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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Sein Geburtstag!
    Der Tag der Bastille. Sein ganzes Leben lang war das immer etwas erheiternd gewesen. Ein Fontini-Cristi geboren am Feiertag der Französischen Revolution.
    14. Juli... zwei - null... 20. 1920.
    Das war Savarones Schlüssel. Etwas war am 14. Juli 1920 geschehen. Was war es? Was hatte sich an jenem Tag ereignet, von dem sein Vater glaubte, daß es für seinen ersten Sohn so bedeutsam wäre? Etwas, dessen Bedeutung über andere Zeiten, andere Geburtstage hinausging.
    Ein scharfer Schmerz - das zweitemal jetzt schon, bald würde es zuviel sein - durchzuckte seinen Körper und ging wieder unten von seiner Wirbelsäule aus. Das Korsett war wie Eis. Die Kälte des Wassers hatte seine Haut abgekühlt und war zu den Sehnen und ins Muskelgewebe durchgedrungen.
    Mit der Sensitivität eines Chirurgen betastete er die Fläche rings um die eingemeißelten Ziffern. Da war nur das Datum, alles andere war glatt und unversehrt. Er nahm den Ast in die linke Hand und stieß ihn in das Bachbett. Von Schmerzen gepeinigt, arbeitete er sich seitwärts auf das Ufer zu, bis das Wasser unter seine Schenkelhöhe gesunken war. Dann blieb er stehen, um Atem zu schöpfen. Die Schmerzimpulse folgten einander jetzt immer schneller. Er hatte sich mehr Schaden zugefügt, als ihm vorher klargeworden war. Jetzt entwickelte sich ein regelrechter Krampf. Er spannte seine Kinn- und Halsmuskeln. Er mußte aus dem Wasser heraus und sich hinlegen. Als er nach den überhängenden Schlingpflanzen am Ufer tastete, fiel er auf die Knie ins Wasser. Die Taschenlampe entfiel seiner Hand, rollte über eine Matte aus ineinander verwachsenen Farnen, und ihr Lichtkegel schoß in das dichte Gehölz. Er packte ein paar freiliegende Wurzeln und zog sich nach oben, stieß den Stock hinter sich in den Schlamm.
    Und dann erstarrte jede Bewegung in einem lähmenden Augenblick des Schocks.
    Über ihm in der Dunkelheit des Ufers stand die Gestalt eines Mannes. Ein hünenhafter, schwarzgekleideter Mann, der reglos dastand und auf ihn herunterstarrte. Um seinen Hals -gleichsam ein Kontrapunkt zu seiner pechschwarzen Kleidung -war ein weißer Rand zu erkennen. Ein Priesterkragen. Das Gesicht - das, was er davon im schwachen Licht des Waldes erkennen konnte -war ausdruckslos. Aber die Augen, die auf ihn herunterstarrten, hatten Feuer in sich, lodernden Haß.
    Jetzt sprach der Mann, langsam und deutlich, voll Abscheu.
    »Der Feind Christi kehrt zurück.«
    »Sie sind Gaetamo«, sagte Fontine.
    »Ein Mann kam in einem Automobil, um meine Hütte in den Bergen zu beobachten. Ich kannte jenes Automobil, jenen Mann. Er dient dem Ketzer von Xenope. Der Mönch, der sein Leben in Campo di Fiori verlebt. Er war dort, um mich fernzuhalten.«
    »Aber das konnte er nicht.«
    »Nein.« Der ausgestoßene Priester ging darauf nicht weiter ein. »Hier also war es. All die Jahre - und dabei lag die Antwort hier.« Seine tiefe Stimme schien zu schweben, begann irgendwo und endete mitten im Satz. »Was hat er hinterlassen? Einen Namen? Wovon? Eine Bank? Ein Gebäude in den Mailänder Fabriken? Daran hatten wir gedacht; wir haben sie zerlegt.«
    »Was auch immer es war, für Sie hat es keine Bedeutung. Und für mich auch nicht.«
    »Lügner«, erwiderte Gaetamo leise mit seiner eisig monotonen Stimme. Er drehte den Kopf nach rechts, dann nach links; er erinnerte sich. »Jeden Zentimeter dieses Waldes haben wir abgesucht. Wir haben gelbe Schnüre von einer Stange zur nächsten gespannt und jede Stelle markiert, während wir sie untersuchten. Wir dachten daran, alles niederzubrennen, abzuschneiden, hatten aber Angst vor dem, was wir dabei zerstören könnten. Wir verdammten den Bach und suchten den Schlamm ab. Die Deutschen gaben uns Instrumente... Aber da war nichts. Die großen Felsen waren mit sinnlosen Markierungen übersät, darunter auch der Geburtstag eines arroganten Siebzehnjährigen, der seine Überheblichkeit im Stein hinterließ. Und immer wieder nichts.«
    Victors Muskeln spannten sich. Gaetamo hatte es ausgesprochen. In einem kurzen Satz hatte der verstoßene Priester die Tür aufgesperrt: Ein arroganter Siebzehnjähriger, der sein Zeichen im Stein hinterließ. Aber er hatte es nicht hinterlassen. Donatti hatte den Schlüssel gefunden, ihn aber nicht erkannt. Die Überlegung war so einfach, so unkompliziert: ein Siebzehnjähriger, der ein ihm wichtiges Datum in einen vertrauten Felsen eingrub. Das war so logisch, so völlig belanglos und so klar.
    So wie die Erinnerung

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