Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
Vom Netzwerk:
sagte ich.
    Hadden nahm seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken.
    »Sie steigern sich da zu sehr hinein.«
    »Tut mir leid«, wiederholte ich mich.
    »Sie sind wie Barry. Er war genauso, immer …«
    »Ich wollte weder die Obduktion noch Clare überhaupt erwähnen.«
    Hadden war aufgestanden und ging auf und ab. »Sie können nicht einfach irgendwas schreiben und dann glauben, das sei die Wahrheit, nur weil Sie das geschrieben haben.«
    »Das tue ich nie.«
    »Da bin ich mir nicht sicher«, sagte er in die Nacht hinein. »Sie schießen ins verdammte Unterholz, nur weil die geringe Möglichkeit besteht, es könnte was drinstecken, das abzuschießen sich lohnt.«
    »Tut mir leid, wenn Sie das denken«, sagte ich.
    »Es gibt mehr als eine Möglichkeit, der Sache auf den Grund zu gehen, wissen Sie?«
    »Ich weiß.«
    Hadden drehte sich um. »Arnold Fowler hat jahrelang für uns gearbeitet.«
    »Ich weiß.«
    »Sie gehen mir nicht da raus und erschrecken den armen Kerl mit Ihren Horrorgeschichten.«
    »Das würde ich nie tun.«
    Fladden setzte sich wieder hin und seufzte schwer. »Holen Sie sich ein paar Zitate. Verpassen Sie dem Ganzen einen altväterlichen Ton, und kein Wort über den verdammten Fall Clare Kemplay.«
    Ich stand auf, das Zimmer wurde plötzlich dunkel und dann wieder hell. »Danke.«
    »Wir bringen das am Donnerstag. Tiermißhandlungen, nichts weiter.«
    »Alles klar.« Ich öffnete die Tür, brauchte Luft, Halt, einen Ausgang.
    »Wie bei den Grubenpferden.«
    Mir kam alles hoch; ich rannte aufs Klo.
    »Hallo. Ist Kathryn da, bitte?«
    »Nein.«
    Das Büro war still, und ich war fast fertig mit dem, was ich zu tun haue.
    »Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«
    »Nein.«
    Ich zeichnete Flügel und Rosen auf mein Löschpapier. Dann legte ich meinen Stift hin.
    »Können Sie ihr bitte ausrichten, Edward habe angerufen?«
    Aufgelegt.
     
    Ich schrieb mit Kugelschreiber Das Medium & die Botschaft über den Artikel, setzte dann ein Fragezeichen dahinter und zündete mir eine Zigarette an.
     
    Nach ein paar Zügen riß ich ein Blatt Papier aus meinem Notizbuch, drückte die Zigarette aus und schrieb zwei Listen. Unten auf die Seite schrieb ich Dawson und unterstrich den Namen.
    Ich war müde, hungrig und völlig verwirrt.
    Ich verschloß die Augen vor dem grellen Bürolicht und dem Rauschen, das meine Gedanken erfüllte.
    Es dauerte eine Weile, bis ich das Telefon klingeln hörte.
    »Edward Dunford?«
    »Hier spricht Paula Garland.«
    Ich beugte mich auf meinem Stuhl nach vorn, meine Ellbogen auf dem Tisch stützten den schweren Hörer und meinen schweren Kopf. »Ja bitte?«
    »Ich habe gehört, Sie sind heute bei Mandy Wymer gewesen,«
    »Ja, so ähnlich. Woher wissen Sie das?«
    »Von Paul.«
    »Ach so.« Ich hatte keine Ahnung, was ich als nächstes sagen sollte.
    Es blieb lange still, dann sagte sie: »Ich muß wissen, was sie gesagt hat.«
    Ich saß senkrecht auf meinem Stuhl, wechselte den Hörer von einer Hand in die andere und wischte mir den Schweiß am Hosenbein ab.
    »Mr. Dunford?«
    »Nun, sie hat nicht viel gesagt.«
    »Bitte, Mr. Dunford.«
    Ich hatte den Hörer zwischen Ohr und Kinn gedrückt, sah auf die Uhr meines Vaters und stopfte Das Medium & die Botschaft in einen Umschlag.
    »Wir können uns im Swan treffen. In einer Stunde?«
    »Danke.«
     
    Den Flur entlang ins Archiv.
    In Windeseile durch die Akten, Querverweise.
    Ein Blick auf die Uhr meines Vaters : 20.05 Uhr.
    Zeitsprung:
    Juli 1969, Mondlandung, kleine Schritte und große Sprünge.
    12. Juli 1969, Jeanette Garland (8) wird vermißt.
    13. Juli, Eine Mutter appelliert an unser Mitgefühl.
    14. Juli, Detective Superintendent Oldman geht an die Öffentlichkeit.
    15. Juli, Polizei verfolgt Jeanettes letzte kleine Schritte.
    16. Juli, Polizei weitet Suche aus.
    17. Juli, Polizei ratlos.
    18. Juli, Polizei stellt Suche ein.
    19. Juli, Medium wendet sich an die Polizei.
    Kleine Schritte und große Sprünge.
    17. Dezember 1974, ein Notizbuch voller hingekritzelter Zitate.
    Ein Blick auf die Uhr meines Vaters : 20.30 Uhr.
    Ich hatte keine Zeit mehr.
     
    The Swan, Castleford.
    Ich stand an der Bar und bestellte ein Pint und einen Scotch.
    Der Laden war vorweihnachtlich gefüllt, Firmenfeier, alle sangen zur Jukebox.
    Jemand berührte mich am Ellbogen.
    »Ist eins davon für mich?«
    »Welches möchten Sie denn?«
    Mrs. Paula Garland nahm den Whisky und bahnte sich einen Weg durch die Menge zum Zigarettenautomaten. Sie legte ihre

Weitere Kostenlose Bücher