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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Priester packte die Hand und drückte sie nach innen, brach ihm die Finger. Er zog Fontine nach oben, drehte dabei immer noch seinen Kopf und den Hals zur Seite, so daß ihm das Korsett tief in den Rücken schnitt.
    »Ich höre nicht auf, solange Sie mir nicht die Wahrheit sagen!«
    »Du Schwein! Du Schwein von Donatti!« Victor taumelte zur Seite. Gaetamo konterte, indem er die Faust gegen Fontines Brustkasten schmetterte. Der Schlag lähmte ihn, der Schmerz war unerträglich.
    Der Stock. Der Stock! Fontine rollte sich nach links, die linke Hand unten, sie hielt immer noch den abgebrochenen Ast, hielt ihn fest, so wie man in einem Augenblick unerträglichen Schmerzes etwas festhält. Gaetamo hatte jetzt die Stahlklammer in seinem Korsett gefunden. Er zog daran, schob sie hin und her, bis der Stahl sein Fleisch aufriß.
    Victor zog den langen Stock Zoll für Zoll herauf, indem er ihn gegen das Ufer preßte. Jetzt berührte er seine Brust; er spürte ihn. Das Ende war zackig. Wenn er nur die kleinste Öffnung zwischen sich und dem Monstrum über sich finden konnte, genügend Platz, um den Stock nach oben zu stoßen, auf das Gesicht zu, den Hals...
    Der Augenblick kam. Gaetamo hob ein Knie. Das reichte.
    Fontine stieß den Stock nach oben, mit der letzten Kraft, die er aufbringen konnte. Er hörte einen wütenden Aufschrei, ein Brüllen, das den Wald durchdrang.
    Und dann füllte eine Explosion die graue Dunkelheit. Jemand hatte eine Waffe abgefeuert. Das Kreischen der Vögel und Tiere schwoll an - und der Körper Gaetamos fiel nach vorn, über ihn. Er rollte zur Seite.
    Der Stock hatte sich ihm in die Kehle gebohrt. Unter seinem Hals war nur noch blutdurchtränktes Fleisch. Der Schuß, der aus der Dunkelheit abgefeuert worden war, hatte ihn in Stücke gerissen.
    »Möge Gott mir verzeihen«, sagte der Mönch von Xenope aus den Schatten.
    Eine schwarze Leere überkam Victor. Er spürte, wie er ins Wasser glitt, als zitternde Hände ihn erfaßten. Seine letzten Gedanken - seltsam friedlich - galten seinen Söhnen. Den Geminis. Die Hände hätten die Hände seiner Söhne sein können, die versuchten, ihn zu retten. Aber die Hände seiner Söhne zitterten nicht.
Teil zwei
22
    Major Andrew Fontine saß steif an seinem Schreibtisch und lauschte den Geräuschen des Morgens. Es war fünf Minuten vor acht; die Büros begannen sich zu füllen. In den Gängen näherten und entfernten sich Stimmen. Das Pentagon begann seinen Tag. Er hatte fünf Tage, um nachzudenken. Nein, nicht um nachzudenken, um zu handeln. Es gab nicht so viel zu bedenken. Es war notwendig, zu handeln und zuzuschlagen. Das zu zerschlagen, was Adrian und seine »besorgten Bürger« angefangen hatten.
    Das Eye Corps war die Geheimeinheit mit der größten Daseinsberechtigung in der ganzen Armee. Es tat genau das, was die Dissidenten zu tun glaubten, aber ohne dabei das System in Stücke zu reißen, ohne Schwächen zu offenbaren. Es galt, Stärke und die Illusion der Stärke zu bewahren. Das war von großer Wichtigkeit. Sie hatten es mit der anderen Art versucht. Das Eye Corps war nicht in Georgetown ins Licht der Welt gekommen, bei Brandy und Zigarren und unter Bildern des Pentagons an den Wänden. Nein, es war in einer Hütte im Mekong-Delta zur Welt gekommen, nachdem er aus Saigon zurückgekehrt war und den drei ihm nachgeordneten Offizieren gesagt hatte, was im Hauptquartier geschehen war.
    Er war mit berechtigten Klagen von der Front nach Saigon gegangen, Beweisen für Korruption in den Nachschublinien. Material im Wert von Hunderttausenden von Dollars wurde jede Woche im ganzen Mekong-Bereich umgeleitet, wurde von ARVN-Truppen beim ersten Anzeichen von Feindseligkeiten aufgegeben und in den Schwarzmarkt zurückgeschleust. Ganze Löhnungslisten wurden von ARVN-Kommandanten zu den Banken getragen, und vietnamesische Netze, die von Hue und Da-Nang aus operierten, kauften dafür und verteilten sie. Millionen wurden in Südostasien veruntreut, und niemand schien zu wissen, was man dagegen tun konnte.
    Also brachte er seine Beweise nach Saigon, zu den zuständigen Kommandostellen. Und was taten die? Sie dankten ihm und sagten, sie würden Ermittlungen anstellen. Was gab es da zu ermitteln? Er hatte genügend Beweise für ein Dutzend Anklagen mitgebracht.
    Ein Brigadier hatte ihn zu einem Drink in eine Bar eingeladen.
    »Hören Sie, Fontine, besser ein wenig Korruption, als das ganze Munitionslager hochgehen zu lassen. Diese Leute sind von Natur aus Diebe, daran

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