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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Taylor.
    Wir standen draußen vor dem Krematorium am Hang zwischen dem Eingang und den Autos. Wind und Regen waren noch kälter als sonst. Schwarze Anzüge und Mäntel verließen die Aussegnungshalle, alle versuchten Zigaretten anzuzünden, spannten Regenschirme auf und schüttelten Hände.
    »Was hast du denn in Manchester gemacht?« fragte ich, obwohl wohl ich genau wußte, was sie da gemacht hatte.
    »Ich will nicht darüber sprechen«, antwortete sie, drehte sich weg und ging zum Wagen der fetten Stephanie.
    »Tut mir leid.«
    Kathryn Taylor ging weiter.
    »Kann ich dich heute abend anrufen?«
    Stephanie öffnete die Beifahrertür, Kathryn beugte sich vor und nahm etwas vom Sitz.
    Sie drehte sich um, schleuderte mir ein Buch entgegen und schrie: »Hier, das hast du vergessen, als du mich das letzte gefickt hast!«
    Die Kanäle des Nordens segelten über die Zufahrt zum Krematorium und spuckten im Flug Photos von Schulmädchen aus.
    »Scheiße«, fluchte ich und hob eilig die Photos auf.
    Das kleine weiße Auto der fetten Steph fuhr rückwärts vom Parkplatz.
    »Mädchen gibt’s wie Sand am Meer.«
    Ich sah vom Boden auf. Sergeant Fraser reichte mir das Photo einer lächelnden, blonden Zehnjährigen.
    »Ach, hauen Sie ab«, sagte ich.
    »Gibt keinen Grund dafür.«
    Ich schnappte ihm das Bild aus der Hand. »Keinen Grundwofür?«
    Hadden, Jack Whitehead, Gilman, Gaz und Tom standen am Eingang und beobachteten uns.
    »Tut mir leid, das mit Ihrer Hand.«
    »Es tut Ihnen leid? Sie haben mir das doch eingebrockt, verdammt.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon zum Teufel Sie eigentlich reden.«
    »Na klar.«
    »Hören Sie«, sagte Fraser. »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    Er schob mir ein Stück Papier in die Brusttasche. »Rufen Sie mich heute abend an.«
    Ich ging zu meinem Wagen.
    »Es tut mir leid«, rief Fraser gegen den Wind.
    »Sie können mich mal«, sagte ich und zog den Wagenschlüssel aus der Tasche.
    Neben dem Viva standen zwei große Männer an einem dunkelroten Jaguar und unterhielten sich. Ich schloß auf, zog den Schlüssel ab und öffnete die Tür, alles mit der linken Hand. Ich beugte mich ins Wageninnere, ließ das verdammte Buch und die Photos auf den Rücksitz fallen und steckte den Schlüssel ins Schloß.
    »Mr. Dunford?« sagte ein fetter Kerl in einem braunen Kaschmirmantel über das Dach des Viva hinweg.
    »Ja?«
    »Wie wär’s mit einem gemeinsamen Mittagessen?«
    »Wie bitte?«
    Der fette Kerl lächelte und rieb sich die Hände, die in Lederhandschuhen steckten. »Ich lade Sie zum Essen ein.«
    »Warum wollen Sie das tun?«
    »Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Worüber?«
    »Na, sagen wir mal, Sie werden es nicht bereuen.«
    Ich sah den Hügel hinauf zum Eingang des Krematoriums.
    Bill Hadden und Jack Whitehead unterhielten sich mit Sergeant Fraser.
    »Na gut«, sagte ich und dachte, scheiß auf den Leichenschmaus im Presseclub.
    »Kennen Sie den Karachi Social Club an der Bradford Road?«
    »Nein.«
    »Gleich neben dem Variety Club, kurz bevor Sie nach Batley kommen.«
    »Okay.«
    »In zehn Minuten?« fragte der fette Kerl.
    »Ich folge Ihnen einfach.«
    »Klasse.«
     
    Paki Town, die einzige noch verbliebene Farbe.
    Schwarze Ziegel und Saris, braune Burschen, die in der Kälte Kricket spielen.
    Die Moschee und die Weberei, heißt in Yorkshire 1974:
    Curry und Käppi.
    Nachdem ich den Jaguar an der letzten Ampel verloren hatte, fuhr ich auf den unbefestigten Parkplatz neben dem Badey Variety Club und hielt neben dem dunkelroten Wagen.
    Nebenan sang Shirley Bassey zum Weihnachtsfest, ich konnte ihre Band proben hören, als ich mir zu Goldfinger einen Weg über die Dreckpfützen voller Kippen und Chipstüten bahnte.
    Beim Karachi Social Club handelte es sich um ein freistehendes, dreistöckiges Gebäude, das früher mal was mit der Bekleidungsindustrie zu tun gehabt hatte.
    Ich ging die drei Stufen zum Restaurant hoch, schaltete das Philips Pocket Memo ein und öffnete die Tür.
    Der Karachi Social Club war eine Höhle, rot, mit schwerer Blumenmustertapete und den Klängen des Orients.
    Ein großer Pakistani in einem makellos weißen Kittel wies mir den Weg zu dem einzigen Tisch mit Gästen.
    Die beiden fetten Kerle saßen nebeneinander, sahen zur Tür, zwei Paar Lederhandschuhe vor sich auf dem Tisch.
    Der Ältere, der mich zum Essen eingeladen hatte, stand auf, streckte mir die Hand entgegen und sagte: »Derek Box.«
    Ich gab ihm die Linke,

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