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1973 - MATERIA

Titel: 1973 - MATERIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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strahlendweißen Anzug. Wie stets ist er peinlich sauber, der Helm zur Kugelform aufgebläht. Der Großteil MATERIAS birgt keine Atmosphäre; warum auch, wenn das Gros der Besatzung aus Metallenen besteht? Nur wenige Enklaven, insbesondere natürlich jene, die die Kosmischen Ingenieure als ihr ureigenes „Reich" separiert haben, sind mit atembarer Luft geflutet und stehen unter Normaldruck. Ki thaRao hört den eigenen zischenden Atem. Seit einigen Zeiteinheiten transpiriert er heftig. Klamme Feuchtigkeit macht sich breit, obwohl die Mikrowandler des flachen Schulter-Rückengeräts reagieren und zu verstärkter Aufbereitung umschalten.
    Der Errante hasst es, wenn sein Bart ohne Grund nass wird. Ein ausgiebiges Reinigungsritual ist dann nötig. Für Augenblicke schwankt der ebenso breite wie große Mann, weiß nicht, was ihn mehr entsetzt: die Vorstellung, entdeckt und vor Cairol gezerrt zu werden, oder die Aussicht, die feuerroten, zum Schalkragen angeordneten Bartenden nicht der notwendigen Pflege unterziehen zu können. Weiterer Schweiß perlt über die tiefschwarze Haut; Ki thaRao bewegt unbehaglich die Glieder und winkelt die Arme in absonderlich anmutendem Winkel ab. Statt Knochen besitzen die Erranten nur einen von starken Sehnenbündeln und hochelastischen Knorpelverbindungen aufrecht gehaltenen Körper.
    Die Gedanken des Mannes fiebern nach einem Ausweg. Wenn er jetzt eine Strukturwandlung seiner Körpermaterie herbeiführt, wird die Streuemission ohne Zweifel angemessen und eindeutig identifiziert. Zu nah sind die Metallenen schon, ihre Abriegelung ist perfekt. Sie kennen die errantischen Fähigkeiten genau. Ki thaRao stöhnt unterdrückt. Er weicht in eine Nische zurück, kauert sich zusammen. Hoffnungslosigkeit „droht über ihm zusammenzuschlagen wie ein zentralgalaktischer Hypersturm.
    Wenige Zeiteinheiten noch, dann müssen die ersten Metallenen in die Halle eindringen und ihn entdecken. Ausgerechnet ihn, den Letztgeborenen, jüngster Spross und ganzer Stolz der Erranten, deren Zahl auf nunmehr ganze 203 Exemplare abgesunken ist. Verfluchtes Carit! Verfluchter Cairol! fährt es durch den Kosmischen Ingenieur. Wir sterben aus! Seit Generationen werden immer weniger Kinder geboren! Vieles kommt zusammen.
    Maßgeblich ist nicht zuletzt, dass diese seelenlosen Metallenen nicht unsere Überlegenheit erkennen. Sie haben ja keine Ahnung!
    Spezialroboter haben nach und nach die errantischen Aufgaben übertragen bekommen. An sich mag das ja angehen, wäre den Kosmischen Ingenieuren das Verlassen MATE RIAS gestattet worden. Aber davon war nie die Rede gewesen! Wer einmal im Dienst der Hohen Mächte des Kosmos stand, verlässt diesen nicht so ohne weiteres. Ki thaRaos Versuche, durch gezielte Sabotageakte genau jene Aussetzer und Schäden zu erzeugen, die die Metallenen nicht zu reparieren vermögen, sind in der Vergangenheit ohne Erfolg geblieben.
    Man ignorierte die Erranten. Und je länger das dauerte, desto gewagter entwickelten sich die Aktionen des Erranten. Er hat keinen anderen Ausweg gesehen, handelt stets auf eigene Faust nicht zuletzt, um die wenigen noch lebenden Mitglieder seines Volkes nicht zu gefährden. Die Gefahr, dass ihm Cairol auf die Spur kommt, hat Ki thaRao bis heute als kalkulierbar gewertet. Er hat sich fürchterlich geirrt! Der Gedanke an den Kommandanten der Metallenen selbst auf sonderbare Weise ein solcher und zugleich wieder nicht, ist eine Mischung aus Hass, Wut und Frustration.
    Der Errante weiß, dass Cairol über einen Emotio-Simulator verfügt, eine optionale Seele gewissermaßen, und demzufolge nicht ausschließlich auf der Basis reiner Logik handelt und denkt. Seine maßgebliche Emotion den Erranten gegenüber ist ohne Zweifel Ablehnung. Cairol, der sich selbst als „der Zweite" bezeichnet, scheint wenig von organischen Lebensformen zu halten. Ihm ist zuzutrauen, dass er nur auf einen passenden Anlass wartet, um die Kosmischen Ingenieure insgesamt 'ZU liquidieren, hart, brutal, gnadenlos.
    Ki thaRao stöhnt abermals, ein abgrundtiefer Laut seelischer Qual. Mit seinem Ungestüm hat er nicht nur sein eigenes Leben gefährdet, sondern unter Umständen das aller seiner Artgenossen. Wenn ihn die Metallenen erwischen und als Saboteur entlarven... Er starrt auf das Errantghom. Neben vielen anderen Funktionen kann das Errantische Werkzeug zur Desintegration von Materie eingesetzt werden. Der Fokus des Auflösungsstrahls ist frei programmierbar und gen au wie das Gerät an sich in

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