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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Hände des Priesters angestarrt. »Das ist unlogisch. Sie haben doch Donattis Papiere gelesen.«
    »Und da wurden sie mir plötzlich klar, die unzusammenhängenden Sätze, das unsinnige Geschwätz, die scheinbar sinnlosen Hinweise auf abseits liegende Orte, die Zeitangaben... Plötzlich gab das alles einen Sinn. Selbst in seinen privatesten Papieren sprach Donatti es nicht aus, seine Furcht war zu groß... Alles ließ sich auf jenen Zug zurückführen. Und auf das, was sich in ihm befand, was auch immer es sein mag.«
    »Sie wissen es nicht?«
    »Ich erfuhr es. Ich hätte es schneller erfahren, aber Brevourt weigerte sich, mich zu empfangen. Und einige Monate nach meinem Versuch, ihn zu sprechen, starb er.
    Ich ging in das Gefängnis, wo Gaetamo festgehalten wurde. Er spuckte mich durch das Drahtgitter an, krallte sich mit seinen Händen daran fest, bis sie bluteten. Aber ich hatte jetzt die Quelle. Konstantin. Das Patriarchat. Ich verschaffte mir eine Audienz bei einem Priester der Ältesten. Er war ein sehr alter Mann, und er hat es mir gesagt. In dem Zug aus Saloniki befanden sich die Filioque-Verwerfungen.«
    »Sonst nichts?«
    Monsignore Land lächelte. »Theologisch gesprochen, war es genug. Für jenen alten Mann und seine Kollegen in Rom repräsentierten die Filioque-Dokumente Triumph und Katastrophe zugleich.«
    »Für Sie repräsentieren sie das nicht?« Victor musterte den Priester scharf und konzentrierte sich auf seine haselnußbraunen Augen.
    »Nein. Die Kirche ist nicht mehr die Kirche der vergangenen Jahrhunderte, nicht einmal die der vergangenen Generationen.
    Ganz einfach ausgedrückt, wenn sie das wäre, könnte sie nicht überleben. Die alten Männer klammern sich an das, was sie für unumstößlich halten. In den meisten Fällen ist das alles, was ihnen übriggeblieben ist; es ist nicht notwendig, ihnen ihre Überzeugung zu nehmen. Unser Auftrag wandelt sich langsam, kaum merkbar - aber nichts ist mehr so, wie es einmal war. Mit jedem Jahr - in dem Maße, wie die alte Garde uns verläßt - tritt die Kirche schneller in das Reich der gesellschaftlichen Verantwortung ein. Sie besitzt die Macht, sehr viel Gutes zu tun, die Mittel - spirituell und pragmatisch -, um ungeheures Leid zu lindern. Ich spreche mit einiger Erfahrung, weil ich Teil dieser Bewegung bin. Wir befinden uns in jeder Diözese auf der ganzen Welt. Das ist unsere Zukunft. Wir sind jetzt Teil der Welt.«
    Fontine wandte den Blick ab. Der Priester hatte geendet; er hatte eine Macht für das Gute in einer Welt, die traurigen Mangel litt, geschildert. Victor wandte sich wieder Land zu.
    »Dann wissen Sie also nicht genau, was in jenen Dokumenten aus Saloniki steht.«
    »Was hat es schon zu bedeuten? Schlimmstenfalls theologische Debatten. Belanglose Doktrinen. Ein Mann hat existiert, und sein Name war Jesus von Nazareth - oder der Erzengel des Lichts der Essener, und er sprach aus dem Herzen. Seine Worte sind uns überliefert, sind historisch von den aramäischen und biblischen Gelehrten bestätigt, von Christen ebenso wie von Nichtchristen. Welchen Unterschied macht es wirklich, ob man ihn Zimmermann oder Prophet oder Sohn Gottes nennt? Worauf es wirklich ankommt, ist, daß er die Wahrheit sprach, so wie er sie sah, so wie sie ihm offenbart wurde. Nur seine Ehrlichkeit, wenn Sie so wollen, ist es, worauf es ankommt. Und darüber gibt es keine Debatte.«
    Fontine hielt den Atem an. Seine Gedanken rasten, eilten zurück nach Campo di Fiori, zu einem alten Mönch von Xenope, der von einem Pergament sprach, das man aus einem römischen Gefängnis gebracht hatte.
    ... Was in jenem Pergament steht, übersteigt alles, was Sie sich vorstellen können... Es muß gefunden werden... zerstört... denn nichts ist verändert, und doch ist alles verändert,..
    Zerstört.
    ... Worauf es ankommt, ist, daß er die Wahrheit sprach, so wie er sie sah, so wie sie ihm offenbart wurde... seine Ehrlichkeit ist es, worauf es ankommt. Und darüber gibt es keine Debatte...
    Oder gab es die doch?
    War dieser Gelehrtenpriester, dieser gute Mann neben ihm, darauf vorbereitet, dem ins Auge zu sehen, dem es ins Auge zu sehen galt? War es auch nur im entferntesten Maße fair, ihn dazu aufzufordern?
    Denn nichts ist verändert, und doch ist alles verändert.
    Was auch immer jene widersprüchlichen Worte bedeuten mochten, nur außergewöhnliche Männer würden wissen, was es zu tun galt. Er würde seinen Söhnen eine Liste vorbereiten.
    Der Priester namens Land war ein

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