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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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hätte der Daa’mure beim Wechsel in den geschädigten Wirtskörper den Defekt bemerken müssen.
    Vielleicht schwieg er darüber, weil er es für Schwäche hielt.
    Smythe konnte das nur Recht sein! Wäre der Sol sein Freund gewesen, hätte er ihm dringend geraten, in einen neuen Körper zu wechseln. Als sein Gefangener diente es seinen Interessen, dem Sol Mittel zu empfehlen, die die Wirkungen des Defektes noch verstärkten.
    Aber all das spielte im Moment keine Rolle mehr! Jetzt war nur noch wichtig, wie er sich die Absichten des Sol, den Wandler zu zerstören, nutzbar machen konnte.
    (Wie lautet Ihre Antwort, Jeecob’smeis? Werden Sie uns helfen?)
    Wie süßer Honig flossen die Gedanken des Sol in den Geist von Professor Dr. Jacob Smythe. Er ließ sich ein wenig Zeit mit seiner Antwort und genoss die wachsende Ungeduld der Daa’muren auf der anderen Seite der Kristallwände.
    Schließlich unterbreitete er seine Gedanken, Silbe für Silbe wohlüberlegt.
    (Möglicherweise kann ich helfen. Gebt mir einen Körper und ein Labor! Dann werde ich ein Mittel entwickeln, mit dem ihr den Wandler sogar töten könnt… falls das notwendig wird.
    ***
    In der PARIS
    Das Luftschiff schwebte hoch über dem Kratersee. Matt stand vorn in der Gondel. Aufgestützt auf die kupferne Reling, schaute er durch das große Fenster.
    Unter ihm breitete sich die verbrannte Kraterebene aus. Der Anblick erinnerte ihn an eine bizarre Mondlandschaft.
    Steintrümmer und kleinere Kratersenken beherrschten den Grund. Aus unzähligen Erdspalten kräuselte sich grauer Rauch.
    Im Licht der aufgehenden Sonne glitzerte Wasser, das sich in einzelnen Einschlagstrichtern gesammelt hatte. Dunkle Tümpel glotzten aus dem Beckensaum.
    Aus der Mitte des Kraterbeckens ragte das dunkle Wandlermassiv. Wie der Kopf eines Riesen, der sich durch die Erdoberfläche nach außen bohrte. Matthew wusste, dass er achttausend Meter breit war und schätzte ihn an seiner höchsten Stelle auf etwa dreitausend Meter.
    Die äußere Hülle des Wandlers war übersät mit steinernen Kaminen, Kegeln, Sprossen und Felsvorsprüngen. Um seinen Sockel lag ein breiter Wasserring. Dahinter ragten schroffe Felsengebilde aus dem Boden. Am Rande des Beckens krochen steile Uferhänge hinauf in eine Wüste aus schwarzem Sand und Geröll. Sie endete an den zerklüfteten Hängen und Gesteinsbrocken, die die Höhlen des Ringgebirges verbargen.
    Matthew Drax richtete sich auf. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass dieser schwarze Kometenbrocken der Körper eines galaktischen Wesens beherbergen sollte.
    Der Wandler hatte bis zum Morgen über Daa’mur, das Schwarze Loch, die Flucht mit den Daa’muren und ihre unendlich lange Reise hierher berichtet.
    Matt und Rulfan standen noch unter dem Eindruck, den die Erzählung hinterlassen hatte. Es war, als blickten sie durch ein Tor in eine fantastische fremde Welt: ein glühendes Meer aus Magma, in dem sich die Geschöpfe der Wandler tummelten.
    Die Daa’muren, die einst schlanke, stromlinienförmige Leiber besessen hatten, mit Flossen und Armen. Die eiförmigen Körper der Wandler, die wie rot, grün und blau leuchtende Inseln aus den Magmafluten ragten. Und darüber zwei Sonnen.
    Matthew Drax wandte sich dem Inneren der Gondel zu.
    Langsam kam er zum Kartentisch, an dem Victorius und Rulfan ihn erwarteten.
    Victorius blickte Matt aus leeren Augen entgegen. Nur wenn der Wandler durch ihn sprach, bewegte er seine Lippen.
    Gelegentlich drehte er auch den Kopf zu einem der Männer.
    Rulfan hatte sich auf der Bank ausgestreckt. Seine Hand streichelte den schwarzen Kopf Chiras, die vor ihm hockte.
    Dabei ließ er Victorius nicht aus den Augen.
    »Jetzt wisst ihr, was zu wissen nötig ist. Kehrt um! Ihr habt mein Wort. Ich werde gemeinsam mit den Daa’muren die Erde verlassen. Und ich werde mich vorher noch um den Finder kümmern.« Victorius legte beide Hände vor sich auf den Tisch.
    Sein Blick wanderte zu Matt.
    Matthew Drax ließ sich neben Rulfans Füße nieder.
    Während sein Bauch ihm sagte, er solle dem Wandler vertrauen, protestierte sein Kopf: Und was wird aus Aruula?
    Nachdenklich schaute er Victorius an.
    »Du zweifelst noch immer, Mefju’drex. Aber ich versichere dir: Die Vollendung von Projekt Daa’mur hatte nie meinen Zuspruch! Hätte ich es gewusst, ich hätte sofort eingegriffen!«
    »Nein, das ist es nicht…« Matt stockte. Dass der Wandler sein Schweigen falsch deutete, bewies doch, dass er nicht in seinen Gedanken las. Ein weiterer

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