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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Körpern hatte sich um Thul’lun’heeskel formiert. Sie kämpften sich langsam aber stetig einen Zugang zur Feste frei.
    Ordu’lun’corteez kreiste über ihnen. Er hatte keine Chance, den Kontrahenten zu stellen. In der Mitte der Ebene beobachtete er Dutzende Yakks, die wild übereinander herfielen. Sie hatten Schaum vor dem Maul, und ihre Augen waren unnatürlich weit aufgerissen. Vermutlich hatten sterbende Daa’muren versucht, ihren Geist in die Gehirne der Tiere zu retten. Aber die Yakks eigneten sich nicht als Wirtskörper. Sie wurden verrückt. Ihre Leiber zuckten. Manche vollführten irrwitzige Sprünge, und Daa’muren, die im Weg standen, wurden von den Yakkhörnern aufgespießt.
    Ordu’lun’corteez war entsetzt. Er rief nach dem Sol. Er rief nach Liob’lan’taraasis. Aber es war kein mentaler Kontakt herzustellen. Wo nur blieb Thgáan?
    (Wir müssen sie opfern, damit unser Volk überleben kann!) Mit diesem Gedanken ließ er sich fallen: zwischen die kämpfenden Daa’muren um Thul’lun’heeskel
    ***
    Dunstwolken hingen über dem Kratersee. Das Licht der Morgensonne warf einen matten Schimmer auf die PARIS.
    Sie lag keine dreihundert Meter entfernt vom Wandlermassiv. Rulfan hatte sie mehr schlecht als recht in einer flachen Senke gelandet. Die Gondel hatte Schlagseite; ihr blau-roter Schwebekörper hing zur Seite gekippt knapp über dem dunklen Boden.
    Gerade noch war Chira zwischen Felsen und Tümpeln ausgelassen umher gesprungen. Jetzt weigerte sie sich, in die Gondel zurückzukehren. Demonstrativ legte sie sich auf Rulfans Füße.
    »Ich kann dich nicht mitnehmen.« Der Albino beugte sich zu ihr hinunter und kraulte ihr Nackenfell. »Pass gut auf unsere PARIS und Titana auf!«
    Widerwillig erhob sich die Lupa und trottete in die Gondel.
    Als Rulfan hinter ihr die Luke verschlossen hatte, klopfte ihm Matthew auf den Rücken. »Wir müssen los, sonst verschwindet Victorius ohne uns im Wandler!«
    Der Prinz aus Afra war schon voraus gegangen. Die beiden Freunde folgten ihm. Vorbei an Tümpeln und Erdspalten, aus denen graue Dampfschwaden krochen. Sie stiegen über Steintrümmer und suchten einen Weg zwischen schroffen Felsformationen, die wie Baumstämme aus der Erde ragten.
    Schließlich erreichten sie das Ufer des breiten Wasserstreifens, der den Sockel des Wandlermassivs umgab.
    Auf der anderen Seite wartete Victorius vor einer rissigen Wand erkalteter Lava. Seine pinkfarbene Perücke und gelbe Wildlederhose hoben sich von den dunklen Felsen ab. Trotz der Hitze, die in der Kraterebene herrschte, trug er seine blaue Frackjacke. Der Schweiß rann ihm jetzt schon aus allen Poren.
    Aber den Mann aus Afra schien es nicht zu stören. Denn er war in Trance und spürte seinen Körper nicht. Mit mechanischen Bewegungen winkte er in Richtung der beiden Männer, die durch das hüfthohe Wasser wateten. Als sie bei ihm waren, schlüpfte er in eine Spalte der Felswand.
    Matthew und Rulfan folgten ihm. Nach wenigen Metern Dunkelheit gelangten sie in eine Grotte, an deren anderem Ende grünes Licht durch eine schmale Öffnung fiel. Ohne zu zögern durchquerte Victorius die Steinkammer und verschwand durch die Öffnung. Für einen Augenblick verdunkelte sein Schatten die Grotte.
    »Daa’muren-Licht«, flüsterte Matt, der den Arbeitshandschuh an seiner Rechten trug, um den Wandler nicht zu gefährden. Rulfan nickte. Zögernd stiegen sie durch das steinerne Tor. Auf der anderen Seite führte ein schmaler Pfad bergab. Umschlossen von schwarzem Gestein, aus dem unzählige Kristallzapfen ragten, gelangten sie tiefer und tiefer in den Körper des Wandlers. Mehrfach verzweigte sich der Pfad nach rechts und nach links, doch Victorius wusste den Weg. Der Wandler lenkte ihn.
    Ob sie jemals wieder herausfanden aus diesem Kristalllabyrinth? Je weiter sie kamen, umso mehr nagten die Zweifel an Matthew Drax. War es doch ein Fehler gewesen, dem Wandler zu vertrauen? Vielleicht liefen sie direkt in eine Falle. Andererseits – er brauchte nur den Handschuh abzustreifen, um den Wandler zu lähmen. Doch wenn er ihnen die Wahrheit gesagt hatte, wäre genau dies verhängnisvoll.
    Denn damit würden sie die Macht an die Daa’muren zurückgeben.
    Das Licht der Kristalle begann seine Farbe zu ändern. Mal glühte es rot, orange, dann wieder grün. Der Weg vor ihm war leer. Victorius war verschwunden. Matthew rief nach ihm, aber erhielt keine Antwort. Dafür hörte er hinter sich Rulfan fluchen. »Verdammt, in einem Vulkan kann es

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