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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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WOLLEN!«
    Ich fiel rückwärts, sah Paula mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett liegen, sie blutete aus ihrer Möse und dem Arsch, ihre Haare waren verschwunden.

11. K APITEL
    Wir hielten uns an den Händen und sprangen in einen Fluß.
    Das Wasser war kalt.
    Ich ließ ihre Hand los.
    Ich schlug die Augen auf.
    Es kam mir vor, als sei Morgen.
    Ich lag am Straßenrand im Regen, und Paula war tot.
    Ich setzte mich auf, mein Schädel platzte mir, mein Körper fühlte sich taub an.
    Etwas weiter die Straße entlang stieg ein Mann aus einem Wagen.
    Ich sah über leere braune Felder und versuchte aufzustehen.
    Der Mann kam zu mir gerannt.
    »Ich hätte Sie beinahe überfahren, verdammt!«
    »Wo bin ich?«
    »Was zum Teufel ist denn mit Ihnen passiert?«
    Neben der Beifahrertür stand eine Frau und sah zu uns herüber.
    »Ich hatte einen Unfall. Wo bin ich?«
    »Doncaster Road. Sollen wir einen Krankenwagen rufen?«
    »Nein.«
    »Die Polizei?«
    »Nein.«
    »Sie sehen nicht gut aus.«
    »Können Sie mich ein Stück mitnehmen?«
    Der Mann sah zu der Frau neben dem Wagen hinüber. »Wohin denn?«
    »Kennen Sie das Redbeck Café auf dem Weg nach Wakefield?«
    »Ja«, sagte er, schaute von mir zum Wagen und wieder zurück.
    »Na gut.«
    »Danke.«
    Wir gingen langsam zum Wagen.
    Ich stieg hinten ein.
    Die Frau, die vorn saß, blickte stur geradeaus. Sie hatte blonde Haare wie Paula, nur länger.
    »Er hat einen Unfall gehabt. Wir setzen ihn unterwegs ab«, sagte der Mann zu der Frau und machte den Motor an.
    Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 18.00 Uhr.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Was für ein Tag ist heute?«
    »Montag«, sagte die Frau, ohne sich umzudrehen.
    Ich starrte hinaus auf die leeren braunen Felder.
    Montag, 23. Dezember 1974.
    »Und morgen ist Heiligabend?«
    »Ja«, bestätigte sie.
    Der Mann beäugte mich im Rückspiegel.
    Ich drehte mich zu den leeren braunen Feldern um.
    »Hier recht?« fragte der Mann, als er beim Redbeck hielt.
    »Ja. Danke.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie keinen Arzt wollen?«
    »Ganz sicher, danke«, antwortete ich und stieg aus.
    »Na dann, viel Glück«, sagte der Mann.
    »Ja, und vielen Dank noch mal«, sagte ich und warf die Tür zu.
    Als sie weiterfuhren, starrte die Frau immer noch geradeaus.
    Ich überquerte den Parkplatz mit seinen Löchern voller Schlamm und Öl und ging hinten herum zu den Motelzimmern.
    Die Tür zur 27 stand einen Spalt weit auf.
    Ich stand vor der Tür und lauschte.
    Stille.
    Ich schob die Tür auf.
    Sergeant Fraser lag in Uniform schlafend über Papier und Akten, Tonbändern und Photos.
    Ich schloß die Tür.
    Er schlug die Augen auf, blickte hoch und stand auf.
    »Verdammt«, sagte er und sah auf die Uhr.
    »Ja.«
    Er starrte mich an.
    »Scheiße.«
    »Ja.«
    Er ging zum Waschbecken und ließ Wasser laufen.
    »Setzen Sie sich lieber hin«, sagte er, kam vom Waschbecken zurück und kippte das Bettgestell aus.
    Ich stieg über die Papiere, Akten und Photos und setzte mich auf das leere Bettgestell.
    »Was machen Sie hier?«
    »Ich werde suspendiert.«
    »Was zum Teufel haben Sie getan?«
    »Sie kennengelernt.«
    »Und?«
    »Und ich will nicht suspendiert werden.«
    Ich hörte den Regen draußen prasseln, hörte die Laster, die rückwärts setzten und einparkten, hörte die Fahrer, die ins Trockene eilten.
    »Wie haben Sie hergefunden?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Ach ja?« sagte ich und hielt mir den Kopf.
    »Ja«, sagte Sergeant Fraser, zog seine Jacke aus und rollte die Ärmel hoch.
    »Sind Sie schon mal hier gewesen?«
    »Nein. Wieso?«
    »Nur so«, sagte ich.
    Fraser weichte das einzige Handtuch im Waschbecken ein, wrang es aus und warf es mir zu.
    Ich legte es mir aufs Gesicht und fuhr mir damit durch die Haare.
    Danach war das Handtuch rostfarben.
    »Ich war es nicht.«
    »Ich habe nicht danach gefragt.«
    Fraser nahm ein graues Laken und riß es in Streifen. »Warum haben die mich gehen lassen?«
    »Keine Ahnung.«
    Das Zimmer wurde langsam schwarz, Frasers Hemd grau.
    Ich stand auf.
    »Setzen Sie sich.«
    »Foster war’s, stimmt’s?«
    »Setzen Sie sich.«
    »Es war Don Foster, ich weiß es, verdammt noch mal.«
    »Eddie …«
    »Und die Polizei weiß es auch, oder?«
    »Warum Foster?«
    Ich nahm eine Handvoll Papiere in die Hand. »Weil er das Bindeglied von alldem hier ist.«
    »Sie glauben also, Foster hat Clare Kemplay umgebracht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?«
    »Blödsinn. Und Jeanette Garland und Susan

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