Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1967 - Die List des Scoctoren

Titel: 1967 - Die List des Scoctoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Ursprungs ihres Rituals? Warum strömten sie wie ein Kaleidoskop der Erinnerungen an den Beginn an ihm vorbei? Chethonas Tod hatte ihn mit tiefer Trauer erfüllt. Aber auch mit so starken Depressionen, dass er nun unwillkürlich keine Ehrfurcht vor der Vereinigung mit seinesgleichen und der Schöpfung empfand, sondern nur noch Leid und Gewalt sah? Weil du nicht die Vergangenheit siehst, sondern die Zukunft, dachte etwas - sein Schattenbruder? Nisaaru? - in ihm, und er empfand ein Entsetzen, das mit kalter Hand bis in das Innerste seines Leberorgans fasste und seinen ganzen Körper in eine Ammoniakschneesäule zu verwandeln drohte.
    Er spürte, dass die anderen Gharrer seine Beunruhigung und Verstörung wahrnahmen und seinem Griff zu entgleiten drohten. Um der Gefahr vorzubeugen, dass sie sich unwiederbringlich in der Schöpfung verloren, zog er sich und die anderen zum erstenmal in seinem Leben früher aus dem Einssein zurück, als er es ursprünglich beabsichtigt hatte. Und er war erschöpfter als Je zuvor nach einem Ritual. als er die Verbindung schließlich löste und fast ohnmächtig auf sein Sitzmöbel sank. Doch eine Ruhepause war ihm nicht vergönnt.
    Die planetare Ortung hatte ein Raumschiff erfasst, das an den Grenzen des Sonnensystems in den Normalraum gestürzt war und direkten Kurs auf Keroufa genommen hatte. Die Bauweise war unbekannt - es handelte sich um ein Ellipsoid von siebzig Metern Länge und vierzig Metern Dicke -, doch es strahlte einen Kode aus, der es eindeutig als Schiff eines Meisters des Sandes identifizierte. Der Kommandant des fremden Raumers erwies sich als ausgezeichnet informiert. Er erkundigte sich nicht, ob Mhogena auf dem Planeten weile, sondern verlangte ihn sofort zu sprechen. Die Ortungszentrale schaltete umgehend eine Verbindung.
    Erstaunt stellte Mhogena fest, dass es sich bei dem Befehlshaber des Schiffes um Botagho handelte, jenen schon ziemlich alten Meister des Sandes, der bei seiner Initiierung den Vorsitz geführt hatte. „Ich habe von deinem Verlust gehört, Mhogena", sagte er statt einer Begrüßung, „und möchte dir mein Mitgefühl aussprechen. Ich bedauere außerordentlich, dich ausgerechnet jetzt in deiner Trauer stören zu müssen, doch die Angelegenheit duldet aus Gründen, die ich dir später erklären werde, keinen Aufschub. Es ist eine Entscheidung gefallen, die unter Umständen Auswirkungen auf dein gesamtes Leben haben wird."
    Ihm fielen die Worte seines Schattenbruders wieder ein. „Vom heutigen Tag an wird es nie mehr so sein wie zuvor", wiederholte er. Botagho betrachtete ihn nachdenklich; offensichtlich dachte er darüber nach, was Mhogena zu dieser Aussage verleitet hatte. Dann nickte er. „Das könnte durchaus sein. Ich möchte dich bitten, an Bord meines Schiffes zu kommen. Die Transmitterdaten sind bereits überspielt."
    „Natürlich, Erhabener."
    „Und weise die MAGREDU an nach Pauthor zurückzukehren! Es wird noch eine Weile dauern, bis du ihre Dienste wieder benötigst. Falls überhaupt." Wahrend Mhogena sich zur nächsten Transmitter-Station begab, dachte er darüber nach, was die Worte des uralten Meisters des Sandes zu bedeuten hatten. Jedenfalls schienen sie die Behauptung seines Schattenbruders zu bestätigen.
    Botagho erwartete ihn an der Gegenstation, einem kleinen Raum irgendwo in den Tiefen des Schiffes. Ein kaum merkliches Vibrieren verriet dem Protektor von Pauthor, dass sie sofort nach seiner Ankunft Fahrt aufnahmen. Über den Kurs und die Beschleunigungswerte konnte er nicht einmal Vermutungen anstellen. Er führte ihn zu einer bescheidenen Kabine, deren Einrichtung im wesentlichen aus einem Bett und einer Kommode, einer Hygienezelle sowie einem kleinen, in die Wand eingelassenen Automaten bestand, von dem man Speisen und Getränke anfordern konnte. „Ich weiß, du hast viele Fragen", sagte Botagho, „und ich werde sie beantworten. Aber zu ihrer Zeit. Bis dahin solltest du dich ausruhen, der berechtigten Trauer hingeben und versuchen, Kraft aus ihr zu schöpfen. Du wirst sie brauchen. Das Bordgehirn, eine künstliche Intelligenz, die jeder Positronik, wie du sie kennst, weit überlegen ist, wird dich rechtzeitig informieren. Und wundere dich nicht über manche Wände und Einrichtungsgegenstände des Schiffes. Sie bestehen aus Formenergie. Ich werde dir später erklären, was es damit auf sich hat."
    Mhogena tat wie geheißen und versuchte, nicht über das nachzudenken, was ihn erwarten mochte. Er konzentrierte sich auf seine

Weitere Kostenlose Bücher