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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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setzte mich und sah den Jüngeren mit dem schwer verknautschten Gesicht an.
    »Das ist Paul. Er ist mir behilflich«, sagte Derek Box.
    Paul nickte, sagte aber kein Wort.
    Der Kellner brachte ein silbernes Tablett mit Pappadams und Eingelegtem.
    »Wir nehmen alle das Spezialmenü, Sammy«, sagte Derek Box und rupfte ein Pappadam auseinander.
    »Sehr wohl, Mr. Box.«
    Box lächelte mich an. »Hoffe, Sie mögen Ihr Curry scharf.«
    »Ich hab’s erst einmal probiert«, sagte ich.
    »Na, dann haben Sie ja das Mordsvergnügen noch vor sich.«
    Ich sah mich in dem riesigen, dämmrigen Raum mit den weißen Tischdecken und dem schweren Silberbesteck um.
    »Hier«, sagte Derek Box und schaufelte sich Eingelegtes und Joghurt auf ein Pappadam. »Hauen Sie rein.«
    Ich tat wie geheißen.
    »Wissen Sie, warum es mir hier gefällt?«
    »Nein«, sagte ich, wollte es aber auch gar nicht wissen.
    »Weil wir hier ganz unter uns sind. Nur Curryfresser und wir.«
    Ich nahm mein durchgeweichtes Pappadam mit der linken Hand und stopfte es mir in den Mund.
    »So mag ich es«, sagte Box. »Unter sich bleiben.«
    Der Kellner kam mit drei Pints Bitter zurück.
    »Und der Schweinefraß ist auch nicht übel, hm, Sammy?« lachte Box.
    »Vielen Dank, Mr. Box«, sagte der Kellner.
    Paul lächelte.
    Derek Box hob sein Glas und sagte: »Cheers.«
    Paul und ich prosteten uns ebenfalls zu, und dann tranken wir.
    Ich nahm meine Zigaretten aus der lasche. Paul hielt mir ein schweres Ronson-Feuerzeug hin.
    »Nett, hm?« fragte Derek Box.
    Ich lächelte. »Sehr vornehm.«
    »Ja. Nicht so wie der Scheiß da«, sagte Box und deutete auf meine grau bandagierte Hand auf dem weißen Tischtuch.
    Ich sah auf die Hand und dann wieder zu Box.
    »Ich war ein großer Bewunderer der Arbeit Ihres Kollegen, Mr. Dunford.«
    »Kannten Sie ihn gut?«
    »O ja. Wir standen in besonderen Beziehungen zueinander.«
    »Ach ja?« fragte ich und nahm mein Glas.
    »Hm. Von gegenseitigem Nutzen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Nun, ich bin in der glücklichen Lage, gelegentlich Informationen weitergeben zu können, die mir unterkommen.«
    »Welche Art Informationen?«
    Derek Box stellte sein Glas ab und sah mich an.
    »Ich bin kein Spitzel, Mr. Dunford.«
    »Ich weiß.«
    »Ich bin auch kein Unschuldslamm, ich bin Geschäftsmann.«
    Ich nahm einen großen Schluck Bier und fragte ihn dann leise:
    »Welche Art von Geschäften?«
    Er lächelte: »Automobile, allerdings habe ich Ambitionen auf dem Bausektor, damit halte ich nicht hinterm Berg.«
    »Welche Ambitionen?«
    »Verhinderte«, sagte Derek Box lachend. »Im Augenblick zumindest.«
    »Und wie sind Sie und Barry …«
    »Wie schon gesagt, ich bin kein Unschuldslamm, hab’ ich auch nie behauptet. Es gibt allerdings Männer in diesem Land, in dieser Gegend hier, die für meinen Geschmack ein wenig zuviel vom Kuchen abbekommen.«
    »Vom Bausandkuchen?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben Barry Informationen über gewisse Personen und deren Aktivitäten auf dem Bausektor zukommen lassen?«
    »Ja. Barry interessierte sich besonders für, wie Sie sich ausdrücken, die Aktivitäten gewisser Personen.«
    Der Kellner kehrte mit drei Tellern gelbem Reis und drei Schüsseln tiefroter Soße zurück. Dann stellte er vor jeden von uns einen Teller und eine Schüssel.
    Paul nahm seine Schüssel, leerte sie über den Reis aus und vermengte alles.
    »Möchten Sie Flan, Mr. Box?« fragte der Kellner.
    »Ja, Sammy. Und noch ‘ne Runde.«
    »Sehr gern, Mr. Box.«
    Ich nahm den Löffel aus meiner Curryschüssel und ließ ein wenig von der Soße auf meinen Reis tropfen.
    »Hauen Sie rein, Junge. Wir stehen hier nicht auf feierliches Benehmen.«
    Ich nahm eine Gabel voll Curry und Reis, spürte das Feuer im Mund und leerte das Pint in einem Zug.
    Nach einer Minute sagte ich: »Ja, das ist gut, ehrlich.«
    »Gut? Das ist verdammt lecker, das ist es«, sagte Box und lachte mit offenem Mund.
    Paul nickte und zeigte ein rotes Currygrinsen.
    Ich nahm noch eine Gabel voll Curry mit Reis und sah zu, wie die beiden Männer mit jedem Bissen näher an ihre Teller heranrutschten.
    Ich erinnerte mich an Derek Box, zumindest an die Geschichten, die die Leute über Derek Box und seine Brüder erzählten.
    Ich nahm einen Mundvoll gelben Reis und sah hinüber zur Küche nach dem nächsten Pint.
    Ich erinnerte mich an die Storys der Box-Brüder, die ihre Fluchtaktionen auf der Field Lane übten, und daß die jungen Burschen an den Sonntagvormittagen vorbeikamen, um sie dabei

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