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1968 - Ketzer der Tazolen

Titel: 1968 - Ketzer der Tazolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ehemalige oberste Scoctore am Boden zerstört war.
    Innerhalb weniger Stunden vom Thron gestoßen und nur knapp dem gewaltsamen Tode entronnen zu sein konnte nicht spurlos an einem der mächtigsten Wesen einer Galaxis vorübergehen. „Dro ga Dremm hat dafür gesorgt, dass das ganze Volk mich für einen Verräter hält", sagte der Tazole erschüttert.
    Es fiel ihm schwer, Würde zu wahren. Zuerst hatte er wochenlang ohne das regenerierende Elcoxol-Bad auskommen müssen, was seine Lebenszeit rapide verkürzte, und nun hatte er noch mehr verloren - sein Ansehen, seinen Rang, seine Macht. Im Moment wirkte der Tazole klein und verlassen.
    Früher hatte seine enorme, majestätische Ausstrahlung seine geringe Körpergröße wettgemacht. Vil an Desch maß nur 1,62 Meter, was gut zwanzig Zentimeter unter dem tazolischen Durchschnitt lag. Nervös und unglücklich schob er die 123 Göttersteine auf den drei abgegriffenen Leder-Gebetsschnüren des Liandos herum. „Du musst dein Denken jetzt auf die Zukunft richten", mahnte Mhogena freundlich. „Viel schlimmer ist, dass Dro ga Dremm sich so uneinsichtig gezeigt hat und jetzt erst recht daran arbeitet, die Guan aVar zu befreien."
    „Du redest leicht, Fünfter Bote", versetzte Vil an Desch spöttisch. „Dir ist nicht dasselbe widerfahren wie mir. Du hast keine Vorstellung, wie es ist ..."
    „Doch, die habe ich", unterbrach der Gharrer. „Dank meiner psionischen Kräfte."
    „Mit denen du gerade versuchst, meine Seelenqual ins Positive umzuwandeln, nicht wahr?"
    „Zum Teil ist mir das doch bereits gelungen, oder? Vor einiger Zeit hast du noch von Selbstmord gesprochen." Der Tazole schwieg. Er hätte widersprechen können, doch das wäre eine Lüge gewesen. Es stimmte; ohne Mhogena hätte er sich vermutlich selbst getötet, so sehr hatte er sich in die Tragödie hineingesteigert. „Wenigstens bin ich endlich zu meinem Elcoxol-Bad gekommen", meinte er dann. „Das hat einen beträchtlichen Teil meiner Lebensgeister wiedererweckt. Wäre ich tot, hättest du sehr viel Energie sparen können.", Dem Tazolen war es trotz der für ihn sehr fremden Physiognomie des Gharrers nicht entgangen, dass Mhogena sehr erschöpft war. „Ich regeneriere mich schnell", behauptete der Maahk-Abkömmling. „Ein Bad würde dir schneller auf die Sprünge helfen", meinte Vil an Desch. „Ich bedaure es sehr, dass dieser Anzug immer zwischen uns sein muss. Ich hätte sehr gern einmal deinen Geruch aufgenommen und ein Bad mit dir geteilt." Die Tazolen hatten bei der Badezeremonie gern Gesellschaft. Außerdem besaßen sie einen sehr feinen Geruchssinn, der sehr wichtig für die Einschätzung anderer war. „Ein freundlicher Vorschlag", sagte Mhogena. Und ungewöhnlich dazu. Immerhin war Vil an Desch weiterhin ein Gefangener, auch wenn er wie ein Gast behandelt wurde. Zudem teilten gerade die ranghohen Scoctoren dieses intime Ritual natürlich nicht mit jedem. Anfangs hatte sich Vil an Desch sogar geweigert, mit manchen der „niederrangigen" Wesen zu sprechen. Der Gharrer schloss daraus, dass Vil an Desch auch weiterhin bereit war, die Chearther und ihre Verbündeten zu unterstützen.
    Vil an Desch stieß einen knarrenden Laut aus. Wie alle Tazolen besaß er eine „Reibeisenstimme", wie es die Terraner nannten. Ansonsten war er weitgehend humanoid - von asketischer, völlig haarloser Gestalt, mit tiefliegenden dunklen Augen. Sein Kopf wirkte wegen der dünnen Haut, die sich eng um die Knochen spannte, des lippenlosen Mundes und der häufig gebleckten, kräftigen Zähne eher wie ein Totenschädel. Bedingt durch eine mit straffen Bändern künstlich hervorgerufene Verformung in der Kindheit war sein eiförmiger Hinterkopf weit ausladend. „Ich habe keine Ehre mehr", stieß er hervor. „Es verbittert mich, dass ich mich so sehr täuschen konnte. Ich hatte geglaubt, dass mein Volk der Realität gegenüber aufgeschlossen und den Argumenten der Vernunft zugänglich ist."
    „Wie lässt sich das mit eurem Glauben vereinbaren?" wollte Mhogena interessiert wissen. Er konnte sich das nicht vorstellen. „Ich war immer sehr fromm und habe den Göttern in tiefem Glauben gedient, Mhogena", sagte der Tazole. „Das tue ich immer noch! Deswegen darf man sich aber nicht an die Vergangenheit klammern, das ist einfach zu bequem. Die Zeit steht nicht still, sie bringt Fortschritt und Entwicklung. Wir müssen uns den Veränderungen anpassen, wenn wir überleben wollen. Eine solche Ignoranz wie bei Dro ga Dremm ist mir

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