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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Andrew richtete sich auf, trat ein paar Schritte von dem Wagen zurück. »Ich glaube, wir müssen zurückgehen, Adrian. Sieben Jahre zurück. Vor San Francisco. Kannst du das?«
    Adrian starrte seinen Bruder an. »Die Frage kannst nur du beantworten. Und bitte, lüg nicht; du hast dich nie besonders gut auf Lügen verstanden. Nicht mir gegenüber.«
    »Du mir gegenüber auch nicht.«
    Ihre Blicke tauchten ineinander, keiner wich dem anderen aus.
    »Mittwoch abend ist ein Mann getötet worden. In Washington.«
    »Ich war in Saigon. Das weißt du. Wer war er?«
    »Ein Negeranwalt aus dem Justizministerium. Ein Mann namens... «
    »Nevins«, unterbrach Andrew seinen Bruder.
    »Mein Gott! Du hast es gewußt!«
    »Gekannt habe ich ihn, ja. Aber nicht gewußt, daß er ermordet worden ist. Warum sollte ich?«
    »Eye Corps! Er hatte eine eidesstattliche Erklärung über das Eye Corps! Ich war mit ihm zusammen! Man hat die Unterlagen aus seinem Wagen weggenommen!«
    »Du bist wohl nicht ganz bei Verstand?« Der Soldat sprach ganz langsam, ohne ein Gefühl der Hast aufkommen zu lassen. »Mag sein, daß du uns nicht magst, aber wir sind doch nicht dumm. Ein Ziel wie dieser Mann, selbst wenn es nur ganz entfernt mit uns in Verbindung steht, würde Hunderte von Ermittlern des Generalinspekteurs auf den Plan rufen. Es gibt doch bessere Methoden. Mord ist ein Instrument, aber man benutzt es nicht gegen sich selbst.«
    Adrian sah immer noch seinen Bruder an, suchte seine Augen. Schließlich sprach er. Leise, so leise, daß es kaum ein Flüstern war. »Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Eiskaltes gehört.«
    »Was denn?«
    »>Mord ist ein Instrumente Das ist doch dein Ernst, nicht wahr?«
    »Natürlich ist es das. Das ist die Wahrheit. Habe ich deine Frage beantwortet?«
    »Ja«, sagte Adrian leise. »Wir gehen zurück - vor San Francisco. Auf eine Weile; das mußt du wissen. Nur bis das hier vorbei ist.«
    »Gut - du hast einiges zu erledigen, ehe wir abreisen, und ich auch. Sagen wir morgen in einer Woche?«
    »Einverstanden. Morgen in einer Woche.«
    »Ich nehme die Sechsuhrmaschine nach Washington. Willst du mitkommen?«
    »Nein, ich treffe mich mit jemandem in der Stadt. Ich nehme mir einen der Wagen von hier.«
    »Das ist komisch«, sagte Andrew und schüttelte langsam den Kopf, als wäre das, was er sagen wollte, keineswegs komisch. »Ich habe dich nie nach einer Telefonnummer gefragt oder nach deiner Adresse.«
    »In den District Towers. An der Nebraska Avenue.«
    »Die District Towers. Gut. Morgen in einer Woche. Ich werde die Tickets bestellen. Direkt nach Mailand. Hast du einen gültigen Paß?«
    »Ich denke schon. Im Hotel. Ich werde nachsehen.«
    »Gut. Ich ruf dich an. Morgen in einer Woche.« Andrew griff nach der Türklinke. »Übrigens, was ist aus dieser Vorladung geworden?«
    »Du weißt doch, was aus ihr geworden ist. Man hat sie nicht vorgelegt.«
    Der Soldat lächelte, während er in den Wagen stieg. »Sie hätte euch ohnehin nichts gebracht.«
    Sie hatten sich an einen Ecktisch des St.-Moritz-Straßencafes an der Südseite des Central Park gesetzt. Sie mochten solche Plätze; sie pflegten sich dann immer Fußgänger auszuwählen und Lebensläufe für sie zu erfinden.
    Jetzt erfanden sie keine. Statt dessen entschied Adrian für sich, daß die Anweisungen seines Vaters, niemandem von dem Zug aus Saloniki zu erzählen, Barbara nicht einschlossen. Seine Entscheidung beruhte auf dem Glauben, daß sie, sollten die Rollen anders verteilt sein, es ihm sagen würde. Er würde das Land nicht auf fünf bis zehn Wochen verlassen, ohne ihr den Grund zu sagen. Das hatte sie nicht verdient.
    »So ist es also. Religiöse Dokumente, die fünfzehnhundert Jahre in die Vergangenheit zurückreichen, eine aramäische Schriftrolle, die die britische Regierung mitten im Krieg fast dazu brachte, den Verstand zu verlieren, und ein Geständnis, das vor zweitausend Jahren auf ein Pergament geschrieben wurde, und das Gott weiß was enthält. Diese Kassette hat schon mehr Unheil angerichtet, als mir in den Kopf will. Wenn das, was mein Vater sagt, stimmt, dann könnten diese Dokumente, diese Schriftrolle - und am allermeisten dieses Pergament - den Lauf der Welt verändern.«
    Barbara lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, und ihre braunen Augen sahen ihn an. Sie musterte ihn eine Weile, ohne etwas zu sagen.
    »Das kommt mir höchst unwahrscheinlich vor. Dokumente werden jeden Tag irgendwo entdeckt. Der Lauf der Welt ändert sich nicht so

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