1968 - Ketzer der Tazolen
einfach unverständlich!" Vil an Desch ließ das Liandos liebe voll durch seine Finger gleiten, bevor er weitersprach. „Fortschritt und Glauben sind nicht unvereinbar, Mhogena, im Gegenteil. Aber es gibt immer welche, die fanatische Bigotterie betreiben. Ich habe Dro ga Dremm in dieser Hinsicht unterschätzt."
„Denkst du nicht, dass viele Tazolen so denken wie du und möglicherweise Dro ga Dremm daran hindern werden?"
„Oh, es ist nicht das erste Mal, dass auf diese Art kurzer Prozess gemacht wird. Allerdings ist seither so viel Zeit vergangen, dass ich ernsthaft daran geglaubt hatte die Verfolgung sogenannter Ketzer wäre für immer vorbei. Seit Ver to Nischs Zeiten hat es so etwas nicht mehr gegeben."
Mhogena horchte auf. „Ver to Nisch? Ist das ein Heiliger?"
„Aber nein", antwortete Vil an Desch beinahe amüsiert. „Ver to Nisch war der Erneuerer.
Der Aufklärer. Er führte die Tazolen in die moderne Zeit, und ich wollte sie weiterbringen denn je. Dro ga Dremm hingegen will sie nun wieder in die Primitivität zurücktreiben, deshalb hat er mich zum Verräter und Ketzer gebrandmarkt. Insofern ist es fast schon wieder eine Ehre für mich. Nun stehe ich auf derselben Ebene wie einst Ver to Nisch."
„Schrei mich nicht an, Tuyula, ich kann dich doch hören!"
„Tut mir leid, Vincent. Aber ich habe immer Angst, dass du mich verlässt. Gerade kam es mir wieder so vor, dass du wegwolltest. Und ich brauche dich hier."
„Ich denke darüber nach, ob ich dich nicht einmal mitnehmen könnte. Dann wären wir die ganze Zeit zusammen ..."
„Das will ich aber nicht! Ich bin ein organisches Lebewesen, genau wie du. Du bist dafür nicht geschaffen, dauernd im Hyperraum herumzugeistern. Aber deine Kräfte könnten uns auf andere Weise nützlich sein ..."
„Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich mich einmische", erklang eine fremde Stimme. Dr. Julio Mangana hatte jetzt wohl endgültig die Geduld verloren. Darla Markus vermutete, dass ihn die Anwesenheit der beiden Zellaktivatorträger erst recht nervös machte. Sie fand es nicht gut, dass er nun plötzlich dazwischenfuhr. Garron war ohnehin kaum mehr an einer Unterhaltung interessiert, und Tuyula musste sich sehr anstrengen, um ihn bei der Stange zu halten. Die Medikerin fand, dass das Bluesmädchen seine Sache sehr gut machte. Auch wenn die Zeit drängte, durfte man nichts übereilen. Schließlich sollte Garron für die Galaktiker tätig werden - und das klappte nicht so einfach, indem man ihn dazu aufforderte. Doch sie hielt den Mund. Würde sie nun auch noch dazwischenfunken, kam es garantiert zu einer Auseinandersetzung: Immerhin war Mangana ihr Chef und hatte allein über die Vorgehensweise zu entscheiden. Abgesehen davon machte das keinen guten Eindruck vor Atlan und Myles Kantor. „Wer ist das?" fragte Vincent irritiert. „Wer hat da gesprochen?"
„Du kennst meine Stimme, und du kennst mich", antwortete Mangana. „Sieh mich an, Garron!" Der Mutant richtete sich tatsächlich von der Liege auf und schwang die Beine über den Rand. „Tuyula hat wohl für dich gesprochen", sagte er. Im Moment klang seine Stimme ganz normal. Vielleicht war Manganas Strategie doch nicht so schlecht. Er schien Garron tatsächlich aufgerüttelt zu haben. Die' Augen des Mutanten, kaum sichtbar unter den entstellenden Wucherungen, bewegten sich; sein Blick schweifte durch das Labor, glitt jedoch weitgehend interesselos über Atlan und Kantor hinweg. „Tuyula spricht für sich und uns alle", entgegnete der Chefmediker. „Wir sind in großer Gefahr, ohne Übertreibung. Und ich denke, dass du uns helfen könntest." Er erklärte Garron die Situation an den beiden Schaltstationen und die Bemühungen auf Thagarum. „Mit deinen Parafähigkeiten könntest du mühelos auf die Stationen zehn und elf gelangen und die Algioten an ihrem Treiben hindern."
„80 einfach ist das nicht ... Ich könnte mich wieder verlieren ...", sagte Vincent zögernd. Er hob eine verunstaltete Hand an seine Augen und drehte sie hin und her. „Außerdem will ich niemanden mehr töten, auch keine Algioten."
„Das liegt uns selbstverständlich absolut fern", wehrte der Mediker ab. „Du würdest die notwendige technische Ausrüstung erhalten, um die Schaltsysteme zu zerstören. Mit Hilfe deiner Parasinne könntest du die Algioten so beeinflussen, dass sie dich nicht einmal bemerken."
„Das schaffe ich nicht."
„Nach meinen Untersuchungen wärst du dazu in der Lage, und zwar körperlich wie auch
Weitere Kostenlose Bücher