1972 - Die Kosmische Fabrik
sich an den Erfolg der Behandlung. Bloß nicht provozieren lassen, sagte er sich.
Zakata widersprach ihm sowieso nicht aus Prinzip. Er wollte lediglich testen, ob das Training tatsächlich etwas gebracht hatte. Tautmo ignorierte den Versuch. Seine Gestalt straffte sich. Er warf dem Ortungschef einen spöttischen Blick zu. Zakata zuckte mit den Achseln und schwieg.
Die Biopositronik lieferte die beim Beschuss MATE RIAS gewonnenen Daten. Alle von der Kosmischen Fabrik erzeugten Abwehrfelder waren individuell auf Größe, Energieleistung und Geschwindigkeit der Geschosse abgestimmt. „Vergrößere die leuchtenden Spitzen um den Faktor tausend und nimm eine exakte Vermessung der Ränder vor!" ordnete Tautmo an. „Ja, das ist gut. He, seht ihr das? Da ist Bewegung drin."
Die Ränder pulsierten gleichmäßig. Als würden sie ein- und ausatmen, blähten sie sich auf und zogen sich zusammen. „SENECA soll das mit den Normalraum-Aufzeichnungen von MATERIAS Abwehrsystem synchronisieren", schlug Zakata vor. Das Ergebnis verwunderte sie nicht. Es existierte ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Vorgängen. Kurz vor der Detonation eines Torpedos oder dem spurlosen Verschwinden eines Thermostrahls oder einer Transformbombe erfolgte die Ausdehnung des Randes. „Dosierter Einsatz von Hyperenergie", stellte Tautmo fest. „Was sich da ständig aufbläht und zusammenzieht, scheint mir eine Art Grigoroff-Schicht zu sein, die im Abwehrfall gezielt durchlöchert wird. In einem engbegrenzten Umkreis erhält der Hyperraum Zugriff auf unser Kontinuum und verschlingt alles, was sich in diesem Bereich aufhält. Und das geschieht mit einer Perfektion, die alles übersteigt, was galaktische High-Tech zu leisten in der Lage ist. Nicht einmal messbare Spuren von Strukturrissen entstehen. Wenn sich der Vorgang umkehren ließe, könnten wir die Projektoren in MATERIA zerstören." Es war ein Traum, zu schön, um wahr zu werden. „Direkte Rückschlüsse auf den allgemeinen technischen Standard der Kosmischen Fabrik sind erlaubt", murmelte Viena Zakata. Sie konnten es drehen und wenden, wie sie wollten. MATERIA besaß keine einzige Schwachstelle. Auf diesem Weg kamen sie nicht weiter. „Es muss aber einen Pferdefuß geben", beharrte Tautmo, eingedenk Rhodans Ausspruchs. Besonders überzeugend klang es nicht. Monkey meldete sich. Er arbeitete zusammen mit sechzig Wissenschaftlern in einem der Zentrallabors. „Der sogenannte Innenhof der Fabrik ist permanent durch einen Energieschirm geschützt und damit am ehesten mit unseren Verteidigungsmechanismen vergleichbar", sagte der Oxtorner. „Genau da müssen wir ansetzen."
„Unsinn!" widersprach Tautmo. „Dabei kommt nichts heraus. Der MATERIA-Schirm ist mindestens so stabil wie ein Dutzend unserer Paratronstaffeln. Da kommt nichts rein und nichts raus."
„Ich sehe es unter einem vergleichenden Aspekt, Tautmo. Das Zentrum der Kosmischen Fabrik verfügt über einen permanenten Schutz. Es ist quasi eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Alle wichtigen Systeme befinden sich unter dem Schirm. Für die Außenbereiche genügt die punktorientierte Selektiv-Defensive."Tautmo schwieg eine Welle. „Warte", sagte er schließlich, „du bringst mich da auf einen Gedanken! Schade, jetzt ist er wieder weg."
„Ich melde mich wieder, sobald ich eine Lösung gefunden habe", antwortete der Oxtorner und blendete sich aus. Aagenfelt stützte das fleischige Kinn auf den Handrücken und stand leicht vornüber gebeugt da. Es war wie verhext. Einen winzigen Augenblick lang schien die Lösung greifbar nahe gewesen zu sein. Und dann war sie wieder weg. Wort für Wort rekapitulierte er das Gesprochene.
Hier der alles abwehrende Schirm im Zentrum - dort die punktuelle Abwehr einzelner Geschosse oder Energiestrahlen. Die Feinderkennung funktionierte perfekt. Tautmo stutzte. Ein frostiger Schauer rann seinen Nacken hinunter. Wie erkennt die Abwehr, dass es sich um ein feindliches Objekt handelt? - stellte er sich die Frage. Ab welcher Größe oder welchem Energiegehalt schaltet sie sich automatisch ein? „Gilt das nur für unbelebte Objekte oder auch für organische Wesen?" fragte er laut. „Was ist los?" fauchte Viena Zakata ihn an. „He, Tautmo! Dein Blick geht durch mich und die Wand hindurch. Träumst du?" Im Hintergrund aktivierte sich die Transmitterstation. Der weiße Haluter trat aus dem Materialisationsfeld. Ihm folgte der Oxtorner. „Wir können MATERIA nur von innen her angreifen", zog Blo
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