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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auch immer geschehen war, das sie entfremdet hatte, musste ausgelöscht werden. Ihre Verantwortung forderte es. Sie setzten sich, hielten die fotokopierten Seiten seiner Erinnerungen des 14. Juli 1920 in der Hand. Er hatte Jane instruiert, jedem eine Kopie zu geben; sie sollten sie lesen, ehe sie zu ihm kamen. Kein Augenblick durfte mit Erklärungen vergeudet werden, die sich vorher erledigen ließen. Er hatte nicht mehr die Kraft.
    »Wir werden keine Worte mit Sentimentalitäten vergeuden. Ihr habt eure Mutter gehört. Ihr habt gelesen, was ich geschrieben habe. Ihr werdet Fragen haben.«
    Andrew sprach als erster. »Angenommen, diese Kassette kann gefunden werden - was dann?«
    »Ich werde eine Liste mit Namen vorbereiten, fünf oder sechs Männer, nicht mehr. Es ist nicht leicht, sie auszuwählen. Ihnen werdet ihr die Kassette bringen.«
    »Und was werden sie damit tun?« bohrte Andrew.
    »Das wird davon abhängen, was die Kassette enthält. Es freigeben, es vernichten, es wieder vergraben.«
    Adrian unterbrach leise. Der Anwalt war plötzlich beunruhigt. »Haben wir eine Wahl? Das glaube ich nicht. Diese Kassette gehört nicht uns, ihr Inhalt sollte der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden.«
    »Um Chaos heraufzubeschwören? Man muß die Folgen abwägen.«
    »Hat denn jemand den Schlüssel?« fragte der Soldat. »Den Ort, an dem diese Reise im Dezember 1939 endete?«
    »Nein. Das wäre bedeutungslos. Es gibt nur einige wenige, die von dem Zug wußten, wußten, was wirklich in ihm war. Alte Männer vom Patriarchat. Einer lebt in Campo di Fiori und hat nicht mehr viel Zeit.«
    »Und wir sollen niemandem etwas sagen«, fuhr der Major fort. »Niemand außer uns darf es wissen.«
    »Niemand. Es gibt Leute, die die Hälfte der Arsenale auf dieser Welt gegen die Information eintauschen würden.«
    »So weit würde ich nicht gehen.«
    »Dann würdest du nicht nachdenken. Ich bin sicher, eure Mutter hat es euch erklärt. Neben den Filioque-Papieren und der aramäischen Schrift gibt es in jeder Kassette ein Pergament mit einem Geständnis, das die Religionsgeschichte ändern könnte. Wenn du glaubst, daß Regierungen, daß ganze Nationen ohne Interesse danebenstehen und zusehen würden, dann täuschst du dich schwer.«
    Andrew verstummte. Adrian sah zuerst ihn, dann Victor an.
    »Wie lange, glaubst du, daß es dauern wird? Um diese -diese Kassette zu finden?« fragte er.
    »Ich schätze, einen Monat. Ihr werdet Geräte brauchen, Bergführer, eine Woche Instruktionen - nicht mehr, denke ich.«
    Andrew hob den Stapel Fotokopien hoch. »Weißt du ungefähr, wie groß die Fläche ist, die wir durchsuchen müssen?«
    »Das ist schwer zu sagen. Viel wird davon abhängen, was ihr findet und was sich geändert hat. Aber wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, dann höchstens fünf bis acht Quadratkilometer.«
    »Fünf bis acht! Kommt nicht in Frage«, unterbrach Andrew erregt, aber ohne die Stimme zu heben. »Tut mir leid, aber das ist verrückt. Das könnte Jahre dauern. Du sprichst hier von den Alpen. Ein Loch in der Erde, eine Kiste, nicht größer als ein Sarg, irgendwo auf einem Dutzend Berge.«
    »Die Zahl der möglichen Verstecke ist beschränkt. Es kann nur um einen von vielleicht drei oder vier Pässen ganz oben gehen, wo wir nie klettern durften.«
    »Ich habe in einem halben Hundert Feldsituationen Terrain vermessen müssen«, sagte der Soldat so langsam und so höflich, daß seine Worte an Herablassung grenzten. »Du bagatellisierst ein unglaublich schwieriges Problem.«
    »Das glaube ich nicht. Ich meine das, was ich Adrian gerade gesagt habe, ganz ernst. Viel wird davon abhängen, was ihr findet. Euer Großvater war alles andere als nicht sorgfältig. Er hat alle Aspekte einer Situation überlegt und die meisten Eventualitäten.« Victor hielt inne und setzte sich in den Kissen zurecht. »Savarone war ein alter Mann, es herrschte Krieg, niemand wußte das besser als er. Er hat nichts hinterlassen, das irgend jemand in Campo di Fiori erkennen konnte, aber ich kann einfach nicht glauben, daß er nicht irgend etwas in der Gegend selbst hinterlassen hat. Ein Zeichen, irgendeine Nachricht - irgend etwas. So war er.«
    »Wo müßten wir da nachsehen?« fragte Adrian, dessen Blick einen Moment lang zu seinem Bruder im Ledersessel ihm gegenüber abschweifte. Der Major starrte die Blätter an, die er in der Hand hielt.
    »Ich habe die Möglichkeiten aufgeschrieben«, sagte Victor. »In dem Dorf Champoluc gab es eine Familie

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