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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ausfindig zu machen. Die Fabrikpfeifen schrillten. Die Tagschicht war zu Ende, und binnen weniger Minuten würden der Hof und die Korridore überfüllt sein. Die hereinkommenden Arbeiter - sie mußten um achtzehn Uhr fünfzehn an ihren Plätzen sein - fluteten durch das Westtor.
    Er ging die Treppe zum Angestellteneingang hinauf und trat in den überfüllten, lauten Korridor und zog sich Hut und Mantel aus. Tesca stand an der Wand, auf halbem Weg zu den Türen, die zu den Spinden der Arbeiter führten. Er war groß und schlank, Savarone sehr ähnlich. Tesca nahm Savarones Hut und Mantel und half ihm in seinen eigenen, abgetragenen dreiviertellangen Regenmantel mit einer Zeitung in der Tasche. Dann reichte er Savarone eine große Schildmütze aus Tuch. Der ganze Tausch vollzog sich wortlos inmitten der drängenden Menschenmassen. Tesca ließ sich von Savarone beim Anlegen des Kamelhaarmantels helfen. Fontini-Cristi sah, daß der Angestellte sich die Mühe gemacht hatte - wie vor zwei Jahren -, gebügelte Hosen, auf Hochglanz polierte Schuhe und ein weißes Hemd mit Krawatte anzuziehen.
    Der Partigiano reihte sich in den Menschenstrom ein, der dem Ausgang zustrebte. Savarone folgte zehn Meter hinter ihm und blieb dann unbeweglich auf der überfüllten Plattform vor den sich beständig öffnenden Türen stehen und tat so, als lese er die Zeitung.
    Er sah, was er sehen wollte. Der Kamelhaarmantel und der grüne Tirolerhut stachen aus den abgewetzten Lederjacken und der abgetragenen Kleidung der Arbeiter hervor. Zwei Männer auf der anderen Seite des Menschenstroms gaben einander ein Signal und nahmen die Jagd auf, arbeiteten sich, so gut sie konnten, durch die Menge, versuchten aufzuholen. Savarone zwängte sich in den Arbeiterstrom und traf noch rechtzeitig am Tor ein, um zu sehen, wie die Tür der Fontini-Cristi-Limousine sich schloß und der schwere Wagen sich in den Verkehr auf der Via di Sempione einreihte. Die zwei Verfolger waren am Randstein; ein grauer Fiat rollte heran, und sie stiegen ein.
    Der Fiat nahm die Verfolgung auf. Savarone bog nach Norden und ging schnell zu der Bushaltestelle an der Ecke.
    Das Haus am Flußufer war ein Relikt, das einmal, vielleicht vor einem Jahrzehnt, weiß gestrichen worden war. Von außen wirkte es heruntergekommen, aber drinnen waren die Zimmer klein, sauber und gut organisiert. Es waren Arbeitsplätze, ein antifaschistisches Hauptquartier.
    Savarone betrat den Raum, dessen Fenster die trüben Wasser des Olona-Flusses überblickten, die jetzt die Nacht schwarz färbte. Drei Männer erhoben sich von geradlehnigen Stühlen, die um einen Tisch standen, und begrüßten ihn mit Gefühl und Respekt. Er kannte zwei von ihnen, der dritte, so vermutete er, war aus Rom.
    »Heute morgen ist der Hebelcode gesandt worden«, sagte Savarone. »Was bedeutet das?«
    »Sie haben das Telegramm erhalten?« fragte der Mann aus Rom ungläubig. »Alle Telegramme an Fontini-Cristi in Mailand sind abgefangen worden. Deshalb bin ich hier.«
    »Ich habe meines in Campo di Fiori bekommen. Über das Telegrafenbüro in Varese, vermute ich, nicht über Mailand.« Savarone empfand ein mildes Gefühl der Erleichterung darüber, daß sein Sohn nicht ungehorsam gewesen war. »Haben Sie die Information?«
    »Nicht vollständig, Padrone«, erwiderte der Mann. »Aber genug, um zu wissen, daß die Lage äußerst ernst ist. Das Militär hat plötzlich großes Interesse für die Bewegung im Norden. Die Generale wollen sie zerschlagen. Sie möchten, daß Ihre Familie bloßgestellt wird.«
    »Als was?«
    »Als Feinde des neuen Italien.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Wegen des Abhaltens verräterischer Zusammenkünfte in Campo di Fiori, wegen Verbreitung von Lügen gegen den Staat, wegen des Versuchs, die Ziele Roms zu unterminieren und den industriellen Arm des Landes zu korrumpieren.«
    »Worte.«
    »Trotzdem soll ein Exempel statuiert werden. Sie verlangen es, sagen sie.«
    »Unsinn. Rom würde niemals mit so fadenscheinigen Begründungen gegen uns vorzugehen wagen.«
    »Das ist das Problem, Signore«, sagte der Mann zögernd. »Es ist nicht Rom. Es ist Berlin.«
    »Was?«
    »Die Deutschen sind überall, geben allen Befehle. Es heißt, Berlin möchte, daß die Fontini-Cristis ihres Einflusses beraubt werden.«
    »Die blicken in die Zukunft, nicht wahr?« meinte einer der zwei anderen Männer, ein älterer Partigiano, der inzwischen ans Fenster getreten war.
    »Wie haben sie vor, das zu bewirken?« fragte

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