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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Automobil.
    Savarone hatte Guillamo Donatti gesehen. Er hatte ihn im Schatten des Wagenfonds gesehen. Im Augenblick des Todes kannte er die Identität seines Henkers.
    Und er hatte seine Wut hinausgebrüllt, hinauf zu seinem Sohn, aber über seinen Sohn hinaus. Über ihn hinaus und dahinter und... Was war es gewesen? Was war es, was sein Vater in jenem letzten Augenblick des Lebens getan hatte? Das war das fehlende Bindeglied, der Strich, der das Muster vervollständigte. Ein Teil seines Körpers. Sein Kopf, seine Schultern, seine Hände. Was war es?
    Der ganze Körper! Es war die Geste im Tode des ganzen Körpers! Kopf, Arme, Hände. Savarones Körper war in einer letzten Geste ausgestreckt gewesen. Zu seiner Linken! Aber nicht das Haus, nicht die beleuchteten Räume, in die man so gemein eingedrungen war, sondern jenseits des Hauses. Jenseits des Hauses!
    Champoluc ist der Fluß... Jenseits des Hauses! Die Wälder von Campo di Fiori!
    Der Fluß! Der breite Bergstrom im Wald! Ihr eigener, persönlicher »Fluß«!
    Es war Teil seiner Kindheit. Der Fluß seiner Kindheit lag einen halben Kilometer hinter den Gärten von Campo di Fiori.
    Der Schweiß tropfte Victor vom Gesicht. Sein Atem ging unregelmäßig, seine Hände zitterten. Er krallte sich in der Finsternis an der Steigbügelbank fest. Er war völlig ausgepumpt, aber ganz sicher: Alles war plötzlich völlig klar.
    Der Fluß war nicht in Champoluc, auch nicht in Zürich. Er war Minuten von hier entfernt. Nur eine kurze Strecke über einen Waldweg, den Generationen von Kindern betreten hatten. Für tausend Jahre eingegraben. Teil seiner Kindheit.
    Er stellte sich das Bild der Wälder, des fließenden Stroms und der Felsen vor... Die Felsblöcke, die an der tiefsten Stelle den Strom begrenzten. Es gab einen großen Felsblock, von dem sie ins Wasser zu springen pflegten und auf dem sie in der Sonne lagen, in den sie ihre Initialen kratzten und kindische Nachrichten und geheime Codes zwischen sehr jungen Brüdern.
    Auf tausend Jahre eingegraben. Seine Kindheit! Hatte Savarone sich diesen Felsen ausgewählt, um auf ihm seine Nachricht einzugraben?
    Plötzlich war es so klar, so logisch. Natürlich hatte er das getan.

21
    Der Nachthimmel färbte sich langsam grau, aber die Strahlen der italienischen Sonne durchbrachen die Wolken nicht. Es würde bald regnen, und dann würde ein kalter Sommerwind von den nördlichen Bergen herunterwehen.
    Victor ging die Straße von den Stallungen zu den Gärten herunter. Es war zu finster, um die Farben ausmachen zu können. Es gab auch nicht mehr die Reihen von Blumen, die die Wege säumten, so wie es früher einmal gewesen war; soviel konnte er sehen.
    Er fand den Weg mit Mühe, erst nachdem er das ungeschnittene Gras untersucht und den Lichtkegel seiner Taschenlampe schräg nach unten gerichtet hatte, auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit.
    Als er hinter dem Garten in den Wald eindrang, sah er lang Vergessenes, das ihm plötzlich wieder vertraut war: ein knorriger Olivenbaum mit dicken Ästen, eine Ansammlung weißer Birken, die jetzt vom niedrigen Buchengestrüpp und ein paar halbverdorrten Tannen verdeckt wurden.
    Der Bach war allerhöchstens hundert Meter entfernt, schräg zu seiner Rechten, wenn er sich richtig erinnerte. Davor standen Birken und hohe Fichten. Wucherndes Unkraut bildete eine dichte Mauer aus Tentakeln, weich, aber unangenehm anzufassen.
    Er blieb stehen. Das Rascheln auffliegender Vögel war zu hören, ein Ast knackte. Er drehte sich um und spähte in die schwarzen Umrisse der Blätterwand.
    Stille.
    Dann drängte sich das Geräusch eines kleinen Tieres in die Stille hinein. Wahrscheinlich hatte er einen Hasen aufgescheucht. Seltsam, daß er so natürlich annahm, daß es sich um einen Hasen handelte. Die Umgebung, in der er sich befand, rührte an lang vergessene Erinnerungen: Als Junge hatte er in diesem Gehölz Hasen gefangen.
    Er konnte jetzt das Wasser riechen. Er hatte immer die Feuchtigkeit riechen können, wenn er sich dem Bach genähert hatte, ihn riechen können, ehe er das Plätschern der Wellen gehört hatte. Das Blattwerk am Wasser war dicht, fast undurchdringlich. Das Wasser des Baches hatte hunderttausend Wurzeln genährt und üppiges, unkontrolliertes Wachstum gefördert. Er mußte die Zweige zurückdrängen und das Dickicht auseinanderschieben, um den Bach zu erreichen.
    Sein linker Fuß fing sich in einer Schlingpflanze. Er machte einen Schritt nach rechts und stocherte mit seinem Stock

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