Zwischenräume des Raum-Zeit-Kontinuums nutzen, in einem sechsdimensionalen Bereich agieren?
Sein psionischer Sinn war nach der Abwehr der angreifenden Bestie noch immer bis aufs äußerste geschärft. Mhogena legte die Hände auf das Kontrollpult vor ihm, ertastete die Bedienungselemente, bis er sich mit ihren jeweiligen Funktionen vertraut gemacht hatte, und schloss die Augen. „Auf rein manuelle Kontrolle umschalten!" befahl er der in ihren Fähigkeiten beschränkten Syntronik. „Alle sind eins", flüsterte er dann und lauschte mit seinem Psi-Sinn in das ihn umgebende sechsdimensionale Chaos. Er fand eine Emotion. Oder zumindest die Spiegelung eines Gefühls. Angst. Unbehagen. Besorgnis, in die sich ein Anflug von Panik mischte. Eine ganz schwache Regung nur, kaum wahrnehmbar, gestört und verzerrt von für ihn undeutbaren Einflüssen. Aber vorhanden. Seine zwölf hochelastischen, feinfühligen und doch enorm starken Finger huschten über die Kontrollen des Steuerpults. Bewegten das Schiff. Trugen es zu der Emotion, die er irgendwo in diesem Tunnel wahrnahm. Als er sich der Spiegelung des Gefühls näherte, wurde es tatsächlich stärker. .Zumindest diese Kausalität schien in der sechsdimensionalen Umgebung erhalten geblieben zu sein.
Aus dem Hauch einer Regung wurde ein Band, ein ganz dünnes nur, ein löchriges, und er verlor es mehrmals aus dem psionischen Sinn, fand es jedoch immer wieder. Und er flog dieses Band entlang, und je länger er flog, desto schwächer wurde es, da die gespiegelten Emotionen immer älter wurden, und er begriff: Ein paar Minuten später hätte er seine eigenen Gefühle überhaupt nicht mehr wahrnehmen können.
Dann wurden sie so schwach, dass er sie bei aller Konzentration, die aufzubringen er imstande war, tatsächlich nicht mehr wahrnahm, und er schrie verzweifelt auf, weil er wusste, dass er jetzt verloren war, und wenn nicht verloren, dann doch zumindest bei dieser Prüfung gescheitert, und er riss die vier Augen auf... ... und sah, dass er den sechsdimensionalen Tunnel verlassen hatte, sich wieder im normalen Weltraum befand, in dem rote Flammen loderten, und dann zog das kalte Feuer sich in sich zusammen, rollte sich ein wie die Blätter einer Ammoniakpflanze bei Anbruch der Nacht, und das Leuchten verschwand, und der Weltraum sah ganz normal aus, wie das All auszusehen hatte. Und wie aus weiter Ferne vernahm er Botaghos Stimme. „Du hast bestanden, Mhogena", sagte der Erhabene. „Du hast meine Erwartungen mehr als nur erfüllt."
4.
Gegenwart
10. Januar 1291 NGZ
„Was für ein Problem haben wir", fragte Atlan, „und wieso soll Mhogena nicht erfahren, dass wir darüber sprechen?" Nachdem die beiden Vesta-Kreuzer sowie die RAGANTA am vereinbarten Treffpunkt im Leerraum zusammengefunden hatten, war er per Transmitter auf Tekeners ROMA gesprungen. Hermon von Ariga hatte bestätigt, dass sich keine Einheiten der Algiotischen Wanderer in der Nähe befanden. Sie konnten sich also in der Gewissheit in dem kleinen Konferenzraum beratschlagen, nicht sofort wieder die Position wechseln zu müssen. „Vil an Desch ist unser Problem. Er baut nun stark ab. Sieh ihn dir doch mal genauer an! Seine Haut trocknet merklich aus, er verfällt zusehends.
Mhogena hat ganze Arbeit geleistet, Vil setzt sich mit aller Kraft dafür ein, die Algioten von der Wahrheit zu überzeugen, aber seine Reden werden immer lahmer. Er braucht dringend Elcoxol, um wieder zu alter Form aufzulaufen."
„Mittelfristig sogar, um zu überleben."
„Eins nach dem anderen", sagte Tek und rief eine Holo-Aufzeichnung ab, die Ausschnitte von den letzten Appellen des Scoctoren zeigte.
Der Arkonide musste dem Smiler Recht geben. Vil an Desch wirkte zusehends
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