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1969 - Grausame Götter

Titel: 1969 - Grausame Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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So'o'both heiß'. Das war der Schlüssel."
    „Und für was steht So'o'both?"
    Die Parapsychologin deutete durch die einseitig transparente Wand. „Das muss Tuyula Azyk in dieser Sitzung mit Vincent Garron herausfinden."
    „Hallo, Vincent! Du warst für eine kurze Weile weggetreten."
    „Hallo, Tuyula! Ich weiß, Soboth hat sich wieder mal vorgedrängt. Er hat - mir schon einiges kaputtgemacht."
    „Auch deinen Kontakt zur Farbenwelt? Ist das richtig?"
    „Stimmt. Als Soboth auftauchte, war ich auf einmal wieder draußen."
    „Was hast du mit Soboth zu tun? Ich meine, wer ist er, dass er Macht über dich hat?"
    „Er ist der personifizierte Achromat, glaube ich. Er ist anscheinend der Teil von mir, der für meine Farbenblindheit verantwortlich ist. Ist diese Erklärung wissenschaftlich vertretbar?"
    „Ich denke schon, Vincent. Hat der Name eine besondere Bedeutung? Soboth. Woher stammt er?"
    „Keine Ahnung. „Wirklich nicht?"
    „Ehrlich, ich weiß nicht, was hinter dem Begriff stecken könnte. Es ist wohl nur ein Name, so gut wie jeder beliebige."
    „Aber Soboth klingt fast wie So'o'both, meinst du nicht auch, Vince?"
    „Klar, Tuyula. Aber was soll's?"
    „So'o'both, Vincent, weckt das keine Assoziationen? Soo-both."
    „Nein ... oder doch?
    So'o'both, sagtest du? Laut? Lärm? Ja, genau. Was für ein Plärren. Ist das laut!"
    „Wer ist laut, Vincent? Ist So'o'both laut?"
    „Auch, aber in Grenzen.
    Die anderen sind es viel, viel mehr."
    „Welche anderen, Vincent? Andere So'o'bothe?"
    „Unsinn. Es gibt keine Mehrzahl von So'o'both."
    „Wer ist dann laut?"
    „Na die anderen. Die da drinnen!"
    „Wo drinnen?"
    „Na, da. Überall um mich. Sie sind so laut, dass es weh tut."
    „Beruhigen dich die Farben, Vincent? Siehst du sie wieder?"
    „Ja, ja, ich höre sie. Sie sind so laut."
    „Die Farben sind laut?"
    „Sie machen einen furchtbaren Spektakel! Das ist ein Lärm, dass du deine eigenen Gedanken nicht mehr verstehst."„Ist es so, dass die Farben laut denken?"„So ähnlich.
    Sie quasseln alle durcheinander. Sie machen mich ganz konfus."„Ist das so ähnlich wie Telepathie, Vincent?" J„Es ist wie ein Irrenhaus, in der Tausende Irre zusammengepfercht sind, die dich alle gleichzeitig anschreien. Aber frag nicht gleich: Was für ein Haus? Das ist nämlich gar kein Haus."
    „Aber diese >Irren< siehst du als farbige Gebilde, Vincent?"
    „Von welchen Irren sprichst du, Tuyula?"
    „Du hast selbst den Vergleich mit Irren gebraucht, Vincent."
    „Ach Tuyula, du machst es einem nicht gerade leicht. Es ist dasselbe wie mit dem Haus, das gar kein Haus ist. Ebensowenig sind die in dem Nicht-Haus Irre. Farben können nicht irre sein, mit der Bedeutung von Verrücktheit. Man sagt zwar >irre Farben< aber damit meint man nicht einen geistigen Zustand."
    Wer macht es hier wem schwer, Vincent? dachte Tuyula. Laut sagte sie: „Klar, Vincent. Das war eben nur ein Missverständnis. Versuchen wir es andersrum. Du hast mit den Farbgebilden Kontakt gehabt, und du hast ihre Gedanken gehört. Ist das richtig?"
    „Ja, Tuyula, du hast es. So muss es gewesen sein. Das Plärren war ein Durcheinander von Gedanken. Aber sicher!"„Und was ist mit So'o'both?"
    „Ja, verdammt! Er hat den Namen verdreht und wurde so zum Farbenkiller. Auf diese Weise hat er mich hinausgeschmissen."
    „Wer?"
    „Na, wer schon, Soboth natürlich."
    „Aber So'o'both steht für Farben?"
    „Klar, So'o'both steht für satte, reife Farben. Nicht für grelle Farben, seine Farben sind angenehm beruhigend fürs Gemüt. Nicht aggressiv, sondern sanft."
    „Halten wir fest, Vincent: Du hattest mit Farbengebilden eine visuelle Begegnung und in der Folge auch so etwas wie Gedankenkontakt."
    „So könnte man sagen, Tuyula."
    „Vincent, denk mal scharf nach, bevor du mir folgende Frage beantwortest. Könnten diese Farb- und Gedankenquellen so etwas wie Intelligenz besitzen?"
    „Hm ... das kann ich so nicht sagen. Ich müsste es überprüfen ..."
    „Nein, Vincent! Geh nicht wieder weg!"
     
    9.
     
    Vilandos wusste schon in jungen Jahren, dass er im Riintonischen Kloster von Jangrun nicht alt werden würde. Dabei waren seine Aufstiegschancen hier sehr gut, wie ihm Gondanar immer wieder versicherte. „Ich werde es noch erleben, dass du zum Oberbruder aufsteigst", pflegte sein Ziehvater zu sagen. Aber Vilandos hatte andere Vorstellungen von einem erfüllten gottesdienlichen Leben, als dieses mit nichts anderem als mit Gebeten auszufüllen. Die Klostermauern

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