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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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näherte sich den Steinen der Lun. »Wir werden ihn deaktivieren!«
    »Aber er ist ein lebendes Wesen! Er lässt sich nicht einfach abstellen !« Est’lun’bowaan folgte seinem Führer durch den Raum. »Wie willst du das bewerkstelligen?«
    »Fragen wir ihn !« Ora’sol’guudo glitt zwischen den Steinen hindurch. In der Nische dahinter war in einem kranzförmigen Aufbau aus Granit ein Speicherkristall befestigt. Der Kristall des Sol!
    Ora’sol’guudo legte seine Rechte auf den grünen Stein. Die scharfen Kanten seiner Facetten begannen zu glimmen. Das grüne Licht im Kristall begann sacht zu pulsieren.
    Est’lun’bowaan und Liob’lan’taraasis traten an die Seite des Sol. Nur Grao’sil’aana rührte sich nicht. Aus schmalen Augen beobachtete er den Kristall in der Wandnische. Er wusste, dass es die einstige Hülle des Sol war. In ihr war seine ontologisch-mentale Substanz gespeichert worden, als sie Daa’mur verließen.
    Vor vier Planetenumkreisungen war der Sol aus dem Speicherkristall in seinen neuen Wirtskörper gesprungen. Jetzt beherbergte dieser Kristall eine fremde ontologisch-mentale Substanz. Grao’sil’aana wusste auch, wem sie gehörte. Und er war entsetzt, dass der Sol ausgerechnet ihn zu Rate zog
    ***
    Thgáans mächtiger Leib lag auf dem Platz vor der Höhle des Sol. Auf seinem Rücken hing der tote Wirtskörper des Lan.
    Und vor ihm stritten zwei Lun miteinander: Ordu’lun’corteez und Thul’lun’heeskel.
    »Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich deinen Schutz nötig hätte, Ordu’lun’corteez!«
    »Der Sol hat es mir gesagt!« Der Angesprochene blinzelte zu dem toten Daa’muren hinüber. »Wahrscheinlich meint er, ein Lun an deiner Seite könne mehr ausrichten als ein schwacher Lan.«
    Thul’lun’heeskel starrte ihn aus dunklen Augen an.
    »Beleidige nicht meine Intelligenz! Was wird hier gespielt? Warum tötet unser mächtiger Sol einen wehrlosen Lan? Warum tötete Liob’lan’taraasis einen Lun der Wana? Warum töten Daa’muren plötzlich Daa’muren?«
    Ordu’lun’corteez’ schuppige Flügel knisterten leise. Seine Fußkrallen bohrten sich in den dunklen Sand. »Sag du es mir, Thul’lun’heeskel!«
    Der Lun legte den Kopf schief. Er verstand nicht. »Was meinst du?«
    »Ein Verräter ist unter uns. Einer macht gemeinsame Sache mit dem Wandler. Der Sol ist sich da ganz sicher. Er hat den mentalen Kontakt der beiden ertastet. Aber die Macht des Wandlers war zu stark. Ora’sol’guudo konnte weder belauschen, was gesprochen wurde, noch konnte er den Verräter erkennen!« Ordu’lun’corteez richtete seine schmalen Augen auf Thul’lun’heeskel.
    »Was habe ich damit zu tun?«, knurrte dieser.
    »Das kann ich dir sagen. Laut genug war dein Geschrei in der Feste: ›Der Wandler ist unser neuer Sol‹!« Ein leises Zischen kam aus seinem Rachen. »Ich werde dich im Auge behalten!«
    Thul’lun’heeskel schnalzte mit der Zunge. »Du bist verblendet! Unser Sol ist nicht mehr Herr seiner Sinne. Du hast Grao’sil’aana gehört: Irgendwo im Süden lauert ein mächtiger Feind! Ich werde meine symbiotische Einheit retten, ob du willst oder nicht!«
    Er wandte sich ab. Ordu’lun’corteez sah ihm zu, wie er hinter dem Toten auf Thgáans Rücken kletterte. Er lauschte dem mentalen Befehl, den er dem Riesenrochen gab. (Flieg mich zur Feste der Lun, schnell!)
    Aber Thgáan rührte sich nicht. Sein breiter Schädel lag im warmen Sand. Seine geschlitzten Augen blieben geschlossen.
    (Hörst du nicht, Thgáan, du sollst mich zur Feste fliegen!) Thgáan öffnete ein Auge. Er schob einen seiner Flügel unter sich und rollte zur Seite. Der Lun hatte keine Chance. Auf der glatten Haut des Rochens fand er keinen Halt. Hilflos rutschte er über dessen Rücken. Eine Daa’murenlänge über den Boden sprang er ab. Der tote Lan rollte ihm vor die Füße.
    Seiner Last entledigt, wälzte sich Thgáan wieder auf den Bauch. Gelangweilt schloss er sein Auge.
    Thul’lun’heeskel rang nach Luft. Er stampfte um den massigen Leib des Rochens herum und baute sich vor dessen Schädel auf. (Wie kannst du es wagen, dich einem Lun zu widersetzen? Ich bin der Herr! Du bist der Diener! Vergiss das nicht!)
    Regungslos lag der flache Schädel der biotischen Einheit vor Thul’lun’heeskel. Nach einer Weile nahm der Lun eine Bewegung wahr. Ein Schauder durchlief den Riesenrochen, vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Es wirkte so bedrohlich, dass Thul’lun’heeskel unwillkürlich einen Schritt zurück

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