Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
ein Daa’mure durch die Hand eines Artgenossen gestorben: Der Sol hatte einen jungen Lan getötet. In den Höhlen und Grotten des Ringgebirges herrschte erneut Unruhe und Unsicherheit.
    Die Echsenwachen waren nervös und irritiert. Sie spürten die Aufregung in den Auren hinter den Felsen. Wie sollten sie sich verhalten, wenn es zu einem Kampf käme? Sollten sie ihre eigenen Brüder und Schwestern töten?
    Es war Ordu’lun’corteez, der immer wieder Ruhe in ihre Reihen brachte. Der geflügelte Lun befehligte die Verbände am Kratersee. (Nur eine Minderheit will sich dem Wandler anschließen), versicherte er. (Aus Unwissenheit gefährden sie das Überleben unserer Spezies! Wir müssen sie opfern, damit unser Volk leben kann! Vergesst das nie!) Eindringlich waren seine Gedanken, die er seinen Daa’muren am Kratersee schickte. Dabei verschwieg er ihnen, was sich hinter den Bergen abspielte. Er verschwieg ihnen auch, dass er bereits Unterstützung angefordert hatte.
    Ordu’lun’corteez hielt sich auf der anderen Seite des mächtigen Bergrückens auf, in dem sich die Lun-Feste befand.
    Eine große, ebene Fläche, die an ihre hinteren Zugänge grenzte, entfaltete sich zwischen den zerklüfteten Hängen des Ringgebirges. Grünes Gras wuchs auf ihr, das den Yakks als Futter diente.
    Ordu’lun’corteez hockte auf einem Felsvorsprung in der Nähe des bogenförmigen Zugangs der Feste. Seine Schwingen waren um den dürren Körper gewickelt. (Wir müssen sie opfern, damit unser Volk überleben kann!) Diesen Satz wiederholte der Lun wieder und wieder, während er über die Ebene blickte: Annähernd tausend aufgebrachte Daa’muren hatten sich um Thul’lun’heeskel versammelt, der auf einer Anhöhe neben dem bogenförmigen Zugang stand. Im Hintergrund grasten friedlich die Yakks.
    Thul’lun’heeskel beschwor die Daa’muren, sich vom Sol abzuwenden. Er beschrieb in allen Einzelheiten, wie ihr Anführer mit seiner Kristallwaffe den jungen Hal ausgelöscht hatte. »Wie soll der Sol uns noch beschützen, wenn er nicht davor zurückschreckt, Wehrlose zu töten? Oder die Führer unserer symbiotischen Einheiten!«
    Die umstehenden Daa’muren stimmten Thul’lun’heeskel zwar zu, blickten aber immer wieder verstohlen zu den Felsen über der Feste. Dort wimmelte es von geflügelten Spähern.
    Auch vor den Spalten und Zugängen im Bergrücken wurden sie von unzähligen Echsenwächtern beobachtet.
    Thul’lun’heeskel bemerkte die Unsicherheit seiner Zuhörer.
    »Wir haben die Macht des Wandlers gespürt!«, legte er nach.
    »Er wird uns beschützen! Wir sind Abkömmlinge seines Geistes. Folgen wir ihm!«
    Ordu’lun’corteez hatte genug gehört. Er stieß seine dünnen Beine vom Felsen ab und entfaltete seine Schwingen. Mit wenigen Flügelschlägen war er bei der Anhöhe.
    Thul’lun’heeskel erwartete ihn hoch aufgerichtet. »Du kannst mich nicht aufhalten, Ordu’lun’corteez! Ich werde jetzt zum Zentrum des Kratersees aufbrechen!« Er veränderte die Schuppen seines Wirtskörpers. Seine Beine wurden länger, sein Leib schmal und sehnig. Geschmeidig wie eine Wildkatze sprang er von der Anhöhe. »Wer will mir folgen?«, rief er.
    »Ich!« Der Hal mit der hängenden Unterlippe löste sich als Erster aus der Gruppe der Wana. Und nach ihm ein Dutzend anderer Daa’muren. Gemeinsam liefen sie auf die Feste zu.
    Ordu’lun’corteez kam nicht mehr dazu, einen Befehl zu erteilen, um das Schreckliche noch irgendwie zu verhindern.
    Blitzschnell schossen seine geflügelten Späher von den Felsen und stürzten sie sich auf die Angreifer. Sie umschlangen sie mit ihren Schwingen, und messerscharfe Krallen zerfetzten ihre Kehlen.
    Die Daa’muren, die in der Nähe des Geschehens standen, schrien auf. Die grasenden Yakks hoben ihre zottigen Schädel und blökten. Dann wurde es einen Moment lang still. Nur das Flattern der Späherschwingen war zu hören.
    Es schien ein einziges Innehalten auf der Ebene. Erst als auch die Daa’muren in den hintersten Winkeln begriffen hatten, was vor der Feste geschah, brach ein Sturm der Entrüstung los.
    Wie eine silberne Welle glitten Thul’lun’heeskels Anhänger heran. Die Wachen vor der Feste wichen zurück. Die geflügelten Späher warfen sich in die Menge. Schuppen knisterten, Schreie klangen auf, Yakks stoben auseinander.
    Heißer Dampf zischte aus klaffenden Wunden. Bald war nicht mehr zu erkennen, wer von den Angreifern Wächter des Sol oder Gefolgsmann des Wandlers war.
    Ein Wall aus

Weitere Kostenlose Bücher