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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Handtasche auf den Automaten und stellte das Glas daneben.
    »Kommen Sie öfter her, Mr. Dunford?« sagte sie lächelnd.
    »Edward, bitte.« Ich stellte mein Glas auf die Maschine.
    »Nein, nicht oft genug.«
    Sie lachte und bot mir eine Zigarette an. »Das erste Mal?«
    »Zweite«, sagte ich und dachte an das letzte Mal.
    Sie nahm Feuer von mir. »Normalerweise ist es nicht so voll.«
    »Kommen Sie öfter her?«
    »Versuchen Sie mit mir zu flirten, Mr. Dunford?« Sie lachte.
    Ich pustete den Qualm über ihren Kopf hinweg und lächelte.
    »Früher bin ich oft hier gewesen«, sagte sie; das Lachen war urplötzlich verklungen.
    Ich war unsicher, was ich sagen sollte, und meinte: »Ein nettes Lokal.«
    »Das war es mal.« Sie nahm ihren Drink.
    Ich bemühte mich verzweifelt, sie nicht anzustarren, aber sie war so blaß in ihrem roten Pullover, und durch das Bündchen und die Falten am Kragen wirkte ihr Kopf so klein und zerbrechlich.
    Als sie ihren Whisky trank, erschienen kleine rote Flecken auf ihren Wangen und sie sah aus, als habe sie jemand geschlagen.
    Paula Garland nahm noch einen Schluck und leerte ihr Glas.
    »Wegen Sonntag. Ich …«
    »Vergessen Sie’s. Ich war völlig daneben. Noch einen?« sagte ich ein wenig zu schnell.
    »Im Augenblick nicht, danke.«
    »Sagen Sie einfach Bescheid.«
    Elton John löste Gilbert O’Sullivan ab.
    Wir sahen uns verlegen im Pub um und lächelten die Partyhüte und Mistelzweige an.
    »Sie waren also bei Mandy Wymer«, sagte Paula.
    Ich zündete mir wieder eine Zigarette an, und mein Magen machte einen Satz. »Ja.«
    »Warum?«
    »Sie behauptete, sie habe der Polizei gesagt, wo Clare Kemplays Leiche zu finden sei.«
    »Sie glauben ihr nicht?«
    »Zwei Bauarbeiter haben die Leiche gefunden.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen«, sagte ich.
    Paula Garland zog an ihrer Zigarette und meinte dann: »Weiß sie, wer es getan hat?«
    »Das behauptet sie zumindest.«
    »Gesagt hat sie nichts?«
    »Nein.«
    Paula spielte mit dem leeren Glas und ließ es auf dem Zigarettenautomaten kreiseln. »Hat sie etwas über Jeanette gesagt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das wissen Sie nicht?« Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Sie sagte etwas über ›die anderen‹, mehr nicht.«
    »Was? Was hat sie gesagt?«
    Ich sah mich im Pub um. Wir flüsterten fast, doch ich hörte nichts anderes, so als habe jemand den Rest der Welt ausgeschaltet.
    »Sie sagte, ich solle ›ihnen von den anderen erzählen‹, und dann murmelte sie was von blutigen Teppichen und dem Gras zwischen den Steinen.«
    Paula Garland hatte mir den Rücken zugekehrt, und ihre Schultern zitterten.
    Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Tut mir leid.«
    »Nein, mir tut es leid, Mr. Dunford«, sagte sie zu der roten Samttapete. »Es war sehr freundlich von Ihnen, daß Sie hergekommen sind, aber ich muß jetzt allein sein.«
    Paula Garland nahm ihre Handtasche und ihre Zigaretten. Als sie sich umdrehte, war ihr Gesicht mit feinen schwarzen Linien überzogen, von den Augen bis zu den Lippen.
    Ich hielt die Hände in die Höhe und stellte mich ihr in den Weg. »Ich glaube, das ist keine so gute Idee.«
    »Bitte«, flehte sie.
    »Lassen Sie sich wenigstens nach Hause bringen.«
    »Danke, nein.«
    Sie schob sich an mir vorbei durch die Menge und zur Tür hinaus.
    Ich trank aus und nahm meine Zigaretten.
    Brunt Street, die dunkle Zeile der Reihenhäuser gegenüber den weißen Fassaden der Doppelhaushälften, auf beiden Seiten nur wenig Licht.
    Ich hielt auf der Seite mit den Doppelhäusern am anderen Ende der Hausnummer 11, wartete und zählte die Weihnachtslichter. Vor der 11 stand ein Weihnachtsbaum, aber ohne Lichter.
    Neun Bäume und fünf Minuten später horte ich ihre hohen braunen Stiefel. Ich drückte mich tief in meinen Sitz, sah, wie Paula Garland die rote Haustür aufschloß und ins Haus ging.
    Sie machte kein Licht.
    Ich saß im Viva, schaute und fragte mich, was ich wohl sagen sollte, wenn ich mich traute, an die rote Tür zu klopfen.
    Zehn Minuten später kam ein Mann mit einer Mütze und seinem Hund aus einer der Doppelhaushälften und überquerte die Straße. Er drehte sich um und starrte meinen Wagen an, während sein Hund auf der Reihenhausseite der Straße kackte.
    In der 11 war noch immer kein Licht.
    Ich startete den Motor.
     
     
    Mein Mund war ganz fettig von den schlechten Redbeck-Fritten, ich stapelte ein paar Münzen aufs Telefon und wählte.
    »Ja bitte?«
    »Haben

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