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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Zahlen.
    Und dann kam es zu ihm zurück, über die Jahre hinweg -schwach, ebenso schwach wie die Buchstaben und die Ziffern. Und er wußte, daß er recht hatte, in jenem Bach zu stehen, bei jenem Felsbrocken.
    Burrone! Trac cia! Er hatte es vergessen, erinnerte sich aber jetzt. »Schlucht«, »Pfad«. Er hatte immer ihre Reise in die Berge aufgezeichnet, sie eingekratzt.
    Teil seiner Kindheit.
    Mein Gott, was für einen Teil! Jeden Sommer sammelte Savarone seine Söhne und ging mit ihnen in den Norden, um ein paar Tage mit ihnen zu klettern. Keine gefährlichen Klettertouren, eher Bergwanderungen, bei denen sie zelteten. Für sie alle ein Höhepunkt der Sommer, die sie miteinander verlebt hatten. Und er gab ihnen Landkarten, damit sie wußten, wo sie gewesen waren; und Vittorio, der Älteste, trug dann immer unauslöschbar und präzise ihre Reisen am Felsblock unten am Bach, ihrem »Fluß«, ein.
    Sie hatten dem Felsen einen Namen gegeben. Für sie war er der Argonaut. Die Kratzer auf dem Argonauten dienten ihnen als dauernde Aufzeichnung ihrer Bergodysseen. In die Berge ihrer Kindheit.
    In die Berge.
    Der Zug aus Saloniki war in die Berge gefahren! Die Kassette von Konstantin befand sich irgendwo in den Bergen!
    Er stützte sich auf den Ast und machte weiter. Er war jetzt nahe der Vorderseite des Felsens. Das Wasser reichte ihm bis zur Brust, kühlte das stählerne Korsett unter seinen Kleidern. Je weiter hinaus er ging, desto mehr wuchs seine Überzeugung; er hatte recht, hier zu sein. Die schwachen Kratzer - die verblaßten Narben von halben Linien und Markierungen -wurden immer zahlreicher. Der Rumpf des Argonauten war mit Graffiti bedeckt, die sich auf lang vergessene Reisen bezogen.
    Das kalte Wasser verkrampfte ihm den Rücken; der Ast entfiel seinen Händen. Er schlug ins Wasser, packte den Ast, veränderte dabei seinen Stand. Er fiel - besser gesagt, er glitt -gegen den Felsen und gewann sein Gleichgewicht zurück, indem er den Ast in den Schlamm bohrte.
    Er starrte an, was sich nur wenige Zentimeter vor seinen Augen im Wasser abbildete. Da war eine kurze, gerade, waagerechteLinie, die sich ganz deutlich im Felsen abzeichnete. Sie war eingemeißelt.
    Er stützte sich so gut er konnte, wechselte den Stock in die rechte Hand, schob ihn zwischen den Daumen und die Taschenlampe und drückte die Finger gegen die Felsoberfläche.
    Er fuhr der Linie nach. Sie bog scharf nach unten ins Wasser ab, zuerst zur Seite und dann nach unten. Und dort hörte sie plötzlich auf.
    7. Es war eine 7.
    Ganz anders als die anderen verblaßten Hieroglyphen am Felsen; nicht Kratzer, die ungeschickte Kinderhände gemacht hatten, sondern ein Werk der Präzision. Die Zahl war höchstens zwei Zentimeter hoch - aber dafür war sie einen guten halben Zentimeter tief eingegraben.
    Er hatte es gefunden, eingegraben für tausend Jahre. Eine Botschaft, eingegraben in Stein, in Stein eingemeißelt!
    Er führte seine Taschenlampe näher heran und strich mit zitternden Fingern vorsichtig über die Stelle. War es das? War dies der Augenblick? Trotz der Kälte und der Nässe schoß ihm das Blut in den Kopf, und sein Herz schlug schneller. Am liebsten hätte er es laut hinausgeschrien, aber er mußte sicher sein.
    Etwa in der Mitte der senkrechten Linie der 7, etwa einen Zentimeter weiter rechts, war ein Strich. Und dann eine weitere einzelne senkrechte Linie - eine i, gefolgt von einer weiteren Senkrechten, die kürzer war und nach rechts bog und eine gerade Linie schnitt, die nach oben und unten führte. Eine 4. Es war eine 4.
    Sieben - Strich - eins - vier. Eher unter der Wasserfläche als darüber.
    Hinter der 4 war eine weitere kurze horizontale Linie. Ein Strich. Danach kam - ein Z? Aber es war kein Z. Die Winkel waren nicht scharf, sondern gerundet.
    Eine 2!
    Sieben - Strich - eins - vier - Strich - zwei...
    Dann kam eine weitere Markierung, aber diesmal handelte es sich nicht um eine Ziffer. Es war eine Folge von vier kurzen geraden Strichen, die miteinander verbunden waren. Ein Kasten, ein Quadrat. Ein perfektes geometrisches Quadrat.
    Natürlich war es eine Ziffer! Eine Null!
    Sieben - Strich - eins - vier - Strich - zwei - null.
    Was bedeutete das? Hatte Savarones Alter ihn dazu veranlaßt, eine Nachricht zu hinterlassen, die niemandem außer ihm etwas sagte? War alles mit Ausnahme der Nachricht selbst so brillant logisch gewesen? Sie bedeutete nichts:
    7-14-20... Ein Datum? War es ein Datum?
    Mein Gott, dachte Victor, 7 - 14. 14. Juli!

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