1975 - Sonnenecho
Unterstützung, die wir uns nur wünschen konnten. Du mußt das doch gewußt haben, Mhogena. Warum, hast du mich derart auf die Folter gespannt?"
„Ich sagte schon, daß ich nicht recht wußte, was davon zu halten ist", antwortete der Gharrer. „Um so erleichterter bin ich, daß du das derart positiv siehst."
*
Es war eine beschwerliche Reise gewesen, voller Mühsal und Entbehrungen - und großen Verlusten.
Aber nun waren sie am Ziel. Vor ihnen, scheinbar zum Greifen nahe, strahlte der mächtige Ball des Roten Riesen Skoghal in düsterem Rot.
„Ich bitte um deine Befehle, ehrwürdiger Norgo ro Yong!"
Die Lautsprecherstimme riß ihn aus träger Träumerei, in die ihn die Erschöpfung nach Ewigkeiten des schmerzhaften Lustempfindens geschaukelt hatte. Er hing völlig ermattet in den Gurten der Badeschaukel, außerstande, auch nur einen Finger zu rühren, geschweige denn überlegte Anordnungen zu treffen.
„Darf ich um deine Befehle bitten, Norgo ro Yong!" erklang es aus den Lautsprechern des Bades.
Diesmal fordernder und ungeduldig. Er erkannte die Stimme Praga re Nolos, des Kommandanten seines Flaggschiffes YON APAT Norgo ro Yong hob den schweren Kopf und blinzelte benommen aus den fettgepolsterten Augen. Er bewegte die Lippen, aber kein Laut kam über sie.
„Deine Befehle, Norgo ro Yong!" verlangte Praga re Nolo mit nunmehr herrischer Stimme und unter Verzicht auf jegliche Höflichkeitsfloskeln.
„Später", hauchte Norgo ro Yong. Und lauter: „Später ... später, später ..."
Der Kommandant der YON APAT mußte ihn wohl gehört haben, denn er preßte eine Gotteslästerung hervor und meldete sich nicht mehr. Und so konnte Norgo ro Yong wieder in den wohligen Zustand verlorener Träumerei versinken.
Er war am Ziel all seiner Wünsche, aber er hatte einen hohen Tribut zahlen müssen. Nun konnte er aber darangehen, Gaintanu zu befreien. Der Gott der Unsterblichkeit schien die Nähe seiner Retter zu erahnen. Denn er tobte in seinem Kerker mit einer Wildheit, daß die rote Riesensonne gigantische Feuerzungen ins grelle All spuckte und andere, noch nie gesehene Phänomene auf ihrer Oberfläche gebar. Für Norgo ro Yong waren das die sichtbar gewordenen Echos von Gaintanus Hilferufen.
Aber Norgo ro Yong war noch nicht soweit, um Taten sprechen zu lassen. Er mußte sich erst von den Nachwehen des Elcoxolbades erholen und wieder zu Kräften kommen. Dann wollte er mit dem verbliebenen Häufchen Entschlossener das Werk vollenden. Im Moment hing er noch seinen Erinnerungen nach, ließ die Geschehnisse der vergangenen fünfzig Tage vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
Die kleine Flotte hatte sich damals an der Schaltstation Porrista gesammelt. Sie bestand aus insgesamt 60 Einheiten, die ihm Dro ga Dremm großzügigerweise überlassen hatte, davon 17 tazolische Pfeilraumschiffe von 600 bis 800 Metern Länge. Der Rest Knotenschiffe mit Besatzungen aller möglichen Algion-Völker.
Norgo ro Yong hatte bei Formierung der Flotte unter starken Leibschmerzen gelitten, die er mit Elcoxol zu lindern versuchte. Nach einem ausgiebigen Bad war aber alles nur schlimmer geworden. Der Scoctore dachte, daß sein Ende nahe. Und da hatte er ein Gesicht, das ihm Gott Fidus bescherte.
Norgo ro Yong war eine Inkarmation dieses Gottes der Weisheit, der für ihn auch ein treffsicherer Prophet war. Wann immer Fidus ihm erschienen war und ihm eine Eingebung beschert hatte, so hatte er richtig gehandelt, wenn er sich danach richtete.
Diesmal erschien ihm Fidus als dunkle Gestalt, die Norgo mYong durch die Nebel des Schmerzes nur als Schemen wahrnahm. Seine Stimme klang wie ein Echo, das direkt aus dem Sonnentresor kam und gespenstisch nachhallte.
Was Fidus ihm zu sagen hatte, war eine Botschaft - ein Hilferuf - Gaintanus. Es war das Flehen um rasche Befreiung. Es war die dringliche Bitte an Norgo mYong persönlich, daß er den raschesten Weg nehmen möge, um zu ihm, Gaintanu, zu gelangen und ihn aus dem Sonnenfeuer von Skoghal zu befreien.
Dieses gellende Sonnenecho brandete schmerzhaft durch Norgo ro Yongs Geist. Es beutelte seinen Körper wie unter Fieberschauern. Wieder einmal dachte der Scoctore, daß dies sein Ende sei. Das dachten wohl auch seine Leute, denn als er aus dem Delirium erwachte, umstanden ihn die Raumschiffskommandanten und ließen ihre Liandos leise klirren.
Tazolen, Saggarer, Zyteker, Voranesen und selbst ein Oschonge waren gemeinsam ins Gebet versunken.
Sie dachten, es sei das Letzte Gebet für
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