Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Kandidat dafür.
    Die vier schweren Rotorblätter verlangsamten ihre Drehung und ließen das ganze Flugzeug dröhnen. Ein Mann öffnete die Luke und zog den Hebel, der die kurze Treppe aus dem Rumpf fahren ließ. Major Andrew Fontine trat in das Licht der Morgensonne und kletterte die Metallstufen auf den Helikopterlandeplatz des Luftwaffenstützpunkts Cobra in Phan Thiet hinunter.
    Seine Papiere verschafften ihm Transportpriorität und Zugang zu den Lagerhäusern in der Sperrzone am Wasser. Er würde einen Jeep von der Fahrbereitschaft anfordern und direkt zum Pier fahren. Und dort zu einem Aktenschrank im Lagerhaus 4. Dort lagen die Akten des Eye Corps, und dort würden sie bleiben, am sichersten Ort in Südostasien, sobald er sich selbst davon überzeugt hatte, daß nichts verändert war. Nach dem Lagerhaus lagen noch zwei Stationen vor ihm: zuerst nach Norden, nach Da Nang, und dann wieder nach Süden, an Saigon vorbei ins Delta. Nach Can Tho.
    Captain Jerome Barstow war in Can Tho. Marty Greene hatte recht: Barstow war es, der das Eye Corps verraten hatte. Die anderen waren seiner Meinung. Sein Verhalten war das eines Mannes, der zerbrochen war. Man hatte ihn in Saigon mit einem Offizier der juristischen Abteilung namens Tarkington gesehen. Es war nicht schwierig, sich auszumalen, was geschehen war: Barstow bereitete seine Verteidigung vor, und wenn das zutraf, so bedeutete eine Verteidigung, daß er aussagen würde. Barstow wußte nicht, wo die Akten des Eye Corps lagen, aber er hatte sie gesehen. Er hatte zwanzig oder dreißig selbst angefertigt. Barstows Aussage konnte das Ende des Eye Corps sein. Das würden sie nicht zulassen.
    Der Jurist namens Tarkington war in Da Nang. Er wußte es noch nicht, würde aber einem weiteren Mann aus dem Eye Corps begegnen. Das würde der letzte Mensch sein, dem er begegnete. In einer Seitengasse mit einem Messer im Leib und Whisky an seinem Hemd und im Mund.
    Und dann würde Andrew ins Delta fliegen. Zu dem Verräter namens Barstow. Barstow würde von einer Hure erschossen werden; sie waren billig zu kaufen.
    Er ging über den heißen Beton auf das Transitgebäude zu. Ein Lieutenant Colonel erwartete ihn. Zuerst erschrak Andrew. War etwas schiefgegangen? Die fünf Tage waren doch noch nicht um. Dann sah er, daß der Colonel lächelte.
    »Major Fontine?« Der Mann streckte ihm die Hand hin, rechnete nicht mit einer militärischen Ehrenbezeigung.
    »Ja, Sir?« Ein kurzes Händeschütteln.
    »Telegramm aus Washington, unmittelbar vom Secretary of the Army. Sie müssen nach Hause zurück, Major. Sobald wie möglich. Es tut mir leid, daß ich es bin, der Ihnen das sagen muß. Es betrifft Ihren Vater.«
    »Meinen Vater? Ist er tot?«
    »Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie haben Prioritätsfreiheit für jedes Flugzeug, das Tan Son Nhut verläßt.« Der Colonel reichte ihm einen rotgeränderten Umschlag mit dem Stempel des General Headquarters, Saigon. Es war die Art von Umschlägen, wie sie für Verbindungsleute des Weißen Hauses und Kuriere der Vereinigten Stabschefs vorbereitet waren.
    »Mein Vater ist schon seit Jahren ein kranker Mann«, sagte Fontine langsam. »Das kommt nicht unerwartet. Ich habe nur einen Tag hier zu tun. Ich werde morgen abend in Tan San Nhut sein.«
    »Wie Sie meinen. Für uns ist wichtig, daß wir Sie gefunden haben. Sie haben die Nachricht erhalten.«
    »Ich habe die Nachricht erhalten«, wiederholte Andrew.
    In der Telefonzelle lauschte Adrian der müden Stimme des Polizeisergeanten. Der Sergeant log - oder, noch glaubwürdiger, jemand hatte ihn belogen. Der Pathologiebericht über Nevins, James, männlich, schwarz, Opfer eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht, zeigte keinerlei Hinweise auf Verletzungen an Schädel, Hals oder dem oberen Thorax, die nicht mit dem Zusammenstoß in Verbindung standen.
    »Schicken Sie mir den Bericht und die Röntgenaufnahmen«, sagte Adrian kurz. »Sie haben meine Adresse.«
    »Dem Pathologiebericht lagen keine Röntgenaufnahmen bei«, erwiderte der Polizeibeamte mechanisch.
    »Beschaffen Sie sie«, sagte Adrian und legte auf.
    Lügen. Überall Lügen und Ausflüchte.
    Aber seine Lüge war die größte von allen, er hatte sich selbst belogen und jene Lüge akzeptiert und dazu benutzt, andere zu überzeugen. Er hatte einer Gruppe sehr verängstigter junger Anwälte aus dem Justizministerium gesagt, daß unter den gegebenen Umständen die Vorladung gegen das Eye Corps aufgeschoben werden sollte. Sie mußten ihr

Weitere Kostenlose Bücher