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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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-, nicht obskure Schriften, von denen man ihnen sagte, daß sie nur für Gelehrte wichtig wären. Aber Donatti, der Fanatiker, konnte nicht widerstehen. Gerüchte über die Filioque-Papiere waren seit Jahrzehnten im Umlauf gewesen. Er mußte sie besitzen.« Der Xenope-Priester machte eine Pause, die Erinnerung schien ihm Schmerz zu bereiten. »Die Interessen des Kardinals und die der Deutschen trafen sich. Berlin wollte, daß Savarone Fontini-Cristis Einfluß gebrochen wurde. Donatti wollte ihn von jenem Zug fernhalten. Um jeden Preis.«
    »Warum war Donatti überhaupt involviert?«
    »Das war wieder Ihr Vater. Er wußte, daß die Nazis einen mächtigen Freund im Vatikan hatten. Er wollte, daß Donatti als das, was er war, angeprangert wurde. Der Kardinal konnte nur dann von jenem zweiten Zug wissen, wenn die Deutschen es ihm gesagt hatten. Ihr Vater wollte diese Tatsache ausnutzen. Das war der einzige Preis, den Fontini-Cristi von uns forderte. Es sollte sich freilich erweisen, daß jener Preis das Massaker von Campo di Fiori zur Folge hatte.«
    Victor konnte die Stimme seines Vaters über die Jahrzehnte hinweg hören.... Er erteilt den Uninformierten Befehle und erzwingt sie durch Furcht... Eine Schande für den Vatikan. Savarone kannte den Feind, aber nicht das ganze extreme Maß seiner Ungeheuerlichkeit.
    Das Band, das Fontines Rücken umschloß, schnitt ihm ins Fleisch. Er hatte zu lange gestanden. Auf den Stock gestützt, ging er auf den Stuhl zu, der vor dem Schreibtisch stand. Er setzte sich schwer.
    »Wissen Sie, was in jenem Zug war?« fragte der alte Mönch milde.
    »Ja. Brevourt hat es mir gesagt.«
    »Brevourt hat es nie gewußt. Man hat ihm nur einen Teil der Wahrheit gesagt, nicht die ganze. Was hat er Ihnen gesagt?«
    Plötzlich war Victor beunruhigt. Wieder suchten seine Augen die des Priesters, hielten sie fest.
    »Er sprach von den Filioque-Verwerfungen, Studien, die die Göttlichkeit Christi in Abrede stellten. Am schädlichsten davon sei eine Schriftenrolle, in der die Frage ausgesprochen würde, ob Jesus überhaupt je gelebt hätte. Anscheinend kam jene Rolle zu dem Schluß, daß dies nie der Fall war.«
    »Es waren niemals die Verwerfungen. Nie die Schriftrolle. Es war - ist - ein Geständnis im vollem Umfang, das vor all den anderen Dokumenten datiert ist.« Der Xenope-Priester wandte den Blick ab. Er hob die Hände, seine knochigen Finger berührten die blasse Haut seiner Wangen. »Die Filioque-Schriften sind Artefakte, über denen Gelehrte brüten mögen. Die aramäische Schriftrolle ist eine von ihnen, und sie war mehrdeutig, ebenso wie die Schriftrollen aus dem Toten Meer mehrdeutig waren, als man sie fünfzehnhundert Jahre später studierte. Aber vor dreißig Jahren, auf dem Höhepunkt eines moralischen Krieges - ist das nicht ein Widerspruch in sich? -, hätte das Auftauchen dieser Rolle katastrophal sein können. Das genügte Brevourt.«
    Fontine war wie hypnotisiert. »Was ist das für ein Geständnis? Ich habe nie davon gehört.«
    Die Augen des Mönchs kehrten zu Victor zurück. In dem kurzen Schweigen, ehe er zu sprechen begann, vermittelte der alte Priester den Schmerz, den ihm seine unmittelbare Entscheidung bereitete: »Es ist alles. Es ist auf ein Pergament geschrieben, das man im Jahre siebenundsechzig aus einem römischen Gefängnis brachte. Wir kennen das Datum, weil in dem Dokument der Tod Jesu nach dem hebräischen Kalender erwähnt ist, im Jahre vierunddreißig nach dieser Zählung. Das entspricht den neueste anthropologischen Erkenntnissen. Das Pergament ist von einem Mann geschrieben, der blind umherwanderte. Er spricht von Gethsemane und Kapernaum, Genezareth und Korinth, Pontus, Galatia und Kappadokia. Der Schreiber kann kein anderer als Simon von Bethsaida sein, dem von dem Mann, den er Christus nannte, der Name Petrus verliehen wurde. Was in jenem Pergament steht, übersteigt alles, was Sie sich vorstellen können. Es muß gefunden werden.«
    Der Priester hielt inne und starrte Victor über den Schreibtisch hinweg an.
    »Und zerstört?« fragte Fontine mit leiser Stimme.
    »Zerstört«, erwiderte der Mönch. »Aber aus keinem der Gründe, an die Sie vielleicht denken. Denn nichts ist verändert, und doch ist alles verändert. Meine Gelübde verbieten mir, Ihnen mehr zu sagen. Wir sind alte Männer, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn Sie helfen können, dann müssen Sie das. Jenes Pergament kann den Lauf der Geschichte ändern. Es hätte vor Jahrhunderten zerstört

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