1969 - Grausame Götter
Cue hatte Straf dienst und kam nicht in den Genuss dieser Vergünstigung. Es gab zwar ein portables Badehaus, das stand jedoch nur dem Rogoren Paratista und seiner Handvoll Carista zur Verfügung. „Am besten du schaffst dir einen prokidischen Sklaven an", riet Cue. „Die sind begnadete Masseure und können auch mit Elcoxol umgehen. Aber mach dir keine zu großen Hoffnungen, Elcoxol gibt's nur alle heiligen Zeiten." Für Vilandos war es unvorstellbar, sich von einem Ungläubigen berühren, garwaschen und massieren zu lassen. Er lernte aber bald, dass auf Kylenad die Sitten diesbezüglich ziemlich locker waren. Die Armee der Prokiden und die Tazolen lieferten sich an den Fronten zwar erbitterte Kämpfe, aber die gefangenen Prokiden waren überaus unterwürfig und hilfsbereit. Da sie mit ihrem Gott nicht innig verbunden waren, standen sie auch dem tazolischen Polytheismus nicht ablehnend gegenüber.
Und sie hatten einen unglaublichen Reinlichkeitssinn. Vilandos beobachtete einmal ein nacktes Pärchen, das sich gegenseitig mit Hingabe das Fell von Verfilzungen, Verunreinigungen und Schmarotzern säuberte, Wunden pflegte. Als das Männchen Vilandos' Blicke bemerkte, ließ es von seiner Partnerin ab und kam auf allen vieren zu ihm gehoppelt. „Labung gefällig?" fragte es mit einem weichen Akzent.
Vilandos lief schaudernd davon. Im Davongehen sah er, wie ein Prokide und ein Tazole aus einem der ausrangiertem Gefährte geklettert. kamen. Der tazolische .Pashanga vor Vitalität strotzend, weil er vermutlich eine Ration Elcoxol zugeteilt bekommen hatte; der Prokide verband sich im Gehen, sich gegen den Sandsturm stemmend, die angegriffenen Hände. Elcoxol war, wie Vilandos erfuhr, für die Prokiden unverträglich und griff ihre Haut an: dennoch scheuten sie den Umgang mit diesem Stoff nicht, um die Gunst der Tazolen zu gewinnen.
Vilandos fand diese selbstverleugnende Einstellung der Prokiden anfangs verachtungswürdig. Hatten sie denn nicht den Funken von Stolz? Aber er lernte umzudenken. Bei seinem ersten Einsatz lernte er die Prokiden von einer anderen Seite kennen. Einsatzleiter war der Carista Kentole, der seine Pashanga mit dem Schlachtruf „Für unsere unbesiegbaren Götter!" in den Kampf schickte. Es ging darum, ein Widerstandsnest der Prokiden an einer der seltenen Wasserstellen einzunehmen. Die Prokiden verteidigten sich geschickt, sie setzten sogar primitive Waffen wie Lanzen und Pfeil und Bogen ein, errichteten getarnte Fallgruben, in die die Tazolen reihenweise tappten. Sie starben darin oder wurden leichte Beute für die Prokiden.
Vilandos tat Dienst an einem modernen Strahlengeschütz, das mit dem Versorgungsschiff gekommen war, das auch ihn hierher gebracht hatte.
Anfangs funktionierte das Geschütz tadellos und bescherte den Prokiden große Verluste. Aber dann kam ein Sandsturm, und danach war der Strahler nur noch Schrott. „Der Sand ist unser größter Feind", stellte Cue fest. „Er macht unsere überlegene Technik kaputt. Die primitiven Waffen der Prokiden sind da wirkungsvoller. Nur gut, dass wenigstens unsere Handstrahler spezielle Konstruktionen sind."
Die Gruppe mit Cue und Vilandos bekam den Befehl, sich am allgemeinen Sturmlauf zu beteiligen. Sie durchdrangen den Verteidigungsring der Prokiden an einer Flanke und kamen gut voran. Dabei machte Vilandos eine ungewöhnliche Erfahrung. Er sah bei diesem Sturmlauf viele Prokiden sterben, ohne ihnen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Aber dann stolperte er förmlich über einen Sterbenden, der aus einer tiefen Wunde blutete, die ihm ein Pashanga mit einem Bajonett zugefügt hatte. Er schrie vor Schmerz. Vilandos .beugte sich über ihn und hielt ihm das Maul zu, um seine verräterischen Schreie zum Verstummen zu bringen. Da sah er, dass das Fell des Prokiden rot verkrustet war. „Dein Blut ist rot wie das unsere!" entfuhr es Vilandos überrascht. „Dein Volk gehört nicht zu jenen ewiglich Verdammten, deren Blut grün ist wie das der Jangrunen und Voranesen. Schwöre deinem Gott ab und wende dich den wahren Göttern zu! Dann kannst du gerettet werden."„Wenn es mich am Leben erhält ...", stammelte der Prokide und fiel tot nach hinten. Vilandos hastete weiter, bis er wieder Anschluss an seine Gruppe fand. Plötzlich tauchte der Carista Kentole mit sieben Begleitern unter ihnen auf. Sie alle trugen neu wirkende Kampfanzüge, die nur aus dem Fundus des Versorgungsschiffes stammen konnten. Damit waren sie schier unverwundbar.
Kentole befahl Cue
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